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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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elend, wie sie sich fühlte. Großer Weltengeist, wie sie das Fliegen hasste!
    »So was in der Art.« Lian zuckte mit den Achseln. »Sie schickt mich immer für ... besondere Aufträge los. Wie den hier.«
    »Aha.« Kriss schluckte und kämpfte mit aller Mühe gegen ihre Übelkeit.
    »Alles in Ordnung? Ihr habt auf einmal die Farbe gewechselt.«
    »Das vergeht schon wieder«, versicherte sie ihm. Aber nein, das tat es nicht. »Gibt es einen Waschraum an Bord?«, krächzte sie hastig.
    »Die Tür raus und den Gang rechts hinunter.«
    Sie sah ihn grinsen, als sie aus der Kabine rannte.
     
    Kurz nach Sonnenuntergang erreichten sie die Residenz der Baronin. Das weiße Anwesen lag auf einer grasbewachsenen Klippe über dem dunklen Meer und wurde von zwei massiven Türmen flankiert. Der Gelbe Mond zeigte sein vernarbtes Gesicht zwischen den ersten Sternen und Lichter strahlten hinter den Fenstern des Hauses. Entlang des Pflasterwegs zur Eingangstreppe waren Gaslaternen angezündet worden.
    Die Windrose warf ihre Ankertaue über dem Garten ab. Bedienstete standen bereit, sie aufzufangen und das Luftschiff aus dem Himmel herabzuziehen. Als es sicher vertaut war, wurde das Fallreep quietschend ausgezogen.
    »Wieder besser?«, fragte Lian, als Kriss aus dem Waschraum trat.
    »Ja«, sagte sie, peinlich berührt. »Danke.«
    Die Mannschaft und Kapitän Bransker verabschiedeten sie und Lian führte sie ins Foyer des Hauses.
    Kriss wäre fast die Kinnlade heruntergeklappt. Überall standen Glasvitrinen, voll von uralten Artefakten, die ihr Herz höher schlagen ließen. Sie entdeckte einen Satz tybarische Flötenschwerter, Waffe und Musikinstrument gleichermaßen und anscheinend immer noch scharf wie am ersten Tag; eine fast perfekt erhaltene Spiegelmaske vom Stamm der Kuturu, in der sie ihre eigene, verzerrte Reflexion sah und eine Spieluhr aus der Anfangszeit des Kiradianischen Reiches, gekrönt von zwei hauchfeinen Tänzern aus Perlen und Rubin. Anscheinend war sie früher von einem Ælon-Kristall betrieben worden, der mittlerweile seine Ladung verloren hatte.
    Kriss wagte nicht, sich vorzustellen, was für Stücke die Baronin noch in ihrem Haus beherbergen mochte, wenn diese hier ihr gerade gut genug waren, sie ins Foyer zu stellen.
    Als sie den Blick schweifen ließ, bemerkte sie auch die Gemälde, die über der riesigen Treppe hingen. Goldgerahmt zeigten sie eine schöne Frau mit langen braunen Haaren und klugen Augen. Baronin Gellos, kein Zweifel. An ihrer Seite hatte sie einen hübschen Jungen mit ähnlichen Gesichtszügen. Kriss sah die tiefe Liebe in dem Blick der Frau und fragte sich, warum auf keinem der Bilder der Vater des Jungen zu sehen war.
    »Ah, Doktor Odwin! Wie schön, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid!«
    Kriss schreckte aus ihren Gedanken, als die Frau aus dem Bild die Treppe hinabschritt. Die Baronin war nur unmerklich gealtert. Ihre Schläfen waren ergraut und die Lachfalten tiefer. Aber sie war immer noch sehr schön, ganz ohne Schminke oder sonstigen Schmuck. Sie bewegte sich mit tänzerischer Eleganz, obwohl sie Hemd, Reithose und Stiefel trug wie ein Mann. Ihre Stimme war melodisch, warm – und glasklar, so wie Kriss es oft bei geübten Schauspielern erlebt hatte.
    Sie machte einen Knicks. »Nun, Ihr habt mich neugierig gemacht, Euer Hochwohlgeboren!«
    »Eines meiner bescheidenen Talente.« Jetzt, wo die Baronin vor ihr stand, konnte Kriss erkennen, dass ihre Augen grün waren, mit braunen Sprenkeln. Ihr Blick war freundlich. »Und bitte: ›Madame‹ genügt völlig. Habt Ihr den Flug genießen können?«
    »Ja, vielen Dank«, log Kriss. Aus dem Augenwinkel sah sie Lian wissend grinsen.
    Baronin Gellos wandte sich dem Jungen zu. »Und mein Lian?«
    Er verlagerte unruhig sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Ich war ganz artig, Madame. Das wisst Ihr doch.« Auch, wenn er versuchte, es hinter seinem üblichen, ironischen Lächeln zu verstecken, hatte Kriss den Eindruck, dass er nicht nur Respekt vor seiner Herrin hatte. War es Furcht?
    »Natürlich«, sagte die Baronin stolz, als habe es nie einen Zweifel gegeben und streichelte ihm über das Haar. Dann wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder ihrem Gast zu. »Doktor Odwin, lasst mich Euch mein Beileid aussprechen.«
    »Madame?«
    »Für die Ausgrabung in Ka-Scha-Raad.«
    »Oh. Ihr wisst davon?«
    »Nun, ich bin sehr interessiert an allem , was mit der archäologischen Forschung zu tun hat. So wie an Euch.« Die Baronin zeigte ein

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