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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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keine dreizehnhundert Ritter mehr, und die meisten von ihnen haben keine Pferde.«
    »Sie sind aber sicher nicht alle verhungert, Goff. Das ist die Gesamtzahl der Toten. Wir haben doch schon lange vor Antiochia schwere Verluste erlitten. Wir haben viel zu viele Männer auf dem Weg verloren, bevor wir gelernt haben, unseren Feinden mit dem gebührendem Respekt zu begegnen. Diese Lektion hätten wir schon viel eher lernen müssen.«
    »Aye, aber Hugh, sechstausend sind eine Menge Tote.«
    Hugh verlor die Geduld mit Godfreys beklommen staunendem Ton und wurde plötzlich wütend.
    »Aye, das stimmt«, herrschte er seinen Freund an. »Aber wir können es nicht ändern, und es nützt nichts, wenn wir jetzt darüber nachgrübeln. Immerhin ist keiner von uns dabei. Also müssen wir mit den Achseln zucken und ohne diese sechstausend weitermachen. Finde dich mit ihrem Verlust ab und passe dich den Gegebenheiten an.«
    Keiner der Freunde antwortete, und Hugh beugte sich vor, um erneut in die Flammen zu starren. Er selbst hatte sich in den letzten paar Monaten mehr anpassen müssen als in seinen gesamten Lebensjahren zuvor. Die Belagerung Antiochias hatte ihn mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert und ihn gezwungen, über Dinge nachzudenken, die ihm zuvor nie in den Sinn gekommen wären.
    Vor ihrer Ankunft in Antiochia hatten sich seine philosophischen Interessen ganz auf den Orden der Wiedergeburt und seine Grundsätze beschränkt. Doch die Realität des Lebens vor den gigantischen Mauern dieser Stadt zwang ihn, sein Leben und seine Prioritäten zu überdenken und sich zum ersten Mal als das zu sehen, was er wirklich war – ein gewöhnlicher, sterblicher, viel zu verwundbarer Mann, der wie alle anderen Männer von Ängsten und Zweifeln verfolgt und von Krankheit und den Gefahren verschmutzten Trinkwassers bedroht wurde. Auch der Hunger, den er und seine Freunde bei ihrer Ankunft in Antiochia kennengelernt hatten, war ihnen völlig neu gewesen.
    Sie alle hatten schon von Hungersnöten gehört, dachte er jetzt, und gemeint, sie wüssten, was das sei; sie alle hatten dann und wann schon leise mit gespielter Ehrfurcht davon gesprochen und sich dabei besonders harte Zeiten und Lebensmittelknappheit vorgestellt.
    Doch vom bedeutendsten Fürsten bis hin zum niedrigsten Gefolgsmann war keiner von ihnen darauf vorbereitet gewesen, was es tatsächlich bedeutete, wenn eine lange andauernde Hungersnot ganze Landstriche entvölkerte.
    Es begann schon damit, dass die Franken, die einer fruchtbaren, grünen Landschaft entstammten, sich eine Gegend ohne Gras nicht vorstellen konnten. Daher war die erste Lektion, die ihnen erteilt wurde – dass ihre Pferde starben wie die Fliegen, da sie kein Futter mehr fanden. Also aßen sie ihre eigenen Tiere, wobei ihnen bewusst war, dass ihnen danach nichts mehr zu essen bleiben würde. Zudem starben so viele Pferde auf einmal, dass ein Großteil des Fleisches in der Wüstenhitze verdarb.
    Hinzu kam, dass auf der Ebene von Antiochia unglaublich widriges Wetter herrschte. Es war abwechselnd eiskalt und so windig, dass ihnen die Sandstürme den Atem zu rauben drohten, und dann wieder über längere Zeiträume so schwül, dass Millionen von Insekten den so genannten Belagerern das Leben noch schwerer machten. Diesen wurde die lächerliche Vergeblichkeit ihres Vorhabens immer klarer. Die Stadt war riesengroß – so groß, dass Hugh schon bei ihrem ersten Anblick gewusst hatte, dass die Frankenarmee keine Chance hatte, sie einzukreisen. Antiochia erstreckte sich über drei Quadratmeilen und war von hohen, dicken Mauern geschützt, die durch vierhundertfünfzig Türme verstärkt waren. Hinter der Innenstadt erhob sich innerhalb dieser Mauern der Berg Silpius, auf dem dreihundert Meter über Hugh und seinen hungernden Kameraden eine Zitadelle thronte.
    Rasch war in der hungernden Frankenarmee eine Krankheit ausgebrochen, die sich mit der beängstigenden Geschwindigkeit eines Buschfeuers ausbreitete. Niemand wusste, welchen Namen die Seuche trug, und die wenigen Ärzte unter den Franken standen ihr machtlos gegenüber. Auch Hugh, Godfrey und Payn waren nicht davon verschont geblieben und alle gleichzeitig krank geworden. Arlo, der aus irgendeinem Grund als Einziger verschont blieb, kümmerte sich um sie. Godfrey hatte sich schnell erholt und war innerhalb weniger Tage wieder auf den Beinen gewesen. Hugh hatte sich etwas langsamer erholt, war jedoch ebenfalls wieder zu Kräften gekommen. Montdidier war

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