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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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hatten die Wahl zwischen zwei Lebenswegen: dem des Ritters oder dem des Priesters.
    Wer körperlich schwächer war oder womöglich besondere intellektuelle Fähigkeiten besaß, schloss sich der Kirche an, wo er als Priester ein oft sogar nützliches Leben führen konnte, ohne seiner Familie zur Last zu fallen.
    Doch der weitaus größte Teil der jungen Männer aus gutem Hause, Hunderttausende in der ganzen Christenwelt, wurde Ritter und verteidigte die Interessen der Feudalherren. Von Kindesbeinen an wurden sie zum Kämpfen ermuntert; sie wussten alles über Waffen, Pferde und Rüstungen und waren mit jeder Art von Kampfkunst und Strategie vertraut. Von klein an wurde ihnen eingehämmert, dass körperliche Tüchtigkeit das einzige Maß für den Wert eines Mannes ist.
    Paradoxerweise war es ihnen jedoch unter dem strengen, unnachgiebigen Blick der allmächtigen Kirche und ihrer allgegenwärtigen Priester gleichzeitig auch verboten zu kämpfen oder sich in der Öffentlichkeit zu raufen. Sie konnten hart und brutal bestraft werden, wenn sie das Gesetz missachteten.
    Daher bestand ein großes Bedürfnis nach formellen Anlässen, bei denen die jungen Ritter miteinander kämpfen und ihren aufgestauten Energien Luft machen konnten, während sie sich gleichzeitig in aller Öffentlichkeit mit den besten ihrer Altersgenossen maßen.
    Hugh sah sich noch einmal suchend nach den Männern um, die an diesem Abend kämpfen würden. Sie waren leicht auszumachen, denn sie waren alle nüchtern, ernst und konzentriert.
    Ein jeder von ihnen legte sich seine Strategien für den bevorstehenden Kampf zurecht, und Hughs Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen, als er sah, wie ähnlich sie sich alle waren.
    Es war die Muskulatur, die einen Ritter ausmachte und sein Erkennungsmerkmal war, ganz gleich, ob er Angelsachse, Deutscher, Franke, Gallier oder Normanne war.
    Alle Ritter benutzten ähnliche Waffen, trugen beinahe identische Rüstungen und kämpften auf die gleiche Weise, daher hatte der einzelne nur eine Möglichkeit, sich einen Vorteil gegenüber seinen Kampfgenossen und -gegnern zu verschaffen, und zwar durch unablässiges Training. Stunde um Stunde, Tag um Tag, Monat um Monat übten und trainierten sie dieselben Manöver und versuchten, mehr zu ertragen und länger auszuharren als andere.
    Jede Nachlässigkeit hätte bedeutet, dass man irgendwann auf irgendeinem Schlachtfeld starb, weil man von jemandem übertrumpft wurde, der härter gearbeitet und disziplinierter trainiert hatte als man selbst. Daher ließ kein Ritter, der etwas auf seinen Titel hielt, einen einzigen Tag verstreichen, an dem er sich nicht mindestens sechs Stunden abplagte.
    Ein Breitschwert mit einem Eisenknauf und einer eins zwanzig langen und acht Zentimeter breiten Klinge konnte vierzehn Pfund wiegen. Ein Ritter, der vom Pferd gefallen war und zu Fuß kämpfen musste, durch ein sechzig Pfund schweres gepolstertes Kettenhemd beschwert, musste dieses Schwert längere Zeit mit einer Hand schwingen können, wenn er um sein Leben kämpfte.
    Daher rührte das Phänomen, das als Ritterstatur bekannt war und an dem selbst ein Fremder jeden Ritter sofort als solchen erkannte, selbst aus einiger Entfernung.
    Hals- und Schultermuskeln wie Schiffstaue gingen in breite Schultern und muskulöse Arme über, die durch die enormen Wölbungen an Brust, Rücken und Oberkörper seitlich abstanden; Taille und Hüften waren normalerweise schmal und schlank, die Oberschenkel gigantisch und die Waden so muskelbepackt, dass sie pure Fleischpakete zu sein schienen.
    Die meisten von ihnen konnten weder lesen noch schreiben, weil sie solche Torheiten dem Klerus überließen. Doch sie würden ausnahmslos jederzeit kämpfen, bis ihre Kraft erschöpft war und sie besinnungslos zusammenbrachen.
    Und jetzt waren mehr als hundertfünfzig solcher Männer hier im Bankettsaal versammelt.
    Es herrschte eine heitere, entspannte Stimmung, Wein und Bier flossen in Strömen, und sämtliche Gäste freuten sich auf einen unterhaltsamen Abend.
    Hughs Vater und Großvater hatten den Saal bereits verlassen; sie waren unter den Ersten gewesen, die verschwanden, und immer noch folgten ihnen andere. Sein Großvater hatte ihn zwar darauf vorbereitet und gesagt, dass niemand etwas davon merken würde, doch er war dennoch fest überzeugt, dass dieser Exodus älterer, prominenter Ritter einfach auffallen musste.
    Doch zur selben Zeit begann ein allgemeines Hin und Her, weil viele Männer die Plätze

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