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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dieser zu ihnen trat.
    »Wenn du gehst, werden wir bei dir sein. Siehst du? Das war doch gar nicht schwer, was du uns gesagt hast, oder? Und doch war es genau das Richtige. Ich fühle mich, als hätten sämtliche Priester von Anjou auf meiner Brust gesessen und du hättest sie alle vertrieben. Jetzt kann ich wieder atmen. Was ist mit dir, Godfrey?«
    Godfrey St. Omer sagte nichts. Er lächelte nur, und sein Lächeln sprach für ihn.
5
    M
    ITTE SEPTEMBER des Jahres 1095 richtete Graf Fulk von Anjou, der vierte Träger dieses Namens und eines der hochrangigsten Mitglieder des Ordens der Wiedergeburt, in der Nähe der Stadt Blois ein großes Turnier aus. Anlass war die Volljährigkeit seines Sohnes, eines weiteren Fulk, der später Graf Fulk V. werden würde. Doch die Umstände waren hochgradig skandalös, weil die Mutter des Jungen ihn vor einiger Zeit verlassen hatte und nun offen in einem ehebrecherischem Verhältnis mit Philipp I., dem König von Frankreich lebte.
    Mit diesem fröhlichen Ereignis wollte der Graf nun demonstrieren, wie wenig es ihn und seinen Sohn kümmerte, so treulos im Stich gelassen worden zu sein.
    Hugh, Godfrey und Payn, Letztere als Zeichen eines besonderen Privilegs in Begleitung ihrer Frauen, wohnten den Feierlichkeiten im Gefolge ihres Lehnsherrn, des Grafen Hugh de Champagne bei, der es als politische Notwendigkeit empfunden hatte, die Festivitäten zu besuchen.
    Inzwischen Mitte zwanzig, amüsierten sie sich prächtig und schlugen sich hervorragend, auch wenn sie die besonders ermüdenden Disziplinen inzwischen den jüngeren Rittern überließen und sich auf jene Wettkämpfe konzentrierten, bei denen es mehr um Kunstfertigkeit und Geschick ging als um harte Fäuste, Muskeln und Durchhaltevermögen.
    Es war vor allem Godfrey, der sich bei den Lanzenwettkämpfen hervortat. Dabei zielte man von einem galoppierenden Pferd aus auf eine Reihe von Ringen, die an einem Schwenkarm befestigt waren. Als Gegengewicht diente ein Sandsack, der blitzschnell herumfuhr und den Reiter aus dem Sattel warf, wenn er es nicht geschafft hatte, den Ring zu treffen. Zur unverhohlenen Freude seiner Frau war Godfrey an diesem Nachmittag derjenige, dem es gelang, die Höchstzahl an Ringen an sich zu bringen, ohne nur einmal zu fallen oder von einem Sandsack gestreift zu werden.
    Hugh und Payn warteten ab, bis Godfrey seinen Gewinn kassiert und sein Pferd an seinen Stallknecht übergeben hatte. Dann hielten sie zu dritt auf eins der Erfrischungszelte zu, um sich den Damen anzuschließen. Lachend bestaunten sie das Durcheinander aus Farben, Musik, Lärm und Bewegung, das sie umgab. Sie alle hatten schon öfter an Turnieren teilgenommen – jedes Jahr fanden normalerweise zwei, manchmal sogar drei in Reichweite der Baronie de Payens statt –, doch keiner von ihnen hatte je eine solche Fülle gesehen, wie das Haus von Anjou sie hier zur Schau stellte.
    Ihnen war klar, dass dies nicht nur ein Turnier war, sondern eine alles andere als subtile politische Stellungnahme, ein großes Spektakel und eine Feier diverser Erfolge des Grafen – unter anderem hatte er dem ehebrecherischen König von Frankreich persönlich eine lange Nase gezeigt, indem er Blois für sich annektierte. Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Gästen waren teilweise sogar aus Burgund im Norden und aus Marseille im Süden angereist. Das Fest hatte vor zehn Tagen begonnen. Graf Hugh war vor einer Woche eingetroffen, und es würde noch eine weitere Woche dauern, bis sie wieder heimreisten. Bis dahin genossen sie das Privileg, von jeder Dienstpflicht enthoben zu sein und tun und lassen zu können, was sie wollten.
    Sie standen ehrfürchtig vor einem Löwenkäfig, als Arlo sie fand und sie aufforderte, unverzüglich Baron Hugo in seinem Zelt ihre Aufwartung zu machen. Sie folgten ihm kommentarlos, neugierig, aber nicht alarmiert, denn Arlo hatte ihnen mitgeteilt, die Damen wären ebenfalls dort.
    Louise und Margaret saßen im Freien, doch Baron Hugo stand in seinem Zelt und diktierte Charon, dem älteren griechischen Gelehrten, der schon seit Menschengedenken sein Sekretär war, einen Brief. Bei ihrem Eintreten gebot er ihnen mit einer Geste zu warten und zu schweigen, bis er fertig war, dann diktierte er Charon seine Gedanken zu Ende. Sobald er fertig war, erhob sich Charon nickend und verließ das Zelt. Der Baron trat an einen Tisch in der Ecke und schenkte sich einen Becher Wein ein. Ohne den anderen etwas anzubieten, nippte er stirnrunzelnd daran,

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