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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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Schublade aufziehen«, sagte Link, an den Jüngeren gewandt.
    »Die hier?«
    »Ja. Und jetzt die Blechdose rausnehmen.«
    »Die hier?«
    »Aufmachen.«
    »Und was ist da drin?«
    »Bretonische Butterkekse. Ich hätte beinahe vergessen, sie Ihnen anzubieten.«
    »Sehr witzig.«
    »Und unter der Dose liegt ein Umschlag. Genau der. Darin sind all die geheiligten Papiere von Gottvater Staat. Sie dürfen das Siegel aufbrechen.«
    »Was für’n Siegel?«
    »War nur ein Scherz. Sehen Sie einfach rein.«
    Die Papiere waren in Ordnung. Link schenkte jedem noch eine zweite Schale Tee ein.
    »Woher kriegen Sie eigentlich Ihren Strom?«, fragte der jüngere Beamte, der bemerkt zu haben schien, dass das Hausboot von einer interessanten Lichtanlage aus in allen Ecken und Winkeln von Halogenlämpchen illuminiert wurde.
    »Zehntausend Hamster im Bauch des Schiffes treiben eine Turbine an. Nein, mal im Ernst, sonst sind Sie gleich wieder eingeschnappt: Ein Freund hat mir Solarzellen aufs Dach gesetzt. Gestern war strahlender Sonnenschein. Dank dieses energiereichen Tages habe ich heute noch einen gewissen Vorrat an Volt und Watt. Ansonsten muss ich zu dieser Jahreszeit den Bezingenerator anschmeißen und den Strom auf vorsintflutliche Art erzeugen. Verpetzen Sie mich bloß nicht bei Greenpeace.«
    »Eine schicke Küche haben Sie, Stereoanlage, aber keinen Fernseher.«
    »Der würde nur meinen Seelenfrieden stören. Aber dafür habe ich dort eine Minibar eingebaut. Sie kennen das vielleicht aus Hotels… Soll ich mal aufmachen…«
    »Danke, nein. Sie sind nicht schlecht ausgestattet für einen Obdachlosen.« Der junge Beamte stand auf und ging neugierig umher.
    »Hübsches Bett. Ziemlich breit.«
    »Ich wollte es quadratisch, weil ich dann im Schlaf die Richtung wechseln kann, je nach Wellengang, wenn Sie verstehen.«
    »Das hat doch alles ’ne Menge Geld gekostet. Wovon leben Sie denn so?«
    »Meine ganze Erbschaft hab ich in mein mobiles Heim gesteckt. Aber Sie haben Recht. Seit ich nicht mehr die Blumen im Großmarkt sortieren darf, mache ich mir selbst Sorgen um meine Zukunft. Aber wenn erst mal meine Containersymphonie am Burchardkai aufgeführt wird, habe ich ausgesorgt.«
    Der ältere Beamte stand von seinem Hocker auf: »Wir müssen dann los. Wir haben noch anderes zu tun.«
    »Morgen früh sehen wir uns wieder«, drohte der jüngere Beamte.
    »Oder auch nicht.«
    Link hielt den beiden Polizisten die Tür auf und sah ihnen nach, wie sie vorsichtig über den glitschigen Anleger gingen.
    Nachdem sie über die Eisentreppe nach oben verschwunden waren, ging er ins Hausboot zurück. Er legte sich aufs Bett und griff nach dem Mobiltelefon. Er wählte die Nummer von Jens Discher. Niemand nahm ab. Er gab eine andere Nummer ein und hinterließ einen dringenden Hilferuf auf dem Anrufbeantworter von Bernhard Nissen, dem »Bezwinger des ›Roten Teufels‹« wie eine launige Ansage erklärte. Dann schenkte er sich den Rest aus der Teekanne ein und geriet ins Grübeln.

25. FEBRUAR MORGENS
    Das Tuten eines Nebelhorns direkt neben seinem Kopf weckte ihn, und es war genau der richtige Moment, sich zu fragen: Wo bin ich?
    Er lag in seinem quadratischen Bett, ihn fröstelte, die Heizung war aus, die Wolldecke vom Federbett gerutscht. Sein Bett befand sich wie immer in der Schlafecke seines Hausbootes, aber die Welt fühlte sich anders an. Wieder ertönte das gedämpfte Dröhnen des Nebelhorns, das klang wie die gestopfte Tuba eines Riesen. Nebelhörner hatte er schon oft gehört, er wohnte schließlich lange genug im Hafen. Es war der Wellengang, der ihn irritierte. Im Grasbrookhafen war er vom unruhigen Hin und Her auf der Elbe abgeschottet gewesen. Sein Hausboot hatte immer ruhig gelegen. Jetzt hob und senkte es sich, schwankte heftig, die großen Reifen, die er an die Bordwand gehängt hatte, rieben sich quietschend am Anleger.
    Er schlug die Augen auf. Viel war nicht zu sehen. Er hatte die Schotten dicht gemacht, alle Fenster und die Tür verschlossen. Jetzt saß er tiefgekühlt in seinem eigenen Container. Hier und da leuchtete ein LCD-Lichtlein blau oder grün, das war die Stereoanlage. Er tastete nach dem Einschaltknopf der Nachttischlampe. Weit leuchtete der grelle Halogenkegel nicht, aber er ließ ahnen, dass in seinem Heim kaum noch was an seinem Platz stand. Sofa und Tisch waren verrutscht, der Esstisch verschoben, die Stühle umgekippt. Die Stehlampe lag ebenfalls auf dem Boden, CDs und Bücher waren zum Teil aus den Regalen

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