Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Sie keine Gouvernante sind.«
Der Boden begann unter meinen Füßen zu schwanken, denn vor mir stand Harrison MacGinny!
Seit Minuten fixierte ich das überlebensgroße Porträt von Fitzroy MacHardy über dem Kamin. Die grauen Augen starrten mich spöttisch, aber auch ein wenig belustigt an. Seine Mundwinkel waren leicht nach oben gezogen, als ob er mich auslachte. Seine ganze Haltung drückte Ungeduld aus. Wahrscheinlich war er es leid, dem Maler Stunde um Stunde Modell zu sitzen. Es war das einzige Bild an den sonst kahlen Wänden. Einzig ein paar staubige, verblichene Gobelins verbargen stellenweise die steinernen Mauern. Die Halle hatte eindeutig schon einmal bessere Zeiten gesehen. Jetzt war sie nur zweckmäßig und äußerst dürftig eingerichtet. Allerdings waren die Sitzflächen der Stühle in einem dunkelblau karierten Stoff mit gelben und roten Streifen bezogen. Ich vermutete zu Recht, dass es sich dabei um die Farben von Cromdale beziehungsweise der MacHardys handelte.
Obwohl Glenda MacGinnys ganze Haltung darauf schließen ließ, dass sie mir am liebsten die Tür vor der Nase zugeknallt hätte, war ich schließlich doch ins Haus gebeten worden. Ihre Gastfreundschaft ging sogar so weit, mir eine Tasse heißen Tee zu servieren, der sehr wohlschmeckend und erfrischend war. Trotzdem fiel die Anspannung nicht von mir ab. Ich hatte große Mühe, die Tasse, ohne allzu sehr zu zittern, an den Mund zu führen.
»Ist er das?«, war meine erste Frage gewesen, als mein Blick beim Betreten der Halle auf das Porträt fiel.
»Fitzroy Archibald Douglas MacHardy! Der neunte Laird of Cromdale.« Der Stolz in Glendas Stimme war unüberhörbar.
Mein Großvater musste so um die fünfzig gewesen sein, als das Bild entstand. Er war ein stattlicher, gut gewachsener Mann mit dichtem, dunklem Haar gewesen, das an den Schläfen ergraut war. Mich fröstelte, und ich wandte den Blick ab. Einerseits bedauerte ich es, nie mehr die Möglichkeit zu bekommen, ihn kennen zu lernen. Auf der anderen Seite konnte ich mir lebhaft vorstellen, welch strenges Regiment er einst geführt hatte. Sein Blick ließ darauf schließen, dass er in seiner Gegenwart keinen Widerspruch geduldet hatte.
Nun studierten Harrison MacGinny, der mich mit einem spöttischen Lächeln in die Halle geführt hatte, und seine Mutter die Papiere, die ich ihnen vorlegte. Die ganze Situation kam mir vor wie in einem schlechten Traum. Die letzten Tage war ich davon ausgegangen, hier in Schottland ein kleines Cottage inmitten einer ländlichen Dorfgemeinschaft vorzufinden. Nun befand ich mich in einem mittelalterlichem Schloss, dass sich – soweit ich es bisher feststellen konnte – in einem ziemlich desolaten Zustand befand. Zu alledem erhob der Mann, dessen Blicke mich seltsam nervös machten, ebenfalls Besitzansprüche. Nun, es würde sich bestimmt alles so schnell wie möglich klären!
Ich hatte den MacGinnys von dem Londoner Anwalt und meiner Reise nach Schottland erzählt, aber nur ablehnende Blicke geerntet. Glendas Haltung ließ keinen Zweifel daran, dass sie mir kein Wort glaubte.
»Mr. Grampson, MacHardys Anwalt, befindet sich derzeit in Aberdeen. Das hat mir sein Sohn gesagt. Ich schlage vor, dass wir eine Nachricht nach Inverness schicken und ihn bitten, so bald wie möglich herzukommen.«
Harrison MacGinny runzelte die Stirn. »Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, Mutter. Soweit ich es beurteilen kann, scheinen die Papiere echt zu sein.«
»Pah! Was beweist das schon? Ich bin überzeugt, es sind Fälschungen!«
»Mrs. MacGinny, ich verstehe durchaus Ihre Verwirrung ...« Mein Versuch, sie zu beruhigen, wurde von ihr abrupt unterbrochen. Sie stand so ruckartig auf und stieß an den Tisch, dass mein Tee aus der Tasse schwappte.
» Sie verstehen gar nichts, sie hergelaufene Person! Ich weiß, dass Fitzroy so etwas niemals getan hätte! Nie im Leben! Mag er die letzten Monate krank an seinem Leib gewesen sein, sein Verstand war bis zum Schluss brillant.« Die Tatsache, dass eine Haushälterin meinen Großvater beim Vornamen nannte, beunruhigte mich. Was, wenn sie ihm wirklich nahe gestanden hatte? Hatte nicht auch Mitch etwas in der Richtung angedeutet?
»So, wie die Dinge stehen, haben wir im Moment keine andere Möglichkeit«, mischte sich Harrison ein. »Ich werde sofort einen Brief nach Inverness schreiben und hoffen, dass dieser Mr. ... äh ... wie war noch mal sein Name?«
»Grampson. Die Anschrift ist Nummer neun, Skylane.«
Harrison nickte und
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