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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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House in ihrem Sinne zu erhalten. Es zog mich auch nichts zurück in die Stadt, denn ich hatte am Leben auf dem Land Gefallen gefunden. Ich brauchte keine Theatervorführungen, Restaurants oder sonstigen Vergnügungen.
An diesem Tag führte mich mein Weg hinab zur alten Mühle. Ich wollte einen Blick auf die Truhe werfen, um endgültig zu entscheiden, was mit dem vermeintlichen Schatz geschehen sollte. Als ich mich dem verfallenen Gebäude näherte, erkannte ich, dass ich nicht alleine war. Jemand kauerte auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, und hatte das Gesicht in den Händen verborgen. Mein erster Impuls war, wieder umzudrehen, denn ich wollte mit niemandem sprechen, dann erkannte ich Carla. Ihr zarter Körper bebte und zuckte, Haar und Kleid waren vom Regen durchnässt, denn sie trug weder Hut noch Mantel.
»Carla!« Mit einem Aufschrei war ich an ihrer Seite und rüttelte an ihrer Schulter. »Was machst du hier?«
Als Antwort erhielt ich nur ein verzweifeltes Schluchzen. Ich spürte, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste.
»Ist was mit James? Ist ihm etwas zugestoßen?« Eine kalte Hand griff nach meinem Herzen, aber dann schüttelte Carla den Kopf und sah mich mit weit aufgerissenen, traurigen Augen an.
»Nein, nein, James geht es gut. Aber es ist so schrecklich ...« Ihre weiteren Worte gingen in einem erneuten Weinkrampf unter. Fest legte ich meinen Arm um ihre Schultern und zog sie in die Höhe. Das Mädchen musste ja bis auf die Haut nass sein! Ich führte sie in die Mühle, wo wir vor dem Graupelschauer geschützt waren. Carla zitterte wie Espenlaub, ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander.
»Komm, ich bring dich nach Hause!«
Ihr Körper versteifte sich.
»Nein, bitte nicht! Lass mich hier, Lucille. Ich möchte nur noch sterben.«
»Carla! Sag so etwas nie wieder! Was, um Himmels willen, ist geschehen? So sprich doch endlich!«
Sie schluchzte und wischte sich mit dem Ärmel über ihre triefende Nase.
»Er geht fort! Man schickt ihn auf die Isle auf Sky. O Lucille, ich werde ihn niemals wiedersehen!«
Fieberhaft überlegte ich, wen sie damit meinen könnte, denn mir war kein entsprechender Klatsch zu Ohren gekommen. Carlas Verzweiflung konnte aber nur mit einer Person zusammenhängen.
»Reverend Donaldson?«, fragte ich leise.
Carla warf sich an meine Brust und weinte bitterlich. Zart strich ich ihr über den Rücken. Meine Güte, wie jung sie noch war, wie unschuldig und unglücklich! Nach einigen Minuten hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie sagte:
»Er hat uns vorhin einen Besuch abgestattet, da hat er es uns gesagt. Es ist angeblich eine große Chance für ihn, denn die Gemeinde auf der Insel ist viel größer. Natürlich dachte ich zuerst, er würde mich fragen, ob ich ihn begleiten würde. Ein Pfarrer braucht doch eine Frau, die ihm den Haushalt führt und sich um die Belange der Gemeindemitglieder kümmert. Doch er hat nur über mich gelacht und mich wie ein Kind behandelt! Da bin ich davongelaufen.«
»Arme Carla«, versuchte ich sie zu trösten. Ich war sicher, dass der Reverend nicht in böser Absicht gehandelt hatte, denn Carla war mit ihren knapp sechzehn Jahren in seinen Augen wirklich noch ein Kind. Sie war viel zu jung, um ihn zu heiraten, und in ihren verklärten Träumen hatte sie keine Vorstellung, was es bedeutete, Ehefrau zu sein.
»Was soll ich denn jetzt nur machen? Mein Leben ist zerstört!«
Ich unterdrückte ein Schmunzeln. Carla brauchte jetzt Verständnis und nicht das Gefühl, dass man sich über sie lustig machte. Ich hatte in diesem Alter nicht das Gefühl der ersten großen Liebe kennen gelernt, dennoch konnte ich sie verstehen. Liebe war offenbar vom Alter unabhängig, doch je jünger man war, desto mehr verschloss man die Augen vor der Realität.
»Ich bringe dich jetzt nach Hause, sonst holst du dir noch eine Erkältung.«
Carla wehrte sich nicht mehr dagegen, als ich sie nach draußen führte. Ich legte den Arm um ihre Schultern, und sie folgte mir langsam in Richtung des Dorfes.
Der Wind war stärker geworden und hatte die Graupelschauer in heftigen, eiskalten Regen verwandelt, der wie spitze Nadeln in unsere Gesichter stach. Hoffentlich wurde das Mädchen nicht ernsthaft krank! Als die ersten Häuser des Dorfes auftauchten, blieb ich ruckartig stehen.
»Carla, siehst du das Mädchen dort?« Sie hob den Kopf, da aber ihre Augen voller Tränen standen, hatte sie nichts gesehen. Gleich darauf war die Person bereits um die Ecke eines Hauses

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