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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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keine Gedanken machen muss«, riss mich Glenda aus meinen Überlegungen. »Darum bin ich überzeugt, dass er niemals dieser Frau da ...«, ihr hagerer Finger zeigte direkt auf meine Brust, »... seinen Besitz hinterlassen hat! Er hätte mich nicht dermaßen im Stich gelassen.«
Harrison legte den Brief zur Seite.
»Ich nehme ihn noch heute Abend mit zur Poststation im Dorf.«
»Ach, du willst noch fort?«, fragte seine Mutter.
»Rüber zu den Grindles. Ich habe etwas mit James, dem sturen Bock, zu besprechen.« Er zog sich eine Jacke, die auf der Stuhllehne gehangen hatte, über. Dabei konnte ich beobachten, wie sich sein Leinenhemd über der muskulösen Brust spannte. Schnell wandte ich den Blick ab. »Es erscheint mir allerdings wirklich seltsam, dass MacHardy in seinem Testament Mutter und mich nicht bedacht haben soll. Sie schneien hier so einfach herein und behaupten, die Herrin zu sein, ohne dass Sie irgendeine Legitimation vorweisen können. Darum dürfen Sie es uns nicht übel nehmen, dass wir Ihrer Geschichte sehr skeptisch gegenüberstehen.«
Der Anflug von Sympathie für Harrison verflog ebenso schnell, wie er gekommen war. Stolz warf ich den Kopf in den Nacken und sagte:
»Wir werden wohl die Ankunft des Anwalts abwarten müssen. Bis dahin werde ich allerdings hier in diesem Haus bleiben. Oder haben Sie etwas dagegen? Das Haus scheint ja groß genug zu sein.«
Ich hoffte, meine Worte hatten überzeugender geklungen, als mir zumute war. Auf jeden Fall schnappte Glenda hörbar nach Luft.
»Sie können aber nicht erwarten, dass wir Sie bedienen! Wir sind nicht auf Gäste eingerichtet, folglich müssen Sie selbst sehen, wie Sie zurechtkommen.«
Ich nickte langsam. »Glauben Sie mir, Mrs. MacGinny, ich bin nicht verwöhnt. Ich habe zeit meines Lebens schwer für mein Essen und ein Dach über dem Kopf gearbeitet. Wenn Sie mir jetzt vielleicht das Zimmer, in dem ich schlafen kann, zeigen würden? Ich würde mich gerne ausruhen.« Du meine Güte, du klingst ja bald wirklich wie eine Schlossherrin, dachte ich nicht ohne Stolz.
Glenda ergriff eine kleine Silberglocke, die ich bisher nicht bemerkt hatte, und klingelte. Einen Augenblick später öffnete sich die Tür, und ein junges Mädchen betrat die Halle. Sie hielt den Blick gesenkt und knickste.
»Rosie wird Ihnen den Raum zeigen«, sagte Glenda, und dann zu dem Mädchen gewandt: »Führe die Frau in das Turmzimmer im vierten Stock. Später kannst du ihr dann etwas zum Essen bringen.«
Erstaunt sah ich Rosie an. Die Beschäftigung eines Hausmädchens hatte ich nicht erwartet. Man hörte Glendas Ton an, dass sie es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
»Ach, und übrigens, Miss: Es ist zwecklos, das Mädchen auszufragen. Sie ist nämlich stumm!«
Es blieb mir nichts anderes übrig, als Rosie nun zu folgen. Ich ergriff meinen Koffer und verließ die Halle. Ich war bereits an der Tür, als mir Glenda nachrief:
»Sie verstehen sicher, wenn ich Ihnen keinen angenehmen Aufenthalt wünsche? Denn je früher Sie wieder abreisen, desto eher tun Sie uns einen Gefallen!« Ich ignorierte die Bemerkung. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, hörte ich erneut Glendas Stimme: »Mein Gott, ein Krüppel als Herrin von Cromdale House! Das werde ich niemals zulassen!«
Als mich Rosie am Fuß der Treppe passieren ließ, trafen sich für einen Moment unsere Blicke. Der ihrige war verständnisvoll, vielleicht auch ein wenig mitleidig. Sie hatte die Worte also auch gehört. In dem Moment flog mein Herz dem Mädchen zu. Langsam stieg ich die ausgetretenen Stufen hinauf. Wir waren beide vom Schicksal benachteiligt worden: ich ein hinkender Krüppel und sie nicht der Sprache mächtig, als Behinderte von der Gesellschaft verachtet und ausgestoßen.
     
    Trotz der unangenehmen Aufregungen des vergangenen Tages schlief ich tief und traumlos. Ich erwachte erst, als Rosie mit einer Kanne warmem Wasser zum Waschen ins Zimmer trat. Man hatte mir einen kleinen Raum zugewiesen, der den Glanz vergangener Tage noch erahnen ließ. Die grünen Bettvorhänge mussten einst teuer und elegant gewesen sein. Jetzt waren der Samt brüchig und die Satineinfassung fadenscheinig und glanzlos. Auf dem unebenen Dielenboden lag ein einfacher Flickenteppich, und die Einrichtung bestand lediglich aus einem geräumigen Schrank, einem kleinen Schreibtisch mit zwei Stühlen, einer Waschkommode und einem Sessel, der mit dem Cromdale-Tartan bezogen war. Trotzdem fühlte ich mich wie im Paradies! Nie zuvor hatte

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