Der Schatz des Blutes
er es auf das Bett geworfen hatte, bevor er in die Tunnel stieg. Obwohl ihm die Logik sagte, dass er es hier unten nicht brauchen würde, fühlte er sich dennoch hilflos. Ihm war überdeutlich bewusst, wie klein der Dolch an seiner Seite war.
Plötzlich fühlte er, dass der Korb den Boden der gigantischen Kammer erreicht hatte, allerdings so sanft, dass ihm allein die Tatsache, dass der Korb nicht mehr schwankte, sagte, dass er auf einer festen Oberfläche stand. Er hielt die Fackel, so hoch er konnte, in die Finsternis ringsum, doch er konnte absolut nichts erkennen.
»Ich bin unten angekommen«, rief er seinen Kameraden zu. »Ich steige jetzt aus.«
Er nahm sich eine der trockenen Fackeln, von denen er einen ganzen Stapel mitgenommen hatte, schwang sein rechtes Bein vorsichtig über die Korbwand und stieg aus. Er entzündete die neue Fackel und bückte sich, um vielleicht am Boden etwas zu sehen.
Der Fußboden war glatt und mit quadratischen Steinplatten gepflastert, deren Kantenlänge einen guten Schritt betrug. Sie waren mit einer feinen Staubschicht überzogen, die jedoch viel dünner war als erwartet – bis ihm der ständige kühle Luftzug wieder einfiel, der ihn auch hier umwehte. Er bückte sich noch tiefer, um möglicherweise eine Lücke zwischen den Steinplatten zu finden, in die er eine der Fackeln stecken konnte. Doch wieder war nichts zu sehen – nicht die geringste Ritze, in die er auch nur seinen Dolch hätte stecken können.
Er richtete sich auf und drehte sich einmal um sich selbst. Nirgendwo konnte er jedoch einen Widerschein der Fackeln oder einen Schatten sehen.
Schließlich holte er tief Luft und stellte sich mit dem Rücken zu der Ecke, in der er gelandet war, um sich so gut wie möglich zu orientieren. Als er das Gefühl hatte, den Kanten der Steinplatten unter seinen Füßen folgen zu können, begann er, sich langsam diagonal in die Mitte der Kammer zu bewegen, indem er von Ecke zu Ecke trat. Dabei trug er eine Fackel gesenkt, um seinen Weg zu beleuchten, und die andere erhoben, falls es dort etwas zu sehen gab, und zählte laut seine Schritte.
Als er hinter sich in der Ecke eine Bewegung wahrnahm, blieb er stehen und blickte auf. Er sah die Umrisse eines seiner Kameraden, der zu ihm heruntergelassen wurde und in dessen Hand eine Fackel flackerte, während er zu Boden schwebte.
St. Clair hatte gar nicht gemerkt, dass der Korb wieder hochgezogen worden war, so sehr hatte er sich auf das konzentriert, was er tat. Er wandte sich erneut seiner Aufgabe zu und ging weiter, ohne sich im Rhythmus seiner Schritte unterbrechen zu lassen.
Er war bei dreißig angekommen, als er vor sich auf dem Boden einen verschwommenen Umriss sah. Er blieb stehen und hob beide Fackeln, um so viel Licht wie möglich zu haben. In diesem Moment hörte er hinter sich leise Schritte, und André de Montbard sprach ihm ins Ohr.
»Was ist? Siehst du etwas?«
St. Clair machte keine Anstalten zu antworten, da er wusste, dass Montbard es selbst sehen konnte. Stattdessen ging er leicht in die Knie und trat noch zwei Schritte vor, während Montbard mit ihm gleichzog.
»Da ist doch irgendetwas.«
Wieder gab St. Clair keine Antwort. Er bewegte sich weiter vorwärts, bis er schließlich ausmachen konnte, was sich dort vor ihm befand. Es schien ein Gefäß zu sein, eine Art Urne – und sie war nur eine in einer ganzen Ansammlung identisch geformter und gleich großer Gefäße. Er ging weiter, bis er schließlich in einer Lücke dazwischen stehen blieb. Zu beiden Seiten erstreckten sich ganze Reihen dieser Urnen in die Dunkelheit hinein. Er zählte mindestens acht Stück auf jeder Seite, und mindestens zehn Reihen, die durch einen breiten Mittelgang unterbrochen wurden.
»Es sind Krüge, einfache Tonkrüge.«
Er trat dichter heran, bis er die Gefäßdeckel sehen konnte.
»Und sie sind versiegelt, mit einer Art Wachs, glaube ich. Sie sind alle versiegelt. Versiegelte Krüge? «
Er sah de Montbard an und hob hilflos die Hände.
»Krüge mit was? Was ist darin? Und warum sind es so viele?«
Er streckte die Hand nach der Urne aus, die ihm am nächsten stand, als wollte er sie aufheben und schütteln. Doch bevor er sie berühren konnte, packte ihn Montbard sanft am Ärmel, um ihm Einhalt zu gebieten.
»Vorsicht, Stephen. Vielleicht enthalten sie ja Öl oder auch Wein. Aber wenn sie das sind, was ich annehme, dann haben wir gefunden, was wir suchen, mein Freund. Wir haben unseren Schatz gefunden.«
»Schatz?«
St.
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