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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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und der abbröckelnde Putz nicht zu erkennen. Das Sonnenlicht spiegelte sich in den zahlreichen kleinen Fensterscheiben und ließ sie wie Dutzende von Diamanten funkeln. Stolz auf meine Familie erfüllte meine Brust. Was waren das für Menschen gewesen, die ein solches Anwesen geschaffen hatten? Direkt neben dem Fluss führte ein schmaler Feldweg an einem Wäldchen entlang zu einer Ansammlung kleinerer, aus Granit gebauter Häuser. Aus einzelnen Kaminen stieg Rauch auf, denn obwohl es August war, wehte ein kühler Wind. Ich hatte mich gerade entschieden, in das Dorf zu gehen, als ich hinter mir Pferdehufe und eine laute Stimme hörte:
»Brrh! Bleib stehen! Hörst du?«
Im nächsten Moment tauchte ein riesiges Pferd unvermittelt vor mir auf. Es gelang mir, rechtzeitig zur Seite zu springen, um nicht unter seine Hufe zu geraten. Dabei strauchelte ich über eine Wurzel und stürzte zu Boden. Ich hörte lautes Wiehern und gemurmelte Flüche eines Mannes. Ich rappelte mich gerade wieder auf, als der Mann das Pferd endlich zum Stehen gebracht hatte. Mit einem Satz sprang er ab und reichte mir seine Hand, um mir aufzuhelfen.
»Es tut mir unendlich Leid, dass Diva Sie zu Fall gebracht hat! Ein Kaninchen hat sie so sehr erschreckt, dass sie durchgegangen ist. Sie müssen wissen, dass ich Diva erst seit zwei Wochen habe.«
Aha, dachte ich, Diva war wohl der Name der rassigen Fuchsstute, die jetzt friedlich grasend am Wegesrand stand. Dankbar ergriff ich die ausgestreckte schmale Hand und blickte in ein paar warme, dunkle Augen in einem jugendlichen Gesicht.
»Haben Sie sich verletzt?«, fragte er jetzt besorgt. »Soll ich Sie zu einem Arzt bringen?«
Ich klopfte feuchtes Laub von meinem Rock und versicherte, dass mir nichts geschehen war. Außer einer kleinen Abschürfung am Handballen verspürte ich keinerlei Schmerz.
»Ich habe mich nur erschreckt. Ich wähnte mich hier allein und war deswegen überrascht, als Sie angeprescht kamen.«
Er lächelte und entblößte dabei zwei Reihen weißer, makelloser Zähne. Mit einem Blick erfasste ich, dass es sich bei dem Fremden um einen gut aussehenden Mann in etwa meinem Alter handelte.
»Unter anderen Umständen hätte ich mich auch niemals auf das Land der MacGinnys gewagt. Aber Diva war es völlig gleichgültig, ob wir hier gerne gesehen werden oder nicht. Mein Name ist übrigens James Grindle. Meinen Eltern gehört der Grindle-Hof dort drüben.« Er deutete vage in Richtung der Häuser. Es überraschte mich, dass James Grindle mir gegenüber so offen davon sprach, dass zwischen ihm und Harrison anscheinend kein gutes Verhältnis bestand.
Eine Bemerkung ließ mich allerdings stutzen. »Sie sagten ›Das Land der MacGinnys‹. Soviel ich weiß, handelt es sich bei Harrison MacGinny nur um den Verwalter von Cromdale House. Der Besitz hat dem verstorbenen Fitzroy MacHardy gehört.« Ich wusste, es war jetzt an der Zeit, meinen Namen zu nennen und mich vorzustellen. Doch etwas hielt mich zurück.
James Grindle lachte.
»Ja, der alte Fitzroy! Nun, da er tot ist, werden sich wohl Glenda und Harrison alles unter den Nagel reißen. Es ist ja niemand von der Familie mehr da, der Anspruch erheben könnte. Schade, Cromdale House hätte einen würdigeren Nachfolger verdient.«
Nun reckte ich mich zu meiner vollen Größe auf und streckte das Kinn vor.
»Mein Name ist Lucille MacHardy. Mein Vater war Alexander MacHardy, und ich bin gekommen, das Erbe meiner Vorfahren anzutreten.«
James Grindle stieß einen Pfiff aus und sah mich bewundernd an.
»Also hat der Alte seinen Sohn doch nicht enterbt, wie allgemein angenommen wurde. Im Dorf wurde bereits darüber gesprochen, dass eine Dame nach Cromdale gekommen ist. Ich hätte aber nicht gedacht, dass Sie so jung sind. Wie kommen Sie mit den MacGinnys zurecht? Das muss ein empfindlicher Schlag für die beiden gewesen sein, denn sie haben fest damit gerechnet, Cromdale zu bekommen. Hat Harrison Sie so einfach akzeptiert?«
Obwohl James Grindle den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, erschien es mir ungehörig, mit einem Fremden über die internen Angelegenheiten von Cromdale zu sprechen. Überhaupt befremdetet es mich, dass er einer Unbekannten gegenüber so offene Worte verwendete. Daher sagte ich schlicht:
»Ich muss jetzt ins Haus zurückkehren. Sicher wartet man bereits auf mich.«
Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, aber ich würde ihm keinesfalls sagen, dass die MacGinnys mich zum Teufel wünschten. Schließlich kannte ich den jungen Mann

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