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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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stellte ich fest, dass die Burg Baustile aus mehreren Epochen in sich vereinigte. Eindeutig der älteste Teil war der Wohnturm, in dessen Erdgeschoss sich die große Halle befand. Der Anbau mit mehreren kleineren Räumen musste später erfolgt sein, ebenso wie die beiden Rundtürme aus späterer Zeit datierten. Über eine Wendeltreppe gelangte ich wieder auf den Gang, wo sich mein Zimmer befand. Hier im vierten Stock gab es noch drei weitere Schlafräume. Alle machten einen vernachlässigten und staubigen Eindruck. Über eine weitere schmale Wendeltreppe mit in der Mitte ausgetretenen Steinstufen ging ich wieder nach unten. Dort schaute ich in einen großen Raum, der wohl einmal das Billardzimmer gewesen sein musste. Es gab zwar keinen Tisch mehr, aber an der Stirnseite hingen noch die Tafel und einige Queues.
Im zweiten Stock wurde ich auf der Suche nach einer Gemäldegalerie fündig. In einem langen, schmalen Raum, der die gesamte Fläche dieser Etage einnahm, hingen Bilder aus verschiedenen Epochen. Die Farben waren zum Teil stark nachgedunkelt, und über allen lag eine dicke Staubschicht. Nicht nur die Rahmen bedurften einer dringenden Restauration. Durch die schmalen Fenster fiel kaum Licht, so dass ich Mühe hatte, die Gesichtszüge zu erkennen. Warum hatte ich auch nicht eine Kerze aus meinem Zimmer mitgenommen? Doch dann sah ich ihn! Wie angewurzelt blieb ich vor dem Bild stehen. Es hätte nicht des kleinen Messingschildes mit dem Namen bedurft, um zu wissen, dass ich vor dem Porträt meines Vaters stand! Es war mir, als schaute ich in einen Spiegel. Alexander MacHardy hatte die gleiche hohe Stirn, braunes Haar kräuselte sich wild um seine Ohren, und mitten im Gesicht ragte seine Stupsnase wie ein Stöpsel, den man willkürlich hingesetzt hatte, empor. Die Oberlippe seines Mundes war wie bei mir etwas größer, was ihm einen sinnlichen Ausdruck gab. Seltsam, bei mir hatte ich dieses Merkmal niemals als sinnlich, sondern eher als unvorteilhaft empfunden. Er trug auf dem Bild einen Kilt in den Farben der Cromdales, dazu ein weißes Hemd mit einer breiten Schärpe. Er musste kaum älter als achtzehn Jahre gewesen sein, als er dem Maler Modell stand. Je länger ich das Konterfei meines Vaters betrachtete, umso mehr war ich verwundert. Denn ich sah einen ausgesprochen gut aussehenden Mann vor mir, gleichzeitig aber auch einen Mann, der mir selbst sehr ähnlich war. Nie zuvor wäre ich auf die Idee gekommen, hübsch, vielleicht sogar gut aussehend zu sein.
Direkt neben dem Bild entdeckte ich das Porträt einer ebenfalls attraktiven Frau, deren Ähnlichkeit mit Alexander MacHardy verblüffend war. Noch bevor ich auf dem Messingschild den Namen Lucille MacHardy entzifferte, wusste ich, dass es sich bei der eleganten Dame um meine Großmutter handelte. Man hatte mich also nach ihr benannt! Ein Gefühl von Stolz durchflutete mich, und ich wandte mich wieder dem Bild meines Vaters zu.
»Ich hätte dich so gerne kennen gelernt«, flüsterte ich.
»Trotz seiner Jugend eine beindruckende Erscheinung, nicht wahr?«
Vor Schreck schrie ich auf, wirbelte herum und prallte direkt an die Brust von Harrison MacGinny. Ich hatte ihn nicht kommen gehört. Schnell wich ich zurück und tastete zitternd nach Halt am Fenstersims.
»Schade, dass ein solcher Mensch so früh hat sterben müssen. Aber es heißt doch: Die Besten holt Gott zuerst«, fuhr Harrison fort.
Ich konnte seine Züge im Dämmerlicht nicht genau erkennen. Seine große, breite Gestalt stand wie eine Statue, um deren Kopf sich die Locken ringelten. Unwillkürlich drängte sich mir der Vergleich mit einem griechischen Gott auf, dessen Statuen ich im Britischen Museum gesehen hatte. Es dauerte einen Augenblick, bis ich meine Sprache wiedergefunden hatte.
»Wissen Sie, woran er gestorben ist? Man sagte mir etwas von Typhus.«
Harrison trat zu dem Bild und strich leicht über den unteren Rahmenrand. Dabei wirbelte er eine Wolke von Staub auf.
»Das Mädchen sollte hier einmal sauber machen«, wich er meiner Frage aus. Plötzlich trat er auf mich zu. »Und Sie sollten bei einem solchen Wetter nicht ohne Lampe durch das Haus schleichen. Sie könnten womöglich in der Dunkelheit über eine Stufe stolpern und sich das Genick brechen!«
So unerwartet er erschienen war, so schnell war er jetzt wieder verschwunden. Mein Herz pochte schnell und unregelmäßig, ich verspürte eine nie zuvor gekannte Beklemmung.
»Sie könnten sich das Genick brechen ...« Die Worte hallten in meinen

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