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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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vier riesige Holzbottiche standen. Hier roch es beinahe wie in einem Gasthaus. James bemerkte, wie ich schnuppernd die Nase kräuselte, und erklärte:
»Das sind die Wash Backs. Hier wird das gemahlene Malzschrot mit Wasser vermischt, das ziemlich genau siebzig Grad heiß ist. Dabei verwandelt sich die Stärke in Zucker. Wir setzen Hefe hinzu, und die zuckrige Flüssigkeit wird vergoren.« Er trat zu einem Bottich und öffnete eine Luke. Ich schaute hinein und erkannte eine weiße Mischung, auf der sich immer wieder Blasen bildeten. Es roch nun intensiv nach Bier.
»Bis hierher kommt alles der Herstellung von Bier ziemlich gleich«, bestätigte James meine Vermutung. »Aber jetzt führe ich Sie direkt in das Herz einer jeden Brennerei. Seien Sie vorsichtig, dass Sie nicht ausrutschen! Der Boden ist stellenweise feucht und glitschig.« Um mich zu stützen, legte er seinen Arm leicht um meine Schultern. Es war ein angenehmes Gefühl.
Vor Überraschung sperrte ich die Augen auf, als wir die nächste Halle betraten. Deckenhohe, glänzende kupferne Kolben reihten sich aneinander. Einige waren dick und klobig, andere schlank und schmal. Irgendwie sahen sie alle wie überdimensionale Zwiebeln aus. Dutzende von Arbeitern liefen geschäftig hin und her. James und ich sprangen mehrmals zur Seite, um nicht umgerannt zu werden.
»Die in den Wash Backs entstandene, schwach alkoholhaltige Lösung wird hier destilliert. Zuerst in den größeren Kesseln, dann ein zweites Mal in den schmaleren. Dabei ist es von absoluter Wichtigkeit, dass die Temperatur keinerlei Schwankungen unterliegt! Eine Abweichung von nur drei Grad könnte eine ganze Destillation zunichte machen. Erst nach dem zweiten Brennvorgang gewinnen wir den reinen, klaren Whisky.« James zeigte mir einen kleinen Glaskasten, der mit einer Plombe gesichert war. Darin befanden sich mehrere Röhrchen, durch die eine glasklare Flüssigkeit rann. »Das ist der so genannte Whisky-Safe. Hier kommt die leidige Steuer ins Spiel, die von jedem Liter einen ordentlichen Anteil bekommt. Mit dem Whisky-Safe ist sichergestellt, dass die Arbeiter nicht das eine oder andere Fässchen von dem Lebenswasser für ihre eigenen Bedürfnisse abzweigen.«
»Immer wenn ich Whisky gesehen habe, so war er gold-bis dunkelbraun«, warf ich ein. »Doch das hier sieht anders aus, wie frisches Quellwasser.«
»Und dennoch handelt es sich um puren Alkohol mit einem Gehalt von rund fünfundsiebzig Prozent. Die Farbe erhält der Whisky erst durch seine jahrelange Reife in bereits benutzten Fässern. Wir verwenden hierfür ausschließlich Sherryfässer aus Spanien, in denen er mindestens sechs Jahre lagern muss. Der gute Grindle Single Malt reift allerdings mindestens zwölf Jahre, das ist Tradition. Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Lagerhaus.«
Wir traten wieder auf den Hof hinaus und in ein großes Gebäude, dessen Türen mit zahlreichen Sicherheitsschlössern versehen waren. Jetzt standen sie allerdings offen, denn auch hier herrschte, wie überall auf dem Gelände, hektische Betriebsamkeit. Dann sah ich Hunderte von Fässern, alle bis zum Rand mit Whisky gefüllt. Auf jedem Fass standen eine Nummer und ein Jahr. Ganz hinten in der rechten Ecke entdeckte ich die Jahreszahl »1817«.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich.
James lächelte stolz und strich beinahe zärtlich über das Holz des Fasses.
»Das ist die erste Abfüllung, die aus dieser Destille geflossen ist. Das Fass wird niemals geöffnet, sondern von Generation zu Generation weitergegeben.«
Von seinen Worten berührt, dachte ich, wie wunderbar es sein musste, zu so einer alten Familie zu gehören und sich seiner Vorfahren und Wurzeln bewusst zu sein. Ich hätte viel dafür gegeben, Fitzroy MacHardy kennen gelernt zu haben.
Danach erklärte mir James noch, dass die Fässer nach der jahrelangen Reifung nach Glasgow verschickt würden, wo der Alkohol mit Wasser verdünnt und in Flaschen abgefüllt wurde. Damit war der Rundgang beendet. Es war für mich sehr interessant und beeindruckend gewesen. Im Vorraum holte James eine Flasche hervor. Goldbraun rann der Whisky in die geschliffen Gläser. Von meiner Abwehr wollte James nichts wissen.
»Nur einen kleinen Schluck, Lucille! Wie sonst sollten Sie verstehen, warum meine Familie das alles hier aufgebaut hat?«
Er hob sein Glas und prostete mir zu.
»Slainte mbath!«
Vorsichtig nippte ich an dem Getränk, das zugegebenermaßen köstlich duftete. Doch beim Schlucken brannte der Whisky unsäglich in

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