Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
gut ...« Kriss ließ demonstrativ die Schultern sinken und sah zu Lian. Das war der Moment, den sie abgesprochen hatten. »Ihr habt gewonnen, General«, sagte sie, mit dem resigniertesten Tonfall, den sie aufbringen konnte. »Ich brauche eine Karte.«
    Einem fast unmerklichen Wink von Ruhndor folgend, zog Markon Dorello eine Landkarte aus einer Schublade der Tafel und breitete sie auf dem Tisch aus.
    »Nun, Doktor?« Der General tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab.
    Ihre Kleider klebten an Kriss’ Haut. »Der letzte Krieger«, sagte sie. »Die Statue von Ollon Monda. Sie stand ursprünglich an der ... Ostpromenade von Hestria. Ihr Blick ging durch zwei Pfeiler aufs Meer hinaus. Wenn man ihrer Blickrichtung folgt, gelangt man ... hierher.« Sie tippte auf einen Punkt im Westen Ellkors, eine Landzunge an der Küste des Königreichs Raxander, die wie ein Zipfel ins Meer hineinragte. »Irgendwo dort«, log sie mit aller Überzeugung, zu der sie fähig war, »befindet sich der letzte Wegweiser nach Dalahan.«
    »Nein«, sagte der General.
    Kriss hatte das Gefühl, kalte Hände aus Eisen würden sich um ihren Hals legen.
    »Ihr lügt«, erklärte Ruhndor. Wieder ein Fakt.
    »N-Nein, das tue ich nicht –!«
    Der General nickte der Graujacke hinter Lian zu und diese drückte ihm eine Pistole gegen den Hinterkopf. Der Hahn wurde mit einem Klicken gespannt.
    »Überlegt es Euch gut, Doktor.«
    Kriss’ Herz hörte für einen entsetzlich langen Moment auf zu schlagen. Sie sah, wie Lian Ruhndor kühn entgegenblickte. Aber sie sah auch die Schweißperlen auf seiner Stirn, das Zucken seines Mundwinkels.
    »Was für’n Grund hätten wir, jetzt noch zu lügen?« Lians Stimme klang gepresst, aber tapfer. »Wir sind doch nich’ lebensmüde!«
    Kriss versuchte vergeblich zu schlucken. Sie war drauf und dran alles zu gestehen und zuckte zusammen, als sie Holz knarren hörte. Der General hatte sich in seinen Stuhl zurückgelehnt. »Ihr solltet es besser nicht sein«, sagte er. »Ihr bleibt an Bord, bis wir dort sind. Solltet Ihr versuchen, mich zu betrügen, ist Euer Leben verwirkt. Haben wir uns verstanden, Doktor?«
    Kriss sah sich in dem grünen Kristall eifrig nicken. Ihre Stirn glänzte feucht. »Ja, General! Natürlich!«
    Ruhndor ließ den Blick nicht von ihr; sie spürte die Willenskraft des Mannes wie den Luftdruck vor einem Gewitter. Die Graujacke hinter Lian senkte die Pistole. Kriss sah ihn versteckt aufatmen.
    »Herr Hauptmann. Bringt sie in ihr Quartier.«
    »Zu Befehl, General!« Dorello schlug die Hacken zusammen, dann wandte er sich an Kriss und Lian. Er gestikulierte spöttisch in Richtung Tür. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?«
    Selbst als sie dem General den Rücken zudrehte, blieben die eisernen Hände um Kriss’ Hals. Sie wusste: Wenn die Windrose nicht am Treffpunkt auf sie wartete, war ihre Zeit abgelaufen.
     
    »Das ist ein Schiff der Sturmsäbel-Klasse, nicht wahr?«, fragte sie auf dem Weg zurück zu ihrem Quartier, oder vielmehr ihrem Gefängnis. Ihre Schritte schepperten über den Boden.
    »Kompliment, Doktor«, sagte Dorello. Vorbeikommende Graujacken salutierten vor ihm. »Sagt bloß, Ihr interessiert Euch für Kriegsmaschinen?«
    »Nicht besonders«, antwortete sie kühl. Der Schweiß unter ihren Achseln war noch immer nicht getrocknet. »Aber wir haben ein Modell dieser Schiffsklasse im Museum der Universität. Sie können zu Lande, zu Wasser und in der Luft reisen. Soweit ich weiß, sind nur noch drei oder vier davon aus dem Großen Feuer übrig.«
    »Zwei, dieses hier mitgezählt.« Dorello klang stolz. »Wir haben es uns von der milorianischen Armee ausgeborgt , bevor wir damit untergetaucht sind. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Und seitdem seid Ihr auf der Flucht, ja?«, fragte Lian, nicht ernsthaft interessiert.
    »Seit acht Jahren und drei Monaten«, sagte Dorello, der sich weiterhin als der charmanteste Gastgeber aller Zeiten gab. Kriss war schon vorher aufgefallen, wie gut er aussah. Aber sie ließ sich davon nicht täuschen.
    »Und seid Ihr dem nicht überdrüssig?«, fragte sie. »Auf diesem Schiff eingesperrt zu sein, ohne wieder nach Hause gehen zu können? Ein Leben als gemeine Piraten zu führen, ohne Ehre, ohne Heimat?«
    »Nun, Doktor«, er zeigte ein vielsagendes Lächeln, »keiner von uns wird ewig auf diesem Boot bleiben.«
    »Dann helft uns«, sagte Kriss so leise, dass niemand außer ihm es hören konnte. »Ich werde dafür sorgen, dass Baronin Gellos ein

Weitere Kostenlose Bücher