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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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gutes Wort für Euch bei Seiner Majestät einlegt! Ihr wärt wieder ein freier Mann!«
    Er schien von dem Versuch gerührt. »Ihr vertraut der Baronin blind, was? Wir wissen zwar nicht, was sie im Schilde führt, aber lasst mich Euch trotzdem einen kleinen Ratschlag geben«, Dorello warf einen Seitenblick zu Lian, »ich an Eurer Stelle würde mich vor ihr in Acht nehmen.«
    Lian funkelte den Mann an. Lass dich nicht ärgern , dachte Kriss. An seiner Stelle hätte ich auch so etwas gesagt. »Und Ihr, Herr Dorello? Vertraut Ihr Eurem General?«
    »Bis ans Ende der Welt.« Ein Hauch von Ironie lag in seinen Worten.
    »Obwohl er ’n allseits bekannter Verräter is’?«
    »Nun, das sind wir alle, Herr Berris.« Dorello zuckte mit den Achseln. »Aber zumindest sind wir lebendige Verräter. Ihr wisst von der Schlacht von Skeilar, als wir gegen Parandirs Hauptstadt marschiert sind.« Es war keine Frage; Kriss wusste, dass Umi es ihm verraten hatte. »Ich weiß nicht, ob Eure ach so klugen Geschichtsbücher es Euch verraten haben, Doktor, aber Skeilar war ein Massaker.« Auf einmal lag kein Spott mehr in seiner Stimme. »Wir lagen dort im Dreck, während Fluggeräte Tod und Feuer spuckten und ælonische Kriegsmaschinen wie haushohe Spinnen unsere Kameraden unter sich zerquetschten, als wären sie nichts als Ungeziefer.« Die blassblauen Augen schienen sich bei der Erinnerung zu verschleiern. »Unsere Brigade wurde in Windeseile aufgerieben. Seine Majestät hatte befohlen auszuhalten, was auch kommen möge, weigerte sich aber Verstärkung zu schicken. Der General hatte eingesehen, dass wir für eine verlorene Sache kämpften. So oder so, wir hätten niemals gewinnen können. Deshalb hatte er den Befehl zum Rückzug gegeben und ist mit uns desertiert. Keiner von uns hat jemals mit dem Feind paktiert.« Er klang bitter. »Wir haben unser Königreich verraten, ja. Aber unser Königreich hat uns genauso verraten. Ihr versteht daher vielleicht, dass keiner von uns seine Entscheidung groß bedauert.«
    »Und wisst Ihr, was Ruhndor ... im Schilde führt?«
    Erst jetzt fand Dorello sein spöttisches Lächeln wieder. »Ich wäre ein schlechter Adjutant, wenn ich es nicht täte.« Kriss war nicht ganz sicher, ob sie ihm das glaubte. Konnte es sein, dass der General nicht einmal ihn in seine Pläne eingeweiht hatte? Warum? Als Vorsichtsmaßnahme, falls seine Männer gefasst wurden? Was hatte er ihnen versprochen, dass sie acht Jahre lang zu ihm hielten?
    »Er weiß mehr über die Insel als wir, oder?«, fragte Lian.
    »Oh ja.«
    Kriss hatte so etwas geahnt. Halblaut sagte sie: »Aber er sucht Dalahan nicht aus archäologischer Neugier.«
    »Oh nein.« Dorello schien es Spaß zu machen, sie herumraten zu lassen. »Nein«, sagte er noch einmal, als wäre es ein äußerst alberner Gedanke.
    Sie hatten längst die Tür zu ihrem Quartier erreicht. Die Frau mit dem Zopf schob den Riegel zur Seite und öffnete ihnen.
    »Ihr habt sicher Verständnis dafür, dass wir Euch nicht an Bord herumlaufen lassen«, sagte Markon Dorello. »Trotzdem sind wir keine Barbaren. Wenn Ihr etwas benötigt, steht eine Wache vor Eurer Kabine bereit.«
    »Zu liebenswürdig«, sagte Kriss beißend. Sie und Lian traten ein. Ruhndors Adjutant blieb im Gang stehen.
    »Ach, Doktor Odwin?«
    Kriss drehte sich zu ihm um.
    »Der General blufft nicht«, sagte Dorello. »Niemals. Ihr solltet daher beten, dass wir etwas an unserem Ziel finden. Einen guten Tag wünsche ich noch.« Er verneigte sich. Die Tür fiel vor Kriss’ Augen ins Schloss.

Landgang
    Der General erwartete Markon Dorello auf der Brücke. Der alte Mann hatte den Kommandostuhl besetzt, der auf einem dreistufigen Podest ruhte und ihn das Steuerrad sowie die mannigfaltigen Skalen und Anzeigen aus poliertem Messing überblicken ließ. Die Beleuchtung war ein trübes Rot, in dem das Eisen der Wände fast schwarz wirkte.
    Ruhndor schien das Eintreten seines Adjutanten nicht bemerkt zu haben. Er hatte die arthritischen Hände mit den dicken Adern auf den Knauf seines Gehstocks gelegt. Seine ungleichen Augen sahen hinaus durch das zolldicke Glas, das die Brücke halb umschloss. Draußen beleuchteten die Lichter der Morgenstern eine trübselige Landschaft aus zerklüftetem Fels und Schlick. Regenbogenhaie, bunt wie Fieberträume, nahmen vor dem Schiff Reißaus.
    »Ich melde mich wie befohlen, General.« Dorello salutierte.
    Der alte Mann nickte nur. Er schien in andere Sphären abgedriftet zu sein.
    Dorello folgte

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