Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
lassen. »Lucille MacHardy, glaubst du wirklich, ich wollte dich nur aus Berechnung zu meiner Frau nehmen?«
Ich zögerte keinen Moment mit der Antwort und drehte mich zornig zu ihm um.
»Ja, Harrison MacGinny! Es gibt für mich keinen Zweifel.«
Er wich zurück. Kurz glaubte ich in seinen Augen Traurigkeit zu erkennen, aber als er mich nun ansah, waren sie kalt und ausdruckslos.
»Du bist also nicht bereit, dir meine Version der Geschichte anzuhören?« Ich antwortete wieder nicht, drehte ihm nur demonstrativ den Rücken zu. »Dann hat es mit uns wirklich keinen Sinn. Ich möchte eine Frau an meiner Seite, die mir vertraut. Denn Vertrauen ist der wichtigste Bestandteil einer Beziehung. Leidenschaft kann vergehen, doch das Vertrauen darf niemals erschüttert werden. Schade, ich dachte, ich hätte in dir diese Person gefunden.« Er drehte sich um und öffnete die Tür. Bevor sie hinter ihm ins Schloss fiel, sagte er: »Ich habe mich wohl in dir getäuscht.«
9. KAPITEL
Obwohl Cromdale House seit meiner Ankunft kein Ort rauschender Feste und glamouröser Bälle gewesen war, von dem Basar einmal abgesehen, war die nun herrschende Stille in den Mauern manchmal unerträglich. Ich vermisste Harrison, gleichgültig, was er mir angetan hatte. Auch musste ich zugeben, dass Glenda mir fehlte. Unser Haushalt war jetzt so klein geworden, dass keine neue Haushälterin notwendig war. Ich selbst aß wie ein Spatz, also hatte die Köchin nicht viel Arbeit. Wilma schüttelte stets unwillig den Kopf, wenn sie das Tablett mit den kaum angerührten Speisen abtrug. Einzig Violets Anwesenheit vermisste ich nicht und hoffte, sie niemals im Leben wiedersehen zu müssen. Ich hatte darauf bestanden, dass Harrison den Hengst Diavolo mitnahm.
»Es kommt sonst niemand anders mit dem Pferd zurecht«, hatte ich zu ihm gesagt. »Daher gehört er dir.«
»Das würde ich mir gut überlegen, denn Diavolo ist eine Menge wert. Vielleicht solltest du ihn verkaufen?« Zynismus tropfte aus seiner Stimme.
Obwohl er Recht hatte, wollte ich, dass Harrison den Hengst mitnahm. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, das Tier an einen Fremden zu verkaufen. Genauso wenig, wie ich es hätte ertragen können, ihn täglich im Stall nach seinem Herrn wiehern zu hören. Ich wusste nicht, wohin Harrison gegangen war, und versuchte mir einzureden, dass es mir egal war.
Der Schatz war immer noch an dem Ort, an dem ich ihn gefunden hatte. Manchmal ging ich durch den geheimen Gang und setzte mich auf den Boden neben die Truhe. Ich wusste nicht, wie viel die alten Münzen wert waren, und es war mir gleichgültig. Ich hatte zwar einen Schatz gefunden, gleichzeitig aber das Wertvollste, was ich jemals im Leben besessen hatte, verloren. Das konnte mir alles Geld der Welt nicht zurückbringen.
An manchen Tagen schneite es, dann wechselte sich der Niederschlag mit Regen ab. Trotzdem zog es mich täglich nach draußen. Ich musste der einsamen, bedrückenden Atmosphäre der Burg entfliehen. Noch hatte ich mir keine Gedanken gemacht, wie es weitergehen sollte. Die Ernte war eingebracht, die Speicher waren voll mit Korn und dicken Kartoffeln. Von den Pächtern wurde Cromdale House regelmäßig mit frischer Milch, Butter und Käse versorgt. Wir würden also über den Winter keine Not leiden müssen. Im Frühjahr war dann immer noch Zeit, eine Entscheidung bezüglich eines neuen Verwalters zu treffen. Einen Lichtblick gab es, als etwa drei Wochen vor Weihnachten eine kleine, vermummte Gestalt in die Halle trat.
»Maggie Baldwin!« Mit ausgestreckten Armen eilte ich auf sie zu. Ihr zahnloser Mund verzog sich zu einem Grinsen.
»Der Regen schwemmt mir den Untergrund der Hütte davon. Wollte mal sehen, ob Sie Ihr Angebot, dass ich hier eine Weile unterschlüpfen kann, ernst gemeint haben.«
Ich versicherte ihr, dass ich mich über ihre Anwesenheit freute, und rief sogleich Wilma, die ihr ein besonders hübsches Zimmer herrichten sollte. Das fassungslose Gesicht des abergläubischen Mädchens entlockte mir ein Lächeln.
»Mrs. Baldwin ist unser Gast, Wilma. Ich möchte, dass es ihr an nichts fehlt!«
»Ja, Mylady«, murmelte sie und warf einen scheuen Seitenblick auf die Alte, dabei bekreuzigte sie sich hektisch dreimal hintereinander.
Später ermahnte ich das Mädchen, keine Geschichten über angebliche Hexerei und solche Dinge zu erzählen.
»Maggie Baldwin ist eine alte Frau, die sich auf den Umgang mit Kräutern und Heiltränken versteht. Das ist aber kein Grund, sie als Hexe zu
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