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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Schiffsfresser eine Wolkenbank. Von den ælonischen Energien in seinem Inneren lautlos angetrieben, beschrieb er eine Kurve – dann machte er blitzschnell kehrt und jagte erneut auf die Windrose zu. Donnerschlag um Donnerschlag erschallte, als die Kanonen in unregelmäßigen Abständen feuerten und das Schiff ins Wanken brachten. Die Eisenkugeln schlugen gegen Metall, doch sie verursachten kaum mehr als Dellen im Schuppenpanzer des Ungeheuers, welches als Antwort seine Eisenkiefer aufriss und baumlange Zähne im Mondlicht funkeln ließ. Von Furcht gelähmt sah Kriss in seinem Schlund ein Feuer lodern, wie in einem Hochofen.
    Sie und Lian krallten sich ans Treppengeländer und machten sich auf den nächsten Einschlag gefasst. Orangefarbene Flammen leuchteten hinter dem Bullauge auf – dann wurde die Windrose ein weiteres Mal erschüttert. Weiß vor Angst sah Kriss, wie schwarze Dornen aus dem Boden vor dem Fenster wuchsen. Dielen zerbarsten krachend in einem Splitterregen. Kriss kniff die Augen zu und drehte das Gesicht weg. Holzstücke prasselten gegen ihren Rücken.
    Dann war es vorbei. Wind fauchte durch das Deck. Kriss drehte sich um. Die Wand mit dem Bullauge und ein Teil des Bodens waren einfach aus dem Schiff gebissen worden. Das unregelmäßige Loch, das dabei entstanden war, reichte bis hinauf ins oberere Deck. Jenseits davon sah sie die schwarze Silhouette des Fressers, der sich wieder von der Windrose abgestoßen hatte, um den nächsten Angriff einzuleiten.
     
    Ein Deck höher standen Lorgis und Barabell vor der aufgebissenen Wand. Ihre Kameraden hatten sie mit Seilen um die Hüften gesichert und hielten sie fest, während Barabell mit Hilfe einer Lampe eine Granate entzündete und Lorgis zuwarf. Er wog die Eisenkugel einen Moment in der Hand, dann winkelte er den Arm an wie ein Kugelstoßer. Die Lunte schmolz funkensprühend dahin.
    Der Fresser war wieder im Anmarsch. Die Matrosen blickten in sein albtraumhaftes Maul.
    Lorgis schloss sein schielendes Auge. »Mal seh’n, wie dir das hier schmeckt!«, rief er gegen die Gewalten des Windes an und schleuderte die Granate von sich. Der Wind erfasste sie, dennoch verfehlte sie ihr Ziel nicht. Lorgis bildete sich ein, ein metallenes Klong zu hören, als das Geschoss auf dem Unterkiefer der Maschine landete.
    »Zurück!«, schrie Barabell. Sie und Lorgis warfen sich in den Gang, als die Welt dort draußen auf einmal voller Zähne war. Die Luftfahrer hielten sich die Ohren zu. Eine Explosion ertönte; Licht mit der Farbe von Feuer blitzte auf – und ein Kreischen wie aus hundert Albträumen erfüllte den Himmel, ließ beinahe jeden an Bord aufschreien ...
     
    ... unter ihnen auch Lian und Kriss, auch wenn sie ihre eigenen Stimmen durch das Wüten des Schiffsfressers kaum hörten. Die Gegenwehr der Matrosen hatte das Monster nicht aufgehalten. Es schlug abermals gegen das Schiff, wobei schwarzer Rauch aus seinem Maul aufstieg und vom Nachtwind zerrissen wurde.
    Kriss verlor ihren Halt am Geländer. Sie stürzte die Treppe hinab. Im selben Moment, als ihr Kopf auf den Bodendielen aufschlug und ein grelles Feuerwerk hinter ihren Augen entfachte, ertönte ein dreifacher Knall weit über ihnen, der ihre Ohren klingeln und das Trommelfell fast platzen ließ. Ehe sie begriff, was geschehen war, kippte der Gang heckwärts nach unten, in einem Winkel von fünfundvierzig Grad. Kriss schmerzender Körper rutschte die Dielen hinab, das raue Holz brannte auf ihren Handflächen, als sie versuchte sich festzuhalten. Tonnen, Kisten und Truhen, die die Matrosen in dem Gang abgestellt hatten, hatten sich aus ihrer Vertäuung gelöst. Nun rollten und schleiften sie über die Dielen, auf sie zu!
    Kriss erschrak. In ihrer Panik breitete sie die Arme aus – ihre Finger fanden Halt am schmalen Türrahmen einer Kabine. Nur einen Moment bevor sie von einer rutschenden Truhe erschlagen wurde, kam Kriss auf die Beine. Kurz darauf krachten die Behälter unter ihr gegen die Wand zum Waschraum. Und die ganze Zeit knarrte, ächzte und stöhnte die Federholzkonstruktion der Windrose wie unter Qualen. Glas splitterte und Menschen schrieen, während sie durch das Schiff geschleudert wurden.
    »Kriss!«, hörte sie Lian mit zusammengepressten Kiefern rufen.
    Er hing am unteren Teil des Geländers, die Knöchel seiner Hände waren weiß hervorgetreten. Hinter ihm stand die Treppe fast vertikal.
    »Es geht mir gut!«, log sie über den Wind und den Lärm. Sie kämpfte sich den schrägen

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