Der Schatz des Blutes
lassen, sodass er bei der Ankunft in Valetta, dem Heimathafen des Bootes, dank des guten Essens und der leichten Arbeit wieder einigermaßen bei Kräften war.
Weil seine Lungen noch angegriffen waren, blieb er noch einen Monat in Valetta, wo er als Schustergehilfe gearbeitet hatte. Dann konnte er mit einem italienischen Handelsschiff aus Ostia nach Zypern fahren und sich von dort aus nach Jaffa durchschlagen.
»Aber ich hatte kaum Geld, um mich zu ernähren, und wurde wieder schwächer. Jemand hat mir gesagt, ich würde in Jericho ein neues Hospital finden, und als ich schließlich dort ankam, war ich so schwach, dass ich kaum laufen konnte. Die Mönche haben mich aufgenommen, und als ich wieder sprechen und ihnen sagen konnte, wer ich bin, haben sie dir eine Nachricht übersandt.«
De Payens saß eine Zeit lang wortlos da, die Lippen nachdenklich gespitzt, dann holte er tief Luft und sprach beinahe wie an sich selbst gewandt.
»Aye, das haben sie. Sie haben mich benachrichtigt.«
Er holte noch einmal Luft und richtet sich auf.
»Du hast eine wahre Odyssee hinter dir, Goff, aber jetzt ist sie vorbei. Du bist nun in Sicherheit und unter Freunden. Das Wichtigste ist, dass du wieder auf die Beine kommst, dass du wieder Fleisch auf die Rippen bekommst und dass dein Blick wieder leuchtet. Dann setzten wir dich auf ein Pferd und lassen dich ein Schwert schwingen, wie es sich gehört. Ich habe vorhin mit dem Bruder Präzeptor gesprochen. Er meint, dass du in zehn Tagen so weit sein solltest, dass du das Hospital verlassen kannst. Bis dahin wird Arlo eine Unterkunft für uns gefunden haben – etwas Anständiges mit viel Platz und Licht und einem Raum, wo wir den Schwertkampf üben können. Bis dahin schlaf gut, iss viel und sieh zu, dass du zu Kräften kommst, damit man dich hier gehen lässt. Wir werden dich weiter besuchen, damit du bei Laune bleibst. Morgen muss ich allerdings eine Pilgergruppe nach Jericho eskortieren. Danach sehen wir uns wieder. Schlaf gut, mein Freund.«
BEI IHRER NÄCHSTEN BEGEGNUNG waren fünf weitere Tage verstrichen, und Godfreys Gesundung hatte alle Erwartungen übertroffen.
Er konnte problemlos aufstehen und sich mit Hilfe einer Krücke bewegen, und seine Stimme war voll und kräftig. Seine Augen glitzerten wieder, und seine Haut hatte einen gesunden, rötlichen Ton angenommen, weil er jeden Tag ein paar Stunden im Freien verbrachte.
Hugh war an diesem Abend allein, weil Arlo zu tun hatte. So kam es, dass er Dinge mit St. Omer besprechen konnte, die nicht für Arlos Ohren bestimmt waren.
Das Abendessen war vorüber, als die beiden Männer schließlich allein waren. Sie saßen auf Klappstühlen an einem der Lagerfeuer, und es war niemand in der Nähe, der sie hätte hören können. St. Omer massierte sich die rechte Handfläche mit dem linken Daumen und betrachtete seine Finger.
»Ich werde immer steifer«, sagte er. »Ich werde langsam alt.«
»Wir werden alle nicht jünger, Goff.«
»Arlo sagt mir, du hast dich gleich nach deiner Rückkehr hier wieder in die Einsiedelei zurückgezogen.«
Diese unerwartete Bemerkung brachte Hugh im ersten Moment aus der Fassung, doch schließlich zuckte er mit den Achseln und nickte.
»Ja. Es erschien mir das Richtige zu sein, und ich habe es nicht bereut.«
»Und jetzt bist du der berühmte Ritter, der niemals spricht.«
»Wohl kaum. Ich spreche jeden Tag mit den Menschen, mit denen ich zu tun habe.«
»Mit denen du im Dienst zu tun hast, meinst du wohl.«
»Ja.«
»Aber sonst sprichst du mit niemandem aus freien Stücken.«
»Nein.«
»Und warum nicht?«
»Weil mir nicht danach ist. Das haben wir doch alles schon besprochen, Goff.«
»Aye, aber das ist Jahre her. Damals warst du voller Wut – mit gutem Grund, das muss ich dir lassen. Aber die Verbrechen in Jerusalem sind fast zwanzig Jahre her, Hugh, und von den Männern, die dich damals so angewidert haben, ist kaum noch jemand am Leben. Ich bezweifle, dass auch nur einer von ihnen in Jerusalem ist.«
»Oh, nein, Goff, es sind noch genug von ihnen da, und einige haben es sogar weit gebracht.«
»Nun, dann könnte ich ja verstehen, dass du mit ihnen nichts zu tun haben willst, aber –«
»Es gibt kein ›Aber‹, Goff. Es hat sich nichts geändert, obwohl so viele Jahre verstrichen sind. Die Männer, diese gottesfürchtigen Ritter, sind noch genauso wie damals … Sie tragen andere Namen, und viele von ihnen sind jünger, aber ihr Verhalten ist dasselbe. Wenn sie die
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