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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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worden waren. Vielleicht war es meine Großmutter Lucille gewesen? Während ich den Titel Stolz und Vorurteil betrachtete, schob sich Harrison in meine Gedanken. Nie zuvor hatte ein Mensch den Begriff Stolz so ausgeprägt verkörpert wie er. Betrat er den Raum, so schien er ihn zu beherrschen, alles andere trat in den Hintergrund. Harrison MacGinny könnte direkt einem wilden Hochlandclan vergangener Zeit entstiegen sein. Verwirrt schüttelte ich über diese Gedanken den Kopf und wandte mein Interesse wieder den Bücherregalen zu. Leider hatte ich bisher keine Chronik über das Haus gefunden. Es wäre sicher interessant, mehr über die Familie, die seit Jahrhunderten diesen Landstrich besiedelte, zu erfahren. Ob die geheimnisvolle Mabel tatsächlich existiert hatte? In Cromdale House war die Vergangenheit allgegenwärtig. Oft dachte ich, im nächsten Moment müsste mir aus einer dunklen Ecke ein Ritter in voller Rüstung mit gezogenem Schwert entgegentreten. Lebhaft konnte ich mir in der mittelalterlichen Halle rauschende Feste und ausschweifende Gelage mit fahrenden Sängern und Possenspielern vorstellen. Eines Nachts glaubte ich, Schritte zu hören. Es ist nichts, sagte ich mir, und weigerte mich, an die Geschichte von Lady Mabel zu denken. In einem alten Haus knarren die Dielen manchmal. In der Stille der Nacht war es öfters zu hören. Aber ging da nicht eine Tür auf? Ich zog Morgenrock und Pantoffeln an, öffnete meine Zimmertür und lauschte. Es war alles ruhig. Dennoch war ich davon überzeugt, mir die Geräusche nicht eingebildet zu haben. Es lebten allerdings weitere drei Menschen in dem Schloss. Ganz bestimmt war jemand in die Küche gegangen, um sich ein Glas Wasser oder eine Tasse Milch zu holen. Ich legte mich wieder ins Bett, allerdings dauerte es einige Zeit, bis ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Am Morgen meines achten Tages in Cromdale House weckte mich ein Sonnenstrahl, der mir mitten ins Gesicht schien. Schnell warf ich die Decke beiseite und lief barfuß und im Nachthemd ans Fenster. Der Anblick, der sich mir bot, nahm mir den Atem. Vor meinem Auge breitete sich eine unberührte Landschaft aus. Kilometerweit erstreckten sich die Lilatöne der blühenden Heide, die mit dem Grau der majestätisch aufragenden Felsen am Horizont ein harmonisches Gesamtbild ergaben. Kaum einen Kilometer entfernt machte ich ein Wäldchen aus, an dessen Rand dunkles, torfiges Wasser um unregelmäßige Steinbrocken sprudelte. Mein ganzes Leben hatte ich nichts anderes als die von Tausenden von Schornsteinen rußgeschwängerte Luft Londons gekannt. Hier erschien mir der stahlblaue Himmel zum Greifen nah. Nachdem ich das Fenster geöffnet hatte, meinte ich, niemals zuvor eine reinere, bessere Luft geatmet zu haben. Weit lehnte ich mich heraus, und sofort wurde mir schwindlig. Viele Meter unter mir lag der gepflasterte Hof. Unwillkürlich krallte ich mich am Fensterbrett fest. Im gleichen Moment öffnete sich eine Tür, und Harrison MacGinny trat in den Hof. Er trug Reitkleidung und in der rechten Hand eine kurze Peitsche. Obwohl ich mich völlig still verhalten hatte, blickte er plötzlich nach oben. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke, und er verbeugte sich in meine Richtung, dann wurde mir bewusst, was für einen Anblick ich ihm bot! Mein Haar hing mir offen und wirr von der Nacht um die Schultern. Mein Nachthemd aus derbem Leinen war gewiss keine Aufmachung, in der sich eine Dame vor einem Herrn zeigte. Schnell wich ich in mein Zimmer zurück und fühlte, wie mir eine heiße Woge in die Wangen stieg. Verflixt, warum war es mir wichtig, in welchem Aufzug Harrison mich sah? In seinen Augen war ich doch nichts anderes als eine verkrüppelte Erbschleicherin, die zu Unrecht auf etwas Anspruch erhob, das aus moralischer Sicht ihm gehörte! Ich biss mir so fest auf die Unterlippe, dass ich den Geschmack von Blut spürte. Plötzlich schien die Sonne nicht mehr so strahlend. Dunkle Schatten drängten sich in den Tag.
Trotzdem beschloss ich, nachdem ich mich gewaschen, angekleidet und ein wenig gefrühstückt hatte, einen Spaziergang zu machen. Ich verspürte den unbändigen Drang, hinaus in die Natur zu gehen und das Beklemmende des Hauses zumindest für einige Stunden hinter mir zu lassen. Wenn doch endlich Mr. Grampson kommen würde!
Vom Fluss aus bot sich mir ein faszinierender Blick auf Cromdale House, und zum ersten Mal nahm ich die Burg in ihrer ganzen Pracht wahr. Aus der Ferne waren die Schäden an der Fassade

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