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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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zufrieden.
    »Und was ist so besonderes an dieser Insel?«, wollte Lian wissen.
    »Dalahan existiert nicht«, erklärte Kriss aufgeregt. »Das heißt, es gibt unzähligen Mythen und Legenden über die Insel, aber niemand hat sie je gefunden! Man erzählt sich, dass sie von einer hochentwickelten Kultur bewohnt gewesen sei. Niemand weiß, wo genau sie gelegen hat, aber alle Geschichten sind sich einig, dass sie während der Ælonischen Epoche von einen Tag auf den anderen verschwunden ist.«
    Lian runzelte die Stirn. »Wie kann ’ne Insel einfach so verschwinden?«
    Kriss zuckte mit den Achseln. Diese Frage hatte sie sich auch schon gestellt. »Nun, damals gab es bestimmt Mittel und Wege.«
    »Aber dieser Veribas hat sie auch nicht gefunden, oder? Die Insel, mein’ ich.«
    »Niemand weiß es.« Kriss hielt kurz inne, um sich ins Gedächtnis zu rufen, was Bria und Alrik ihr über ihren früheren Kollegen berichtet hatten. »Er kehrte ein Jahr nach Beginn der Expedition zurück nach Miloria. Und verschwand danach ebenfalls spurlos. Manche glaubten, er sei verstorben. Andere haben vermutet, er habe die Insel tatsächlich entdeckt und sei dorthin zurückgekehrt. Zumindest hat man jahrelang alle drei Kontinente vergeblich nach ihm abgesucht. Wenn dieser Brief wirklich von Veribas stammt, ist dies das erste Lebenszeichen seit seiner Rückkehr!« Ihre Hände, die den Umschlag hielten, zitterten.
    Die Baronin sah sie an. Im Lampenlicht schimmerte ihr Haar wie poliertes Holz. »Versteht Ihr nun, warum ich mich in dieser Angelegenheit an Euch gewandt habe, Doktor Odwin?«
    Kriss spürte den Kloß in ihrem Hals, Tränen brannten in ihren Augen. Ja, endlich verstand sie es. »Meine Mutter hat ebenfalls nach Dalahan gesucht. Vor drei Jahren. Aber sie ...« Kriss hielt inne, atmete tief durch. »Aber sie ist dabei verschollen, zusammen mit dem Rest der Expedition.« Sie hob ihre Brille und wischte sich die Augen ab. Die Baronin legte ihr die Hand auf die Schulter. »Dürfte ich den Brief ...?«, setzte Kriss an.
    »Selbstverständlich, Doktor.«
    Das alte Papier war einmal in der Länge und einmal in der Breite gefaltet gewesen. Die Schrift glich der auf dem Umschlag. Kriss begann zu lesen.
     
    »Sei gegrüßt, Gorien.
    Was ich Dir zu sagen habe, würde ganze Bücher füllen, doch soviel Zeit bleibt mir wohl nicht mehr. Und so kann ich Dir nur schreiben, wie sehr es mich geehrt hat, mich Deinen Freund nennen –«
     
    Kriss hatte gelernt, Schriftstücke zu überfliegen und dabei auf den ersten Blick die wichtigen von den unwichtigen Passagen zu unterscheiden. Bald stieß sie auf den wirklich interessanten Teil:
     
    »Sicher fragst Du Dich, warum ich mir nach meiner Rückkehr nicht die Zeit genommen habe, Dich wiederzusehen. Und sicher fragst Du Dich noch viel mehr, was es war, das ich dort draußen fand.
    Nun, die Gerüchte sind wahr: Ich war in Dalahan, als einziger Überlebender unserer Expedition. Doch was ich dort fand, war nicht das, was wir erwartet hatten. Oder irgendjemand sonst auf der Welt. Ich habe mich entschlossen, darüber zu schweigen, weil es dort bleiben sollte, auf der Insel. Ungestört. Und ich musste untertauchen, weil es viele gibt, die den Weg dorthin aus mir herausbekommen wollen. Mit Gewalt, wenn nötig.
    Der Krieg tobte weiter – ein Großes Feuer, fürwahr – und ich wollte nichts mehr mit der Welt zu schaffen haben. Ich war glücklich in meiner Abgeschiedenheit.
    Aber wenn schon nichts anderes, so hatte ich in meinem Exil Zeit, um nachzudenken. Und mir wurde bewusst, dass mein Fund nicht ewig schlummern wird. Die Welt wird immer kleiner und früher oder später würden andere ihn finden.
    Ich kam zu dem Entschluss, dass, wenn es soweit sein sollte, es besser sei, wenn Gelehrte, Männer und Frauen der Wissenschaft, die Entdeckung machen, in der – wahrscheinlich naiven – Hoffnung, dass sie wissen, was mit ihr anzufangen ist.
    Daher sende ich Dir, mein Freund, nach meinen Jahren des Schweigens in diesem Brief einen Hinweis; den ersten von vier Wegweisern, die zur Insel Dalahan führen. Sie sind derart verschlüsselt, dass nur ein Gelehrter sie deuten kann (so hoffe ich). Wenn die Insel gefunden ist, wirst Du vielleicht verstehen, warum ich getan habe, was ich tat.
    Mehr bleibt nicht zu sagen, außer Lebewohl. Mögen wir uns in den Lichtlanden wiedersehen.«
     
    Ihr Herzschlag tat Kriss fast weh. Hatte sie wirklich einen Weg nach Dalahan gefunden? Und wenn die Insel wirklich existierte ...

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