Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
nach Hause. Das könnt Ihr sicher verstehen, oder?«
    »Aye, Mylord, das kann ich, aber was ist mit uns? Was ist mit unserem Orden und seinen Absichten hier in Jerusalem?«
    Raymond von Toulouse atmete heftig aus.
    »Dafür gilt das Gleiche. Unser Ziel war es von Anfang an, hier Fuß zu fassen. Das haben wir getan. Wir haben uns durch unsere Teilnahme an der Eroberung der Heiligen Stadt das Recht darauf verdient, hier zu sein.«
    »Eroberung ist nicht das Wort, das ich hier gewählt hätte, Mylord.«
    Der Graf begann, die Stirn zu runzeln, doch dann hielt er sich zurück und nickte nur.
    »Nein, und ich weiß auch, warum. Aber Euer Blickwinkel ist der des Idealisten, Sir Hugh, während ich es mit der politischen Realität zu tun habe. Daher ist Euch das Privileg der Wut und Entrüstung vergönnt, mir dagegen nicht. Bitte akzeptiert das und stellt meine Motive nicht in Frage.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Mylord, ich würde Eure Handlungsweise niemals in Frage stellen und habe das auch noch nie getan. Ich habe mich nur gefragt, was aus unserer Mission hier wird, wenn alle heimkehren.«
    »Es werden nicht alle heimkehren. Einige von uns … aus der Bruderschaft … werden zurückbleiben.«
    »Ich wäre gern einer von denen, die bleiben, wenn es Euch gefällt, Mylord.«
    Fast hätte der Graf gelächelt, doch stattdessen neigte er den Kopf und nickte.
    »Das wärt Ihr unter normalen Umständen auch gewesen, Sir Hugh. Ihr wart sogar der Erste, an den ich gedacht habe, als ich vor der Einnahme der Stadt mit meinen Planungen begonnen habe. Ich hatte vor, Euch zu befördern und Euch hier mit den Angelegenheiten des Ordens zu betrauen, aber …«
    Er zuckte mit den Achseln und spreizte die Finger.
    »Aber dann wurdet Ihr als vermisst gemeldet, und man hat Euch für tot gehalten. Das war vor mehreren Wochen. Dann ist vor zehn Tagen ein Kurier eingetroffen, der Depeschen des Rates mitbrachte. Darin wurde ausdrücklich Euer Name genannt, und es wurde angeordnet, dass Ihr in die Baronie Eures Vaters zurückkehrt, wo der Rat eine Aufgabe für Euch hat. Da ich Euch für tot hielt, habe ich dies auch geschrieben … Doch die Post wurde noch nicht abgeschickt, daher werde ich den Brief abfangen und zerreißen, und Ihr werdet mit dem ersten Schiff nach Zypern und von dort aus heimfahren.«
    »Aber –«
    Ein leiser Hauch von Tadel lag in Raymonds Stimme.
    »Aber was, Sir Hugh? Aber Ihr würdet lieber hier in Jerusalem bleiben, gemeinsam mit all den Menschen, die Euch am Tag Eures Verschwindens so ans Herz gewachsen sind? Oder maßt Ihr Euch an, besser als der Rat zu wissen, was Ihr für den Orden tun könnt? Hört mir zu, denn ich habe heute schon viel darüber nachgedacht, und ich hätte noch vor Sonnenuntergang nach Euch geschickt, wenn Ihr nicht selbst gekommen wärt. Dies ist meine Meinung: Wir haben uns den Zugang nach Jerusalem erkämpft, doch im Moment gibt es nichts, was wir tun können, denn die Stadt ist leer und stinkt zum Himmel. Niemand von uns würde in der Nähe bleiben, wenn sich hier nicht das Heilige Grab befände. Doch sobald der Gestank sich zu verflüchtigen beginnt, werden die Intrigen beginnen, und die Zeit der politischen Manöver wird kommen. Sie hat ja schon begonnen. Ich nehme an, Ihr wisst, dass Gottfried die Krone abgelehnt hat?«
    Auf Hughs Nicken hin fuhr er fort.
    »Nun, egal, wie diese Angelegenheit ausgeht, es wird sich hier im Lauf der nächsten Jahre noch mehr verändern. Es wird ein Königreich Jerusalem geben, so wie es jetzt schon ein Fürstentum Antiochien gibt – Bohemond hat keine Zeit verloren. Auch wird es vielleicht ein Königreich Edessa geben, und andere Regionen werden zu Grafschaften werden. All dies wird in den nächsten vier oder fünf Jahren geschehen, während wir von einer überwältigenden Anzahl moslemischer Feinde umringt sind. Wir haben Gottes Land von den Ungläubigen zurückgewonnen, doch wir werden alle Hände voll zu tun haben, wenn wir es behalten wollen.«
    Raymond holte tief Luft.
    »Unterdessen könnten wir nicht einmal für den Orden tätig werden, wenn wir wüssten, was zu tun ist. Das wissen wir aber nicht. Ihr habt keine Ahnung, was wir hier tun müssen, was Ihr tun müsst. Doch ich weiß zumindest etwas mehr. Was Ihr tun müsst, ist heimkehren und Eure Studien der Ordenslehre weiter vertiefen. Wenn Ihr dann genug wisst, werdet Ihr hierher zurückkehren, entweder um einen Auftrag durchzuführen oder um weitere Instruktionen zu erwarten. Vorerst jedoch fahrt Ihr

Weitere Kostenlose Bücher