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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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heim, und zwar in Begleitung Eurer beiden Brüder St. Omer und Montdidier. Ihr werdet Eurem Herrn in der Champagne Depeschen von mir überbringen. Jetzt kehrt bitte mit mir zu meinem Zelt zurück, wo mich meine Bittsteller erwarten, und dann könnt Ihr für Eure Heimreise packen.«
    Sie brauchten nur eine Minute für den Rückweg, und Hugh war bewusst, dass sich zahlreiche neugierige Blicke auf sie richteten. Doch er beachtete sie nicht, und als ihm Graf Raymond die Hand entgegenhielt, beugte sich Hugh darüber.
    »Geht in Frieden«, murmelte der Graf, »und geht mit Gott, Hugh de Payens. Ihr werdet dieses Land wiedersehen, das verspreche ich Euch.«

D AS E RWACHEN

1
    E
    IN WANDERER reiste von Jerusalem nach Jericho und fiel unter die Räuber …«
    Hugh de Payens wusste nicht, wer der Sprecher war, doch er wandte nicht einmal den Kopf, um nachzusehen, denn was anderswo ein Bibelzitat gewesen wäre, war hier auf der Straße nach Jericho, die sich seit den Zeiten des Barmherzigen Samariters keinen Deut verbessert hatte, eine Alltäglichkeit.
    Hughs Aufmerksamkeit galt allein den Toten. Man hatte ihnen alles genommen, was irgendeinen Wert besaß oder woran man sie hätte identifizieren können; die nackten Leichen mit den roten Gesichtern und den fischbauchweißen Körpern bestätigten nur, dass sie vom anderen Ende der Welt stammten, aus der Christenwelt. Man hatte sie abgeschlachtet und geschändet, und dann hatte man sie einfach neben der Wüstenstraße zwischen den Felsen liegen gelassen.
    Es war noch nicht lange her, denn ihre weiße Haut war zum Großteil noch unversehrt. Die Geier hatten ihre Mahlzeit gerade erst begonnen. Und nicht nur auf ihren Wunden, sondern auch auf den Pfützen des sich schwarz färbenden, geronnenen Blutes, das den Boden befleckte, tummelten sich die Fliegenschwärme. Auf einem Felsbrocken zu seiner Linken schlug einer der Aasfresser mit den Flügeln, ohne jedoch Anstalten zu machen, sich wieder an seine unterbrochene Mahlzeit zu begeben. Die Neuankömmlinge waren zu nah, und der Vogel wusste aus Erfahrung, dass sie ihn angreifen würden.
    »Sieben Mann«, sagte Hugh zu seinem Nebenmann. »Sie müssen in einen starken Hinterhalt geraten sein.«
    »Nicht unbedingt stark«, erwiderte der andere, dessen Blick unruhig von einer Leiche zur nächsten schweifte.
    »Diese Männer sind alle durch Pfeile umgekommen … Seht Euch ihre Verletzungen an, nirgendwo ein Schwertstich oder -hieb. Dazu hätten drei oder vier Bogenschützen gereicht. Ich nehme an, du willst sie christlich beerdigen?«
    »Nein, Arlo. Wir wissen doch nicht einmal, ob sie überhaupt Christen waren. Es könnten auch Juden oder Levantiner gewesen sein. Außerdem haben wir keine Schaufeln, und es wird bald dunkel. Wir können hier nichts ändern. Sie sind tot und brauchen unsere Hilfe nicht mehr, deshalb wollen wir sie lassen, wie sie sind. Es würde nicht einmal etwas nützen, sie auf einen Haufen zu legen … Sie würden nur noch mehr stinken und langsamer verwesen. So werden die Geier und die Tiere der Wüste schnell mit ihnen fertig.«
    Er hob die Stimme, sodass ihn alle hören konnten.
    »Wollen wir weiterreiten, meine Freunde? Hier gibt es nichts zu tun, es sind noch sechs Meilen bis Jericho, und es bleibt keine Stunde mehr hell. De Beaufort, bitte reitet voran.«
    Während sich der Trupp wieder in Bewegung setzte, überflog de Payens ihn rasch mit einem Blick, dann trieb er sein Pferd an die Spitze der Kolonne, wo Julian de Beaufort kerzengerade aufgerichtet voranritt, den Schild über den Rücken geschlungen und das Ende seines langen Speers in eine Befestigung an seinem rechten Steigbügel gestützt, immer auf der Ausschau nach Briganten.
    Der Trupp war achtzehn Mann stark, die alle beritten und schwer bewaffnet waren und die volle Rüstung trugen – Kettenhemden, Helme und Beinkleider –, ihre Mäntel mit den Emblemen der Adelsherren verziert, denen sie die Treue geschworen hatten. Sir Hugh kannte die meisten Gesichter, aber nur wenige Namen. Sie dagegen wussten alle, wer er war.
    Hugh de Payens war jetzt sechsundvierzig Jahre alt, ein Mann, dem jeder mit Ehrfurcht begegnete. Nach seiner Teilnahme an der Eroberung Jerusalems vor siebzehn Jahren war er ein ruhmreicher Held der Christenwelt geworden, und seine Tüchtigkeit als Krieger war nicht nur im Heiligen Land legendär, sondern auch im nördlichen Antiochien und in den weniger bedeutenden Königreichen jener Region, die die fränkischen Eroberer als Outremer

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