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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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einem Sack voller Kostbarkeiten verschwunden.«
»In Cromdale gibt es schon lange nichts mehr, das zu stehlen wert wäre«, bemerkte ich. »Außerdem würde sich Rosie niemals an fremdem Eigentum vergreifen!«
»Nun, da wäre ich nicht so sicher«, murmelte Violet. Sie erhob sich und sagte beim Hinausgehen: »Ich reite jetzt mit Harrison aus, er will mir das Gut zeigen. Wir werden unterwegs eine Kleinigkeit essen. Du brauchst also mit dem Lunch nicht auf uns zu warten.«
Als sie fort war, hing immer noch der Duft nach Vanille und Sandelholz im Zimmer. Ich blieb wie erschlagen auf meinem Stuhl sitzen. Harrison hatte mir gestern nicht gesagt, dass er mit seiner Schwester ausreiten wollte. Er hatte mich auch nicht aufgefordert, sie zu begleiten. Dass Rosie zudem so mir nichts, dir nichts verschwunden war, trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich meine Stimmung besserte. Obwohl Violet erst wenige Stunden in Cromdale war, wünschte ich, Harrisons Schwester wäre auf ewig in Frankreich geblieben.
     
    Zu allem Ärger erfuhr ich, dass James Grindle aufs Festland gereist war. Die Krämerin erzählte mir, dass er mehrere Monate, zumindest aber den ganzen Winter über fortbleiben würde. Anscheinend war die Reise in die Niederlande und nach Deutschland seit längerer Zeit geplant. Ich wusste indes, dass das nicht stimmte. Nicht nur, dass es völlig unüblich war, im Winter eine solche Reise anzutreten. Sollte James es tatsächlich bereits lange vorgehabt haben, hätte er es mir erzählt. Nein, ich war überzeugt, dass er aus Schottland geflüchtet war. Vor mir geflüchtet war. So umging er die Einladung zur Hochzeit, an der er sonst hätte teilnehmen müssen, wollte er nicht sein Gesicht verlieren. Der Gedanke daran stimmte mich traurig, auch wenn ich James nicht lieben konnte, bedeutete mir seine Freundschaft sehr viel.
     
    Ein paar Tage später begegnete mir Carla im Dorf. Als sie mich erkannte, zögerte sie und grüßte zurückhaltend.
»Ich hoffe, es geht dir und deiner Familie gut, Carla«, versuchte ich, freundliche Konversation zu machen. Sie hielt den Blick auf einen Punkt weit hinter mir gerichtet.
»Wir alle vermissen James schrecklich. Ohne ihn wird es kein schönes Weihnachtsfest sein.«
Obwohl Carlas Stimme ruhig und tonlos wie immer war, hörte ich den deutlichen Vorwurf darin: »Wegen dir ist er gegangen! Weil du ihm zuerst Hoffnungen gemacht hast.«
Ihr ablehnender Blick hinderte mich daran, sie nach dem Befinden ihrer Mutter zu fragen.
»Nun, ich muss jetzt weiter. Grüß bitte deine Eltern von mir.«
Carla nickte, dann trennten sich unsere Wege. Es war das erste Mal, dass ich nicht zum Tee eingeladen wurde, dass sie nicht fragte, wann ich sie wieder besuchen käme. Offenbar hatte ich James’ Gefühle für mich unterschätzt, ihn durch mein Verhalten dazu getrieben, vorübergehend das Land zu verlassen. Obwohl ich Mitleid mit James empfand, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
     
    Mit der Ankunft von Harrisons Schwester änderte sich das Leben in Cromdale House von Tag zu Tag ein wenig mehr, nicht unbedingt zum Besseren, wie ich feststellen musste. Durch ihre Ehe war es Violet gewohnt, ein großes Haus zu führen. Dazu kamen ihre elegante Erscheinung und ihr erhabenes Auftreten, so dass ich den Eindruck gewann, sie – und nicht ich – wäre die Herrin. In den ersten Tagen ging sie durch die Räume und musterte alles mit gerunzelter Stirn. Die schweigsame Zofe Nou-Nou folgte ihr wie ein grauer Schatten.
»Hier hat sich kaum etwas verändert«, bemerkte Violet verächtlich, als wir im Speisezimmer aufeinander trafen. »Du meine Güte, ich wusste schon immer, dass Schottland in seiner Entwicklung hinter dem Rest der Welt hinterherhinkt. Dass es aber Jahrhunderte sind, hätte ich nicht gedacht!«
»Dann hast du früher doch hier gelebt?«, fragte ich interessiert.
Schnell schüttelte sie den Kopf.
»Nein, niemals für einen längeren Zeitraum. Ich war nur einige Wochen hier zu Gast, bevor ich nach Frankreich ging. In diesem alten Gemäuer könnte man ja denken, man sei ins tiefste Mittelalter zurückgekehrt. Wie kann man nur so rückständig leben?«
»Ich fühle mich hier sehr wohl!«
Violets abfällige Miene, während sie einen Porzellanteller betrachtete, verletzte mich. Nein, Cromdale House war sicher nicht mit einem französischen Château zu vergleichen, aber mir gefiel es, wie es war.
»Du brauchst dringend neues Geschirr«, fuhr Violet bestimmt fort. »Das hier ist zum Teil

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