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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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überkam mich, die zugleich meine Erstarrung löste: Geister brauchten keine Lampen! Also musste hier ein ganz normaler Sterblicher sein Unwesen treiben. So schnell, wie ich konnte, huschte ich leise die Treppe hinauf, keinesfalls wollte ich entdeckt werden. In der Halle verbarg ich mich in dem Küchenkorridor. Ich musste nicht lange warten. Der Lichtschein kam näher, dann tauchte eine große, breite Gestalt im Türrahmen auf. Mehr als einen Schatten konnte ich nicht erkennen. Die Tür wurde geschlossen, sorgsam drehte der Schatten einen Schlüssel im Schloss, den er dann in seine Hosentasche steckte. Nachdem er den Wandbehang wieder über die Tür gebreitet hatte, lag die Halle so vor mir, wie ich sie kannte. Dann hob die Gestalt die Petroleumlampe, und für einen Moment fiel das Licht auf das Gesicht von Harrison MacGinny. Ich schnappte in meinem Versteck nach Luft. Was in aller Welt hatte er mitten in der Nacht im Keller zu suchen? Ich befürchtete, er würde mein pochendes Herz hören, doch Harrison durchschritt die Halle mit wenigen großen Schritten und war verschwunden. Dennoch wartete ich noch einige Minuten, bis ich mich selbst auf den Rückweg in mein Zimmer wagte. Dutzende von Fragen schwirrten in meinem Kopf. Warum verbarg man den Eingang zu den Kellerräumen hinter einem Behang? Handelte es sich vielleicht um eine Geheimtür? Und was war dort unten gelagert? Das Haus verfügte über zahlreiche Wirtschaftsräume, in denen eigentlich alles vorrätig war. Eine berechtigte Scheu hielt mich davon ab, Glenda oder Harrison danach zu fragen. Aber es war und blieb geheimnisvoll!
An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken.
 
Nach einem leichten Mittagessen übte ich mit Rosie eine halbe Stunde das Alphabet, dann musste sie zu ihrer Arbeit zurückkehren. Ich schlang mir das Schultertuch um und ging nach draußen. Trotz der Sonne wehte ein kühler Wind, unwillkürlich lenkte ich meine Schritte schneller in Richtung Dorf. Auf halber Strecke erinnerte ich mich an James Grindles Einladung. Ob sie wohl ernst gemeint war? Konnte ich einfach die Familie besuchen, ohne von der Dame des Hauses dazu aufgefordert geworden zu sein? Ich kannte mich mit den Spielregeln in den oberen Gesellschaftsschichten nicht aus. James Grindle hatte von einem Hof gesprochen, er selbst sah allerdings mehr wie ein Gentleman als wie ein Bauer aus. Als die ersten Häuser in Sicht kamen, fragte ich einen Jungen nach dem Weg zum Grindle-Hof. Er sah mich mit großen Augen an, kicherte – was wohl an meinem Dialekt liegen musste, der mich eindeutig als Engländerin auswies – und deutete dann die Straße hinunter.
»Das letzte Haus. Hinter dem großen Tor!«
Als ich wenig später das besagte Tor passierte, hielt ich überrascht die Luft an. Ich hatte mir unter der Bezeichnung »Hof« ein ländliches Anwesen vorgestellt, doch jetzt stand ich vor einem entzückenden Herrenhaus. Ich datierte das dreistöckige Gebäude aus hellen Quadersteinen mit vier dorischen Säulen vor dem Eingang auf das ausgehende achtzehnte Jahrhundert. Natürlich war es nicht so wuchtig und dominierend wie Cromdale House, es strahlte aber eine schlichte Eleganz und Gemütlichkeit aus. Hinter dem Haus befanden sich verschiedene Stallungen und Wirtschaftsgebäude. Was mich am meisten überraschte, waren die Gebäude auf der linken Seite. Auf ihren Dächern saßen kurze, rechteckige Kamine, die sie wie Fabrikgebäude aussehen ließen. In einem gepflasterten Hof stapelten sich wohl Hunderte von Fässern. Auch bemerkte ich einen strengen, nicht unangenehmen Geruch, der aus dem Rauch der Kamine kommen musste. Ich zögerte. Hatte der Junge mir einen falschen Weg gewiesen? Die Tür wurde von einem Mädchen mit blütenweißer Schürze geöffnet, das ich nach Mrs. Grindle fragte. Sie knickste freundlich.
»Madam befinden sich im Salon. Bitte treten Sie ein!«
Die Eingangshalle war klein und geschmackvoll mit viel Holz und hellen Fliesen. Das Mädchen war gerade dabei, die Salontür zu öffnen, als James Grindle die breite Treppe herabkam.
»Ah, Miss MacHardy! Wie schön, dass Sie uns besuchen kommen! Meine Mutter und Schwester freuen sich bestimmt sehr. Sie sind schon ganz gespannt auf Sie. Meinen Vater müssen Sie allerdings entschuldigen. Er ist auf den Feldern, um nach der Ernte zu sehen. Dieser schreckliche Regen hat hoffentlich nicht zu viel Schaden angerichtet.« Bevor ich etwas erwidern konnte, führte er mich in den Salon, der ganz in Grün und Weiß gehalten

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