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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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zu zittern aufhörten. »Ihr seid Mörder und Verräter!«
    »Das erste ist wahrer als das letztere«, gab Dorello unbekümmert zu.
    »Und wohin geht die Fahrt nun?«, fragte Lian mit düsterer Miene.
    »Das hängt ganz von Euch und Doktor Odwin ab, Herr Berris.« Dorello warf einen Blick auf die Pendeluhr aus Obsidianholz, die neben dem Bücherregal vor sich hintickte. »Ich möchte Euch nahelegen, Euch zu beeilen. Der General erwartet Euch zum Frühstück. Und ist es unklug, ihn warten zu lassen.« Er wandte sich zum Gehen ab.
    »Ruhndor ist kein General mehr!« Kriss fand selbst, dass sie wie ein trotziges Kind klang.
    »Für uns schon«, sagte Dorello und verließ sie. Ein schwerer Riegel wurde vor die Tür geschoben.
    » Schessk verdammter Korf mist.« Lian fiel resigniert auf das Bett. Zum ersten Mal wurde Kriss klar, dass sie beide nebeneinander geschlafen haben mussten und errötete gegen ihren Willen. Sie wandte den Blick ab, damit Lian es nicht bemerkte.
    »Irgendwelche Pläne?« Lian trat den Stapel mit den frischen Kleidern zu Boden.
    Kriss lauschte und inspizierte die Wände der Kabine. Es bestand die Gefahr, dass sie beobachtet und abgehört wurden, daher setzte sie sich neben Lian und flüsterte: »Wir müssen Kontakt mit dem Kapitän aufnehmen. Aber wie?«
    »Bevor wir ins Museum eingebrochen sind«, sagte Lian, genauso leise, »da haben wir ’nen Treffpunkt ausgemacht.«
    Kriss sah ihn verblüfft an. »Habt ihr?«
    »Falls was schief geht und wir’s nich’ bis zur ’rose schaffen.«
    »Und wo liegt dieser Treffpunkt?«
    »In Raxander.«
    Kriss nickte. Das Königreich Raxander, weiter im Westen Ellkors, war bekannt für seine scheinbar unerschöpflichen Opal-Minen, die albernen Federn, die man dort an den Hüten trug – und seine uralte und unerschütterliche Feindschaft zum Fürstentum Hestria.
    »Die Hestrianer haben da nix zu melden«, fuhr Lian fort. »Und außerdem ...« Er flüsterte noch etwas, das sie nicht verstand. Sie rückte näher an ihn heran, bis sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Ihr wurde heiß und sie schluckte. »Entschuldige. Was hast du gesagt?«
    »Ich hab gesagt, dass die Kerle wahrscheinlich nix davon wissen. Du und der Vogel wart nicht dabei, als wir das besprochen haben!«
    Kriss starrte ihn an. Warum hatten er oder der Kapitän ihr nichts von dem Treffpunkt erzählt? Aus Angst, sie könnte es irgendwem verraten?
    Aber das war erst mal zweitrangig. Sie würden nicht von Bord kommen, ohne dass ihre Entführer es zuließen. Dafür wussten sie etwas, dass der General nicht wusste, nämlich wohin der nächste Schritt der Reise ging. Das stärkte ihre Verhandlungsposition hoffentlich ein wenig.
    Kriss betrachtete im Gedanken die Mosaikstücke vor ihr, drehte sie, fügte sie in verschiedenen Kombinationen zusammen, bis sie ein Bild erkannte. Ein gefährliches Bild, ja. Aber es konnte funktionieren.
    »Ich weiß, was wir machen«, sagte sie.
    Lians Miene verriet, wie sehr er es hasste, auf die Folter gespannt zu werden. »Nämlich?«
    Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen. »Na, was macht man normalerweise mit Leuten, die einem krumm kommen?«
    Er erkannte seine eigenen Worte und grinste. »Man trickst sie aus«, vollendete er.
     
    Als Kriss kurz darauf gegen die Tür der Kabine klopfte, öffnete ihnen die Frau mit dem Zopf.
    »Wir haben da was von Frühstück gehört«, sagte Lian frech.
    »Hier lang!« Die Frau zeigte den Gang hinab. Kriss und Lian gingen voraus, während sich zwei Graujacken mit Pistolen ihnen anschlossen.
    Kriss fiel auf, dass das Innere des Schiffs weit geräumiger war, als das der Windrose . Dafür war die Ausstattung mit ihren vernieteten Eisenwänden sehr viel abstoßender. Ihre Schritte schepperten auf dem nackten Metallboden und ihre Stimmen klangen blechern bei jedem Wort. Aber wer erwartete schon gehobenen Komfort auf einem Kriegsschiff?
    Kriss spähte zu Lian. Er schien genauso nervös zu sein wie sie.
    Ihr Weg ging stur gerade aus, vorbei an Wegkreuzungen und geschlossenen Türen, Trepp auf, Trepp ab, bis zu einem Raum, der früher die Offiziersmesse gewesen sein mochte. Zwei Bullaugen blickten in die Tiefen des Meeres. Es gab einen langen Tisch mit Stühlen darum. Nur einer davon war besetzt.
    General Ruhndor saß an dem ihnen gegenüberliegenden Ende der Tafel und schnitt mit dem Messer einen gebratenen Fisch in Scheiben. Seine Kaubewegungen wirkten mechanisch; als er die Gabel zum Mund führte, musste Kriss an eine Dampfmaschine

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