Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Schritt war er neben mir. Als sich seine feste, starke Hand auf meine bebende Schulter legte, durchfuhr es mich heiß.
»Jetzt spielen Sie hier nicht die Beleidigte, Lucille! Tatsache ist doch, dass Sie einen Wagen und auch ein Pferd benötigen, um im Hochland beweglich zu sein. Also schlage ich vor, dass wir sogleich mit dem Unterricht anfangen.«
Ich wirbelte herum und stieß dabei seine Hand fort. »Was wollen Sie damit sagen?«
Sein Grinsen verstärkte sich, kleine Sprenkel hüpften in seinen Augen auf und ab. »Nun, bei aller Bescheidenheit wage ich doch zu sagen, dass ich ein ganz guter Lehrer bin. Ich habe jetzt noch zwei Stunden Zeit. Mit was wollen Sie anfangen? Wagen oder Bachelor?«
Atemlos starrte ich ihn an. Schließlich aber sah ich die Notwendigkeit, beweglich zu sein, ein. Natürlich hätte ich auch James Grindle fragen können, ob er mir Reitstunden geben wollte. Aber er war in der Destillerie sehr beschäftigt.
»Nun gut. Es wäre wohl sinnvoll, wenn Sie mir zeigen, wie man einen Einspänner lenkt.«
Zwanzig Minuten später saß ich neben Harrison auf dem schmalen Kutschbock. Jenny war wirklich ein lammfrommes Tier, das sich offensichtlich freute, zu einer Ausfahrt zu kommen. Willig ließ sie sich anschirren. Die Handgriffe waren einfach, so dass ich sicher war, es beim nächsten Mal bereits allein zu können. Langsam zuckelten wir über den gepflasterten Hof auf die Straße hinaus. Bedingt durch die Enge spürte ich Harrisons Oberschenkel an meinem. Ein Gefühl, das nicht gerade dazu beitrug, dass meine Hände ruhig die Zügel übernahmen. Jenny reagierte auf jeden kleinen Zug und Zuruf. Es war wirklich nicht sonderlich schwer, den kleinen Wagen zu lenken. Allerdings rechnete ich fest damit, dass mir die Reitstunden, die Harrison für den kommenden Vormittag vorgeschlagen hatte, mehr Probleme bereiten würden.
Als wir wieder im Stall angekommen waren, Jenny ausgeschirrt und abgerieben hatten, tippte sich Harrison kurz an die Stirn.
»Die Arbeit wartet auf mich, Lucille. Ich muss schon sagen, dass Sie sich für das erste Mal ganz gut angestellt haben. Vielleicht wird ja doch noch eine brauchbare Landfrau aus Ihnen!«
Ich wusste nicht, ob ich über diese Bemerkung geschmeichelt oder wütend sein sollte. Schließlich entschied ich mich für das Letztere, denn der Tonfall, in dem er gesprochen hatte, kam eher einer Beleidigung gleich.
Nach einem leichten Mittagessen, das ich wie immer allein einnahm, und einer Übungsstunde mit Rosie beschloss ich, meine neu erworbenen Kenntnisse gleich auszuprobieren. Jenny begrüßte mich mit leisem Wiehern, und ich hatte tatsächlich keine Mühe, den Wagen anzuspannen. Auf den ersten Metern klopfte mein Herz noch vor Aufregung, doch als ich den Grindle-Hof erreichte, war ich sehr stolz auf mich.
Mrs. Grindle war erfreut, mich zu sehen. »Schön, dass Sie uns besuchen kommen! Wenn Sie möchten, wird Sie James später durch die Brennerei führen.«
Ich stimmte dankbar zu. Während wir Tee tranken, erzählte ich Mrs. Grindle von dem Besuch des Anwalts und dass ich nun offiziell Besitzerin von Cromdale House war.
Mrs. Grindle wiegte nachdenklich den Kopf. »Das ist eine große Verantwortung. Aber ich bin sicher, Sie werden sie meistern! Werden die MacGinnys Ihnen eine Hilfe sein?« Sie bemerkte meinen skeptischen Blick und fuhr fort: »Auf jeden Fall brauchen Sie mehr Personal! Nur eine Haushälterin und ein stummes Mädchen sind viel zu wenig! Wenn Sie möchten, höre ich mich gerne nach geeigneten Personen um.«
Dankbar drückte ich ihre Hand. Tatsächlich hatte ich mir bereits Gedanken gemacht, wie ich Cromdale House bewirtschaften sollte. So stimmte ich Mrs. Grindles Vorschlag, eine Köchin, ein zweites Hausmädchen und einen Stallburschen einzustellen, zu. Sie nahm mir auch die Bedenken wegen der Kosten.
»Das Hausmädchen und der Stalljunge werden gegen Kost und Logis arbeiten. Nur einer guten Köchin müssen Sie ein angemessenes Gehalt bezahlen.«
»Wissen Sie eigentlich, ob Rosie bereits stumm geboren wurde, oder kommt es von einer Krankheit?«
Mrs. Grindle seufzte.
»Ach, das war eine schreckliche Sache! Sie liegt etwas über zwei Jahre zurück. Davor war Rosie ein ganz normales Mädchen aus dem Dorf. Ihr Vater ist der Schuster. Eines Tages erschien Harrison MacGinny mit dem bewusstlosen Mädchen auf dem Arm beim Doktor. Rosie hatte mehrere Prellungen und blutete stark aus einer Kopfverletzung. Tagelang schwebte sie zwischen Leben und Tod und erlangte nicht
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