Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
Berris gut gelaunt. »Aber nur Euch allein.«
    Alrik verzog den Mund. Offenbar wusste er ebenfalls nicht, was er von der Sache halten sollte.
    »Aha.« Kriss runzelte die Stirn. »Und mehr könnt Ihr mir nicht verraten, Herr Berris?«
    »Schon. Aber dann würd’ ich mir ziemlichen Ärger einhandeln.« Der Junge lächelte und auf einmal sah er gar nicht mehr so unattraktiv aus, sondern beinahe hübsch. »Die Baronin sagt, es wird Euch sehr interessieren.«
    »Ich verstehe«, log Kriss. Sie hörte, wie sich Alrik nachdenklich den Bart kraulte. »Und wann werde ich erwartet?«
    »Sobald wie möglich. Wenn’s Euch passt.«
    »Ja, ich ... ich denke schon.« Kriss war zu neugierig, um das Angebot abzuschlagen. Das änderte jedoch nichts an ihrer Verwirrung. »Alrik, weißt du, wann die nächste Dampfbahn nach –?«
    »Das is’ nich’ nötig«, sagte Lian Berris und korrigierte sich gleich wieder: »Ich meine ... das wird nicht notwendig sein. Sie wird uns direkt dorthin fliegen.«
    »›Sie‹?«
    Er zeigte ein breites Grinsen. »Die Windrose .«

Die Baronin
    Eine Kutsche brachte sie zum Lufthafen von Tamalea, wo ein einzelnes Luftschiff vor Anker lag. Weiße Seide spannte sich auf seiner Ballonhülle; silberne Kompasse waren auf ihre Außenseiten gemalt. Die Gondel, höchstens dreißig Klafter lang, wirkte vergleichsweise winzig gegen den gut viermal so langen Gasbehälter und war aus poliertem Federholz gezimmert. Der Name des Schiffs stand auf einem blitzenden Messingschild am Rumpf: Windrose .
    »Doktor Odwin«, knurrte ein dicker Mann, der zu ihrem Empfang bereit stand, als sie und Lian das Schiff über das Fallreep betraten. Er stellte sich als Kapitän Bransker vor und hieß sie an Bord willkommen. Seine Matrosen, wie er in weiß gekleidet, verneigten sich so tief vor ihr, dass ihnen fast die Mützen vom Kopf fielen. Aber Kriss hatte ihre skeptischen Blicke gesehen. Anscheinend hatten sie jemand anderen erwartet.
    Der Kapitän hatte die Kessel heiß gehalten. Die Ankertaue wurden gelöst; die Windrose stieg mit schnaufenden Zylindern und brummenden Luftschrauben in den Himmel und machte sich auf den Weg zur Ostküste, Rauchschwaden hinter sich herziehend. So ließ sie Tamaleas Häuser-und-Straßen-Labyrinth zurück und flog über die Felder und Dörfer außerhalb der Stadt dahin.
    Kriss saß auf einer lederbezogenen Bank in einer kleinen Kabine und spürte, wie ihr Magen rebellierte. Ihr wurde auf Luftschiffreisen früher oder später immer schlecht. Und der Blick aus dem Bullauge, auf das Blau und die Wolken, machte es nicht besser. Zum Glück war es einige Zeit her, dass sie etwas gegessen hatte.
    Sie versuchte sich mit dem Gedanken an ihre Gastgeberin abzulenken und den Andeutungen, die der Junge gemacht hatte. Wozu diese Geheimniskrämerei? Sie hatte keine Ahnung, was jemand wie Baronin Gellos von ihr wollen könnte, aber sie hatte sich fest vorgenommen, die Frau um eine kleine Spende für eine zweite Ausgrabung in Ka-Scha-Raad zu bitten. Geld schien sie schließlich im Übermaß zu haben, wenn sie sich ein Schiff wie dieses leisten konnte.
    Kriss wünschte nur, Alrik wäre mitgekommen. Mit ihm an ihrer Seite wäre ihr sehr viel wohler gewesen. Sie sprach nicht oft mit Adeligen und hatte dabei immer Angst, gegen irgendein Protokoll zu verstoßen ...
    Als ein Windstoß das Schiff erfasste, geriet es für einen Moment ins Schwanken. Kriss hörte das Knarren und Ächzen von Holz und Tauen und krallte sich an ihrer Bank fest. Das nächste Mal doch lieber die Dampfbahn!
    Es klopfte an der Tür. Lian Berris trat ein. »Ich wollt’ ... wollte nur fragen, ob Du – Ihr vielleicht eine Erfrischung oder so was braucht?« Er schien ebensolche Schwierigkeiten zu haben, sie als erwachsene Person zu sehen, wie sie ihn.
    »Nein danke«, brachte Kriss hervor. »Was ist?«, fragte sie, als sie bemerkte, wie der Junge sie musterte.
    »Nichts«, sagte er lässig. So wie er seine Hände hielt, schien er es zu bedauern, dass seine Hose keine Taschen aufwies. »Ich dachte nur, Ihr wärt ... größer.«
    ›Älter‹ wolltest du sagen, nicht wahr? Oder ›schlanker‹? Sie sah ihn ihrerseits an. Seine teure Kleidung kam ihr immer mehr wie eine Art Kostüm vor. Die Art, wie er andauernd seine Aussprache korrigierte, erinnerte sie an sich selbst zu ihrer Schulzeit; wenn sie herumgealbert hatte und fürchtete, der Lehrer könne direkt hinter ihr stehen. »Du bist also der Sekretär der Baronin?« Sie klang längst nicht so

Weitere Kostenlose Bücher