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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Reise bald vorbei sein würde. Auf die eine oder andere Art.
    »Wir haben noch’n ganz and’res Problem«, sagte Lian mit gesenkter Stimme. »Das hier is’n Kriegsschiff. Und Kriegsschiffe haben Kanonen.«
    Kriss nickte. Selbst wenn die Windrose sie am Treffpunkt erwarten sollte, konnte es sein, dass die Morgenstern sie vernichtete, bevor Lian und sie das Luftschiff erreichten. Sie wusste zwar, dass die Windrose auch über Kanonen verfügte, aber Schiffe der Sturmsäbelklasse konnten ganze Städte in Schutt und Asche legen. Wie gut waren die Waffen der Morgenstern erhalten geblieben? Sie war sicher, dass niemand an Bord ihr das verraten würde.
    Wieder verwünschte sie ihren knurrenden Magen; wenn sie vorhin doch nur etwas gegessen hätte! Der Hunger machte es schwieriger, nachzudenken. Aber sie war zu stolz, die Graujacken um Essen zu bitten.
    »Was weißt du noch über diese Sturmsäbeldinger?«, fragte Lian.
    »Nicht viel.« Kriss zuckte verloren mit den Achseln. »Die Antriebe sind ælonisch. Es gibt keine Schiffsschrauben wie auf Dampfschiffen. Stattdessen stößt sich die Maschine einfach vom Boden ab, wenn sie fliegt, oder vom Wasser, wenn sie taucht.«
    »Nich’ sehr hilfreich. Was noch?«
    Kriss schloss die Augen. Sie versuchte, sich in das Universitätsmuseum zurückzuversetzen und die Plakette vor dem Modell des Sturmsäbels zu lesen. »Na ja, dann ist da noch der Stimmschlüssel.«
    Lian runzelte die Stirn. »Der was?«
    »Das Schiff kann nur mit der Stimme des Kommandanten gestartet werden. Um zu verhindern, dass Feinde es übernehmen. Oder Meuterer.« Sie schauderte, als sie sich vorstellte, wie Ruhndor den ursprünglichen Kapitän der Morgenstern unter Folter dazu brachte, ihm die Kontrolle über das Schiff zu geben.
    »Das heißt«, Lian rieb sich seine Narbe, »das Schiff rührt sich nich’ vom Fleck, wenn Ruhndor auf Landgang is’?«
    »Es sei denn, er hat die Maschine so eingestellt, dass sie auch auf Dorello oder jemand anderen hört.«
    Er grinste müde. »Meinst du wirklich, einer wie der teilt so was mit and’ren?«
    Kriss strich sich das Haar hinter die Ohren. »Ich weiß es nicht.« Natürlich wäre es riskanter. Sollte Ruhndor etwas zustoßen, würde die Morgenstern nicht starten können. Andererseits lebte der General mit der ständigen Gefahr, dass jemand aus seiner Mannschaft sich gegen ihn auflehnte und versuchte, Kurs Richtung Heimat zu setzen. »Es läuft alles auf die Frage hinaus, wie sehr Ruhndor seinen Leuten vertraut ...«
    Lian nickte für sich. »Vielleicht könn’ wir das irgendwie ausnutzen.«
    »Ja. Vielleicht.« Aber wenn die Windrose nicht auftaucht , ist alles andere sowieso egal. Kriss sprach es nicht laut aus, trotzdem schien Lian ihre Gedanken erraten zu haben. »Sie wird da sein«, sagte er. »Bestimmt.«
    Sie hielt sich ein Kissen vor den Bauch. »Warum bist du dir da so sicher?«
    »Auf den Käpt’n is’ halt Verlass.«
    »Wieso habt ihr mir nichts von dem Treffpunkt gesagt?« Kriss richtete ihre Brille. »Sei ehrlich.«
    Lian zuckte unbeholfen mit den Achseln. »Weil’s nich’ wichtig war, deshalb. Außerdem dacht’ ich, ’s wär’n schlechtes Nomen, wenn ich dir vor unser’m Bruch davon erzähle.«
    »Omen.«
    »Von mir aus auch das.«
    Vielleicht lag es daran, wie er ihrem Blick auswich. Aber sie hatte das Gefühl, dass er nicht alles gesagt hatte. Einen Moment lenkte sie ein Meerestier ab, das mit hornigem Panzer und viel zu vielen Klauen am Bullauge vorbeiglitt. »Ich dachte, die bringen dich um«, sagte sie leise. »Vorhin, am Tisch.«
    »Für ’nen Moment«, antwortete Lian ernst, »dacht’ ich das auch.«
    »Das war sehr tapfer von dir«, sagte Kriss. »Ich weiß nicht, ob ich so mutig gewesen wäre, mit einer Pistole am Kopf.«
    »Hätt’ trotzdem nich’ viel gefehlt und ich hätt’ meinen Stuhl nass gemacht.« Lian hielt inne und schnüffelte; er hob den Arm und roch an seinem Hemd. Seine Nase kräuselte sich.
    Kriss sah zu, wie er aufstand und nach der Kleidung griff, die ihre Gastgeber ihnen heute Morgen gegeben, die aber bislang keiner von ihnen angerührt hatte. Als er begann, sein Hemd aufzuknöpfen, machte Kriss’ Herz einen Satz. Scheu sah sie weg.
    »Was denn?«, fragte er verwirrt.
    »Nichts«, sagte sie und betrachtete verstohlen seine Reflexion im Bullauge. Als er das alte Hemd abstreifte, konnte sie sehen, wie mager er war. Seltsam, so wie er sich immer den Bauch hielt, hatte sie erwartet, Narben dort zu sehen, aber seine

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