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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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schnappte. Der Tentakel wickelte sich um ihren rechten Fuß, zog auch sie an sich – Kriss landete auf dem Rücken, das Bleigewicht des Anzugs drückte ihr schmerzhaft gegen die Schulterblätter. Schlick wallte auf, als der Krake sie über den Stein schliff.
    Kriss streckte die Hand nach der Harpune aus, während sie an der Waffe vorbeigezogen wurde, doch ihre Fingerspitzen streiften nur deren Schaft. Sie strengte jeden Muskel an, versuchte, ihren Arm weiter auszudehnen.
    Dann bekam sie die Harpune zu fassen, hob sie an – und stieß sie in das knochenlose Fleisch des Fangarms.
    Von den Wassermassen verzerrt, hörte sie den Kraken einen Schrei ausstoßen, der böse Erinnerung an das Brüllen der Mörderechse aus dem Smaragdwald heraufbeschwor. Eine dunkle Wolke wehte an ihr vorbei; unter Schmerzen zuckend gab der Tentakel ihr Bein frei. Kriss’ Herzschlag stockte für einen Moment, als sie sah, wie sich die Stacheln des Armes in ihrem Luftschlauch verfingen. Eine Fontäne von Luftblasen stieg auf, als der Schlauch entzwei gerissen wurde. Panik überkam sie. Das Ventil war so gebaut, dass es sich verschloss, bevor Wasser eindringen konnte; alle Luft, die sie noch hatte, befand sich in dem Helm – und schwand mit jedem angsterfüllten Atemzug! Sie musste raus, musste an die Oberfläche, oder sie würde ersticken!
    Da schlang sich etwas Starkes von hinten um ihre Hüfte und drückte zu.
     
    Lian biss gequält die Zähne zusammen und legte alle Kraft in seine von dem Tentakel gefesselten Arme. Er klammerte sich an der Harpune fest; versuchte, nach dem Biest zu stechen, aber es hielt ihn weit von sich. Es würde ihn erst zerquetschen und dann verschlingen.
    Doch er hatte nicht vor, im Magen dieses Dings zu sterben. Er wollte überhaupt nicht sterben. Und so kämpfte er weiter gegen den Würgegriff des Fangarms, während er spürte, wie seine Kräfte ihn allmählich verließen.
    Da fing das Vieh an, zu brüllen, es war der abstoßendste Laut, den er je gehört hatte. Ich hab es getroffen , dachte er, aber das hatte er nicht. Lorgis vielleicht. Oder Kriss. Wer immer es war, er hatte das Biest für einen Moment geschwächt. Lian drückte weiter gegen den Griff des Kraken, bekam mehr Spielraum für seine Arme – die Widerhaken der Harpune bohrten sich in die Wurzel des Tentakels. Blut breitete sich wie Nebel aus. Lian zog die Harpune zurück und weiteres Blut wallte durch den Schimmer seiner Lampe. Er wagte einen neuen Angriff. Wieder brüllte das Vieh und entließ ihn endgültig aus seinem Griff.
    Mit Armen und Füßen strampelnd warf sich Lian zurück, fort aus der Reichweite der Fangarme. Und er sah – Kriss!
    Sie versuchte sich von einem Tentakel zu befreien. Ihr Schlauch war gerissen!
    Bis ins Mark erschrocken schwamm Lian zu ihr und versenkte die Harpune in dem Krakenfleisch. Kriss’ Bein kam frei ...
     
    ... doch sie merkte es kaum. Ihr Atem ging schnell, viel zu schnell, die Luft in ihrem Helm war stickig, verbraucht. Ihr Kopf wurde ganz leicht, Flecken tanzten vor ihren Augen. Es hieß, zu ersticken sei eine der angenehmeren Todesarten. Nun, zumindest würde sie es bald erfahren.
    Sie hatte sogar schon Wahnvorstellungen: Lian stand vor ihr. Grünes Licht beleuchtete sein Gesicht durch die Sichtscheibe des Helms. Er redete auf sie ein, aber Kriss hörte ihn nicht. Stattdessen sah sie zu, wie er nach der Rückseite seines Helms griff und den Luftschlauch abschraubte. Warum? , wunderte sie sich. Du wirst auch ersticken. Warum tust du das?
    Luftblasen strömten aus dem Ende seines Schlauchs. Kriss erschrak, als Lian plötzlich außer Sicht war.
    Warte , dachte sie. Geh jetzt nicht! Ich muss dir noch etwas Wichtiges sagen!
    Sie nahm nur halb war, wie etwas auf ihren Helm klopfte, hörte kaum das Quietschen, als ein Schraubverschluss gelöst wurde. Sie nahm einen letzten Atemzug ...
    Luft! Kriss atmete tief durch. Sie hatte wieder Luft! Sie hob den Handschuh und ließ die halb verbrauchte Luft aus dem Helm. Gleichzeitig sog sie den frischen Sauerstoff ein, der aus dem Schlauch kam. Er roch nach Gummi und Metall, aber für sie war er so süß wie eine Sommerbrise. Ihre Gedanken klärten sich allmählich; Lian tauchte wieder vor ihr auf. »Geht es dir gut?«, fragte sein Blick.
    Sie nickte, dann erkannte sie, dass er die eigene Luft anhielt. Er musste zurück an die Oberfläche!
    Kriss drehte sich um, sah den grünschwarzen Schemen von Lorgis, der die fallengelassene Harpune aufgehoben hatte und damit auf die

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