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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Dunkelheit zu lauschen, und er musste aufstehen, obwohl er wusste, dass jede Bewegung einen Pfeil aus der Schwärze jenseits der Feuer anlocken konnte.
    Doch in diesem Moment teilten sich die Wolken, und der Mond brach hervor. Dank der Finsternis, die bis jetzt geherrscht hatte, leuchtete er umso heller.
    Natürlich hatte auch sonst niemand im Lager schlafen können. Alle hatten genauso hellwach und angespannt dagelegen wie er. Er zwang sich, eine Weile zwischen den Feuern hin und her zu spazieren und sich mit gespielter Sorglosigkeit mit den Wachen zu unterhalten. Dabei hielt er die anderen im Flüsterton an, sich nicht vom Fleck zu rühren und sich weiter schlafend zu stellen. Schließlich setzte er sich wieder ans Feuer und ließ sich zusammensacken, als schliefe er, obwohl er mit angespannten Nerven auf die ersten Geräusche einer Annäherung lauschte.
    Es fiel ihm erstaunlich schwer, still zu sitzen, und es war ihm unmöglich, die Sorgen aus seinem Kopf zu vertreiben. Je mehr Zeit verstrich, ohne dass etwas geschah, desto schwerer fiel es ihm, normal zu atmen. So viel Luft er auch einatmete, er hatte das Gefühl, seine Lungen nicht füllen zu können. Deshalb begann er, immer schneller und flacher zu atmen, bis er schließlich das Gefühl hatte, am Rand der Ohnmacht zu stehen. Erneut musste er aufstehen, mit extremer Vorsicht diesmal, und sich bewegen. Das half, doch während sich seine Atmung langsam wieder normalisierte, begriff er, dass die Anwandlung, die er gerade erlebt hatte, durch Angst ausgelöst worden war.
    Aufrecht und mit erhobenem Kopf drehte er sich einmal um sich selbst und blickte in die Wüstennacht hinaus, doch er sah und hörte nichts. Er setzte sich wieder hin, musste aber unwillkürlich an sein Erlebnis in den Tunneln in Jerusalem denken, als er fast erstickt wäre. Er erinnerte sich daran, wie er am Fuß des Schuttbergs gelegen hatte, nachdem er sich durch die winzige Öffnung zurück an die frischere Luft geschoben hatte. Sein ganzer Körper war mit Staub bepudert gewesen, der ihm noch dazu in den Mund gedrungen war. Er erinnerte sich an die Erleichterung, mit der er ausgespuckt und sich dann auf den Rücken gewälzt hatte, während der kühlende Lufthauch über ihn hinwegwehte …
    Er hörte, wie jemand aufkeuchte und fluchte; dann erscholl ein Kriegsruf, der sofort in ohrenbetäubendem Heulen unterging. Und dann war die Nacht von Lärm erfüllt. Schwertklingen prallten aneinander, Stahlpfeile zischten durch die Luft, bevor sie ihr fleischiges Ziel fanden. Ein anschwellender Chor von Kriegsrufen wich Schreckensschreien, als die Angreifer begriffen, dass sie den Feind im Rücken hatten und einer Finte zum Opfer gefallen waren.
    Auf ihrem Weg ins Lager hatten sie Rossals verborgene Armbrustschützen passiert, ohne nur einen von ihnen zu entdecken. Rossals Männer hatten sie vorbeigelassen und dann den richtigen Zeitpunkt abgewartet, bevor sie in mörderischen Salven das Feuer eröffneten.
    »Haltet still!«, hatte St. Clair seinen Männern zugerufen. »Zählt die Salven. Wenn die dritte vorüber ist, erhebt Euch mit mir!«
    Die zweite Salve richtete großen Schaden unter den Moslems an, doch die Sergeanten an den Feuern blieben liegen, um nicht in die Schusslinie zu geraten. Auch als sich der Feind in der Pause nach der zweiten Salve aufrappelte, befahl er ihnen, liegen zu bleiben. Die dritte Salve kam, und wer von den Feinden dann noch stand, wusste nicht mehr, wohin er sich wenden oder was er tun sollte.
    »Jetzt, Kameraden! Auf sie!«
    Während er noch dabei war, sich umständlich aus dem Sand hochzurappeln, kam ein Mann mit einem Krummsäbel auf ihn zugestürzt, doch bevor ihn dieser erreichen konnte, wurde er nach vorn geschleudert und fiel stöhnend auf die Knie. Sein offener Mund füllte sich mit Blut, das im Mondschein schwarz aussah und ihm über die Brust seiner Kleidung lief. Dann landete er mit dem Gesicht nach unten vor St. Clairs Füßen. Stephen sprang mit einem Satz über seine Leiche hinweg und schwang sein Schwert auf der Suche nach dem nächsten Gegner. Doch alles war so schnell vorüber, dass er mit keinem einzigen Feind die Klinge kreuzte.
    Seine Sergeanten waren überall. Von der Anspannung erlöst, hilflos im Sand zu liegen und das Kämpfen ihren Gefährten in den Dünen überlassen zu müssen, schwärmten sie aus. Den Angreifern, die sie im Schlaf hatten hinmetzeln wollen, war jede Kampflust vergangen, da sie sich einer Horde schwer bewaffneter, wütender Gegner

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