Der Schatz des Blutes
und Kinder – hätte sich am liebsten freiwillig gemeldet und wäre losgestürzt, um die ungläubigen Türken und Sarazenen anzugreifen und in Stücke zu reißen.
»Nun«, sagte Godfrey, »das verdient eine hochgezogene Augenbraue, findest du nicht? Il Papa ist ein Meisterredner.«
»Was hast du denn erwartet, Goff?« Payn beugte sich zu den anderen hinüber. Dennoch musste er laut rufen, um gehört zu werden. »Meinst du, er ist Papst geworden, weil er taubstumm ist?«
»Nein, das glaube ich nicht, aber einen Moment lang hat er mir das Gefühl gegeben, dass ich in den Kampf gegen die Türken ziehen sollte wie ein guter Christenritter, der seinem Bischof gefallen und sich dessen Segen verdienen will. Und du, Hugh?«
Doch bevor Hugh antworten konnte, wurde er von Pepin, der rechten Hand des Grafen, unterbrochen.
»Seine Durchlaucht bittet um Eure Anwesenheit, meine Herren.«
Sie folgten Pepin wortlos durch den Ring der Wachen, der das Gefolge des Grafen umgab, und trafen den Grafen stirnrunzelnd inmitten seiner Berater an. Er war tief in Gedanken versunken, und obwohl alle Augen auf ihn gerichtet waren, sagte niemand etwas. Pepin ging direkt zu ihm und flüsterte ihm etwas zu. Graf Hugh richtete den Blick auf die Neuankömmlinge und winkte ihnen, ihm zu seinem Zelt zu folgen, auf dessen Spitze seine Standarte schlaff in der reglosen Luft hing. Niemand machte Anstalten, sie zu begleiten, und Graf Hugh öffnete eigenhändig die Zeltklappe und hielt sie fest, während die drei jungen Ritter an ihm vorbei in das Zelt traten.
»Nun«, sagte er, als er ihnen ins Innere gefolgt war. »Was haltet ihr davon, ihr drei?«
Er wartete einen halben Herzschlag, dann fügte er hinzu: »Jeder von Euch darf antworten, denn ich weiß, dass Ihr es könnt. Hat der Papst Eure Manneskraft geweckt?«
»Er war … sehr überzeugend, Mylord«, murmelte Godfrey.
»Und? Hat er Euch überzeugt, St. Omer? Irgendeinen von Euch?«
»Nicht vollständig, Mylord.« Das war Payn, und der Graf sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
»Warum denn nicht?«
Payn zuckte mit den Achseln, denn er wusste noch keine Antwort, doch dann ergriff Hugh das Wort.
»Es liegt in unserem Wissen begründet, Mylord. Unser Studium hat uns gezeigt, dass alles, was von der Kirche kommt, nur zum Wohl der Kirche und ihrer Kleriker dient. Das ist der Grund, warum meine Freunde und ich auf Anhieb gezögert haben.«
»Euer Wissen, sagst du … Aber weißt du denn gar nichts über unseren Orden?«
»Mylord? Ich fürchte …«
»Aye, du fürchtest, dass du mich nicht verstehst, ich weiß, und genau das fürchte ich auch … dass du mich nicht verstehst. Ich verlange Folgendes: Ich möchte, dass ihr euch unverzüglich zu den Bischöfen vor dem Podest des Papstes begebt und euch freiwillig meldet, für den Papst in den Krieg zu ziehen. Jeder von euch nehme sich eines der weißen Kreuze, die sie verteilen, und nähe es sofort an seinen Mantel. Heute Abend noch, sodass man euch morgen deutlich als des Papstes Heilige Krieger erkennt.«
Hugh war erstaunt, und er konnte sehen, dass seine Freunde es ebenso waren, doch der Graf schnitt ihnen mit erhobener Hand das Wort ab.
»Haltet ein! Und denkt nach. Denkt über den vollständigen Namen des Ordens nach … Denkt über den Vorschlag des Papstes nach. Dann überlegt, wie lange unser Orden schon seine Rückkehr an unseren Ursprungsort plant. Nun, glaubt Ihr nicht, dass eine Reise nach Jerusalem sich für ein Mitglied unserer Bruderschaft lohnen könnte?«
Keiner der drei Ritter war zu einer Antwort imstande, so überwältigt waren sie von der Erkenntnis, dass sie die Bedeutung der päpstlichen Worte nicht begriffen hatten. Hugh de Payens war tief beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit welcher der Graf diese nicht nur verstanden, sondern sie auch im Sinne seiner eigenen Visionen und zugunsten der Zukunft des Ordens umgedeutet hatte.
So kam es, dass Hugh de Payens und seine beiden Freunde unter den ersten Rittern der christlichen Welt waren, die das Stoffkreuz aus Papst Urbans Hand entgegennahmen. So, wie er die Befehle des Grafen schon immer fraglos befolgt hatte, hatte Hugh das Kreuz noch am selben Tag an seinen Mantel genäht. Er war sich durchaus bewusst, welche Ironie darin lag, dass sich ihr uralter, geheimer Orden mit solcher Hingabe der neuen christlichen Sache verschrieb. Doch er weigerte sich standhaft, darüber nachzudenken.
Ihm und seinen Freunden reichte es zu wissen, dass Graf Hugh gute Gründe für
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