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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Payens sah ihn blinzelnd an, dann nickte er. »Nun, natürlich. Du hast ja alles verloren, nur Gott sei Dank dein Leben nicht. Aber hattest du denn überhaupt keine Ahnung, was die Briefe beinhalteten?«
    »Nein, nicht die geringste. Warum auch? Sie betrafen mich ja nicht – abgesehen davon, dass ich die Anweisung hatte , sie dir zu übergeben. Ich wollte dich als Freund wiedersehen, und der Orden brauchte meine Hilf e dabei, dir Dokumente zu überbringen. Selbstverständlich habe ich diese Aufgabe übernommen. Du würdest sie lesen, wenn wir uns begegnen, und gegebenenfalls hättest du mir mitgeteilt, worum es geht. Aber mich vorher zu fragen, was darin enthalten war, hätte mich nur in Versuchung geführt, während der langen Nächte der Reise darin herumzuschnüffeln und damit meinen heiligen Eid zu gefährden. Wie dem auch sei, da seitdem Jahre vergangen sind, gehe ich davon aus, dass die Brüder daheim erfahren haben, dass ich nie in Outremer angekommen bin, und dass sie ihre Absichten in Bezug auf dich entweder geändert oder sich einen anderen Boten gesucht haben. Hast du denn in der Zwischenzeit gar nichts gehört?«
    »Kein Wort, weder schriftlich noch mündlich, was wirklich seltsam ist. Schließlich musst du ja über ein Jahr vor Graf Hughs Eintreffen aus der Champagne in Amiens aufgebrochen sein. Er ist 1114 hier gelandet, vor zwei – fast drei Jahren, und fast ein Jahr geblieben. Ich war während des Großteils dieser Zeit in Edessa, aber ich habe ihn mehrfach gesehen, wenn auch nur kurz, und er hat nie erwähnt, dass man mir etwas geschickt hatte … Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, wusste er auch nichts von deinem Unglück. Dein Name ist nie gefallen, und da du unser Ordensbruder bist, hätten wir doch von deinem Verschwinden gesprochen, wenn er davon gewusst hätte …«
    Hugh runzelte die Stirn, dann schüttelte er den Kopf.
    »Das ist wirklich seltsam, denn der Graf ist doch ein wichtiges Mitglied des Ordensrates, also müsste er gewusst haben, dass man dich mit einer Botschaft zu mir geschickt hatte.«
    St. Omer winkte ab und schüttelte sacht den Kopf.
    »Nein, Hugh. Es ist möglich, dass die entsprechenden Ratsmitglieder es nicht für nötig befunden haben, jemand anderen von ihrer Bitte an dich in Kenntnis zu setzen. Vor sechs Jahren haben sie dich für irgendetwas gebraucht, und was immer es war, es war dringend. Jedenfalls haben mir meine Auftraggeber diesen Eindruck vermittelt. Doch ein Jahr später war es vielleicht nicht mehr so dringend, oder sie hatten vorerst gar nicht mit einer Antwort von dir gerechnet … Wir können zwar nicht erraten, welche Anweisungen sie für dich hatten, doch vielleicht wäre es ja eine gute Idee, wenn du ihnen irgendwie die Nachricht zukommen lässt, dass du nach wie vor wartest.«
    »Das werde ich tun, darauf kannst du dich verlassen. Lucien de Troyes bricht morgen in die Champagne auf. Er ist Graf Hughs Abgesandter und wird ihm direkt Bericht erstatten. Ich werde ihn sofort aufsuchen, damit er eine Nachricht für uns mitnimmt.«
    »Ist er einer von uns?«
    »Ein Ordensbruder? Natürlich, sonst würde ich nicht im Traum daran denken, ihm eine mündliche Nachricht anzuvertrauen. Er ist zwei Jahre vor mir geweiht worden, aber er stammt aus der Argonne, daher kennst du ihn wahrscheinlich nicht.«
    »Ausgezeichnet … Wenn er denn dem Orden angehört …«
    St. Omer schüttelte den Kopf, dann erhob er sich und blieb einen Moment schwankend stehen, lehnte Hughs Angebot, ihm zu helfen, jedoch ab.
    »Es geht mir gut, bleib nur sitzen. Aber ich werde langsam müde, und es wird kalt. Geh zu diesem Lucien de Troyes und erzähle ihm alles, damit er daheim berichten kann, dass du keine Ahnung davon hattest, dass man eine Aufgabe für dich hatte. Ich finde mein Bett allein. Schlaf gut, morgen unterhalten wir uns weiter.«
     
    HUGH WÜNSCHTE SEINEM Freund eine gute Nacht und machte sich auf die Suche nach Lucien de Troyes, der mit den letzten Vorbereitungen für seinen Aufbruch beschäftigt war. Die großartigen Räume in einem römischen Bauwerk, die zunächst der Graf und dann sein Abgesandter bewohnt hatte, waren jetzt leer, die Einrichtung zum Großteil für die Reise verpackt, und Hughs Schritte hallten laut auf dem Fliesenboden wider.
    Er fand Sir Lucien in einer kleinen Schlafkammer.
    Der Ritter hörte Hugh aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen. Beeindruckt versprach er, dem Grafen unverzüglich von Sir Hugh zu berichten und ihn zu bitten, den höchsten

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