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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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stecken und damit an der Wand entlangzugehen. Wenn es dort einen Luftzug gibt, werden wir es an der Flamme sehen.«
    »Wir haben hier unten keine Kerzen«, erwiderte St. Clair. »Aber wir haben Öllampen und Hacken, damit sollte es auch klappen. Ich werde an einer Hacke eine Lampe befestigen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir die Lampe nicht kippen und das Öl verschütten. Dort drüben an der Wand liegen ein paar alte Werkzeuge. Also gut …«
    Es dauerte nicht lange, eine Lampe an das Ende eines Hackenstiels zu binden. Als sie gut befestigt war, entzündeten sie den Docht mit einer Fackel. Die Lampe brannte nur schwach, und ihr blanker Docht erzeugte reichlich rußigen Qualm. Doch das erwies sich als Vorteil, denn sie fanden den Windschacht in der Wand beinahe auf der Stelle.
    Die Flamme der Lampe flackerte und wurde zur Seite geblasen, und schwarzer, dichter Rauch wirbelte in Wolken durch den Tunnel. St. Clair sah seine beiden Begleiter mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann schwenkte er die Lampe noch einmal an die Stelle, wo der Luftzug sie so heftig traf, dass die Flamme hörbar knisterte. Er kniete nieder, stellte die Lampe beiseite und streckte die bloßen Hände aus, um den Luftzug zu spüren, der vom Fuß der Wand kam.
    »Der Luftzug ist stark, aber das Loch ist sehr klein. Leuchtet mir mit einer Fackel.«
    Er senkte sich so weit auf den Boden, dass er auf dem Bauch zu liegen kam, dann schob er die Finger in das kleine Loch. St. Omer hielt die Fackel vorsichtig auf Armeslänge, um ihm das erbetene Licht zu spenden.
    St. Clair schob sich weiter vor, bis sein Gesicht beinahe lächerlich dicht vor der Wand lag, dann schüttelte er den Kopf und rollte sich fort.
    »Der Luftzug weht nach oben, aber woher könnte er kommen? Die Tunnelwand besteht aus massivem Felsen, also müssen wir eine Spalte gefunden haben. Seltsam.«
    Er sah sich um, erhob sich und ging zu dem Werkzeughaufen hinüber, aus dem er ein solides Brecheisen herauszog. Damit rückte er dem kleinen Luftschacht zu Leibe und vergrößerte ihn. Nach wenigen Augenblicken brach die Spitze des Eisens durch die Wand und vergrößerte das Loch beträchtlich, bis es die Größe eines Männerkopfes angenommen hatte. Je weiter St. Clair darauf einhackte, desto mehr stellte sich heraus, dass der Hohlraum eher unter dem Boden lag als hinter der Wand, bis plötzlich eine gezackte Kante unerwartet nachgab und er rückwärts stolperte und das Brecheisen verlor. Es verschwand in der Schwärze des Lochs.
    Die drei Männer standen reglos da und lauschten der Stille, bis das scheppernde Echo der Landung sie erreichte. Keiner von ihnen brauchte die anderen darauf hinzuweisen, dass das Werkzeug sehr tief gefallen war.
    Sie banden eine ihrer Fackeln an ein Seil und senkten sie in das Loch, doch sie zeigte ihnen nichts als grenzenlose Finsternis. Das Seil war über zwanzig Schritte lang. Als St. Clair die Flamme weit unten aufflackern und schließlich erlöschen sah, kroch ihm ein nervöser Schauer über den Rücken.
    Sie sollten erst sehr viel später begreifen, was sich wirklich ereignet hatte. Anfangs konnten sich die drei Männer nicht den geringsten Reim auf ihren Fund machen. Es war St. Omer, der das riesige, quadratische Gemach, auf das sie gestoßen waren, und den Tunnel, der gerade eben eine seiner Ecken berührte, mit einem Würfel und einem Röhrchen verglich. Die zylindrische Röhre war gerade eben durch das winzige Luftloch mit der Kammer verbunden. Wäre der Tunnel nur eine Handbreit weiter rechts angelegt worden, hätten sie diese Entdeckung nie gemacht – und niemand hätte darunter diese Kammer vermutet. Doch die Verbindung existierte; der Luftzug war aufgefallen, und einige der Männer glaubten später, darin die Hand Gottes zu erkennen.
    Doch keiner der drei Männer, die an diesem Nachmittag dort unten standen, verschwendete nur einen einzigen Gedanken an Gott oder göttliche Fügung. Sie waren verblüfft und wussten nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Während sie so dort standen und in das Loch im Boden starrten, begann ihre letzte Fackel zu erlöschen, weil sie heruntergebrannt war.
    »Ganz gleich, was wir nun unternehmen, es will gut durchdacht sein«, brummte de Payens, »und wir werden die anderen hier unten brauchen. Kommt, wir kehren später zurück, wenn wir einen Entschluss gefasst haben, was zu tun ist.«
    Sie machten sich auf den Rückweg an die Oberfläche. Unterwegs versorgten sie sich mit neuen Fackeln. Der Aufstieg ging wortlos

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