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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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im Oktober 1096 entsandte er dann ein kampfbereites Regiment, das sich dem Heer des Grafen Raymond von Toulouse anschloss – seinerseits Hughs Gönner und Vorgesetzter im Orden der Wiedergeburt. Hugh de Payens und seine beiden Freunde waren voller Stolz dabei, und auch Arlo bestand auf seinem Geburtsrecht als Hughs persönlicher Diener und Leibwächter und begleitete sie.
    Darüber war das ganze Triumvirat sehr froh, denn wie Arlo selbst bemerkte, wären sie sonst leichte Beute für die Geier unter den Soldaten gewesen. Außerdem konnte keiner von ihnen kochen. Vermutlich wären sie noch mitten im Schlaraffenland verhungert.
    Von Toulouse aus setzten sie sich südwärts zur Küste Dalmatiens in Bewegung, wo sie von der Hafenstadt Dyrrachium aus die Adria überquerten und dann durch Thessalien gen Konstantinopel marschierten, wo sie im April 1097 eintrafen – eine der vier großen Armeen aus der Christenwelt, die in jenem Jahr in der byzantinischen Hauptstadt eintrafen. Von Kaiser Alexius wurden sie herzlich empfangen, wurde doch sein Herrschaftsgebiet seit Jahren in unregelmäßigen Abständen von den Türken überfallen, sodass er jetzt überglücklich über seine freundschaftlichen Beziehungen zu Papst Urban war.
    Nach kurzem Aufenthalt in Konstantinopel geleitete man sie über den Hellespont in die Türkei, wo sich die vier Armeen zu einer einzigen Streitmacht zusammenschlossen, deren Größe Hugh und seine Freunde hochgradig beeindruckte, umfasste sie doch viertausenddreihundert Ritter und dreißigtausend Fußsoldaten. Kurz nach dem Zusammenschluss erfolgten die Durchquerung der Türkei und die ersten Angriffe gegen die muslimischen Reiche Syrien, Libanon und Israel.
    Es verlief alles nach Plan. Sie nahmen Nizäa ein und gewannen eine gewaltige Schlacht bei Doryläum. Dann marschierten sie durch die menschenfeindliche Wüste Anatoliens, um die Stadt Antiochia zu belagern.
    Diese Station erteilte ihnen allen eine Lektion in Demut, und die drei Freunde mussten sich eingestehen, dass ihre Erwartungen lächerlich gewesen waren.
    Sie alle hatten von Antiochia gehört, einer herrlichen Stadt im sagenumwobenen Osten, und sie waren davon ausgegangen, ein biblisches Land zu finden, in dem Milch und Honig flossen.
    Stattdessen stießen sie auf eine überfüllte Menschenfalle, eine Jauchegrube, die seit Jahren von einer schrecklichen Hungersnot geplagt wurde und deren unmenschliche Lebensbedingungen durch das chronisch schlechte Wetter noch verschlimmert wurden.
    Ein volles Sechstel der belagernden Franken, fast sechstausend Mann, starben während der acht Monate, die sie vor den Mauern Antiochias verbrachten, an Hunger.
    »Sechstausend Mann … sechs tausend …«
    Montdidiers beeindruckter Ton war ein Echo der vom Donner gerührten Mienen der anderen, die bei ihm saßen und in das Feuer starrten, das sie zum Schutz gegen die Kälte der Wüstennacht angezündet hatten. Als Brennholz dienten ihnen zertrümmerte Möbel, die sie aus einem verlassenen Haus in der Stadt gestohlen hatten. Sie starrten in die Flammen, um sich nicht gegenseitig anzusehen, während sie die Nachricht verdauten, die sie gerade erfahren hatten. Erst als Montdidier weitersprach, sah er St. Omer an, der sie ihnen überbracht hatte.
    »Bist du sicher, Goff? Sechstausend, verhungert? Das erscheint mir unmöglich. Das ist ja ein Sechstel der Männer, die sich hierher in Marsch gesetzt haben. Wie viele waren wir, als wir in Konstantinopel aufgebrochen sind?«
    Es war Hugh, der antwortete, den Blick fragend auf St. Omer gerichtet.
    »Über fünfunddreißigtausend. Deine Schätzung stimmt also, Payn. Wir haben ein Sechstel unserer Männer verloren, wenn sich Goff nicht verhört hat. Woher hast du die Nachricht, Goff?«
    »Von Graf Raymonds Leibwächter, vor nicht einmal einer halben Stunde. Die Zahl stimmt. Der Mann sagt, die Befehlshaber der vier ursprünglichen Armeen haben kurz nach dem Fall der Stadt eine Zählung angeordnet. Wir haben schon so etwas geahnt, als vor ein paar Tagen die Priester die Runde gemacht und all diese Fragen gestellt haben, wer von unseren Männern gestorben ist und woran … Nun, jetzt wissen wir, warum sie gefragt haben. Sie haben mehrere Tage gebraucht, um die Zahlen zu addieren, und heute hat man Raymond von Toulouse das Ergebnis mitgeteilt. Sein Mann hatte es gerade gehört, als ich ihn getroffen habe, und er hat es mir erzählt: Sechstausend Tote, ein paar durch die Pest, aber die meisten sind verhungert. Jetzt haben wir

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