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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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kommende Winter ist für ihre Beschwerden das reinste Gift. In ihrer Heimat ist nicht nur das Wetter, sondern sind auch die Lebensumstände sehr viel besser als hier.«
»Es steht dir frei, in das Land, wo anscheinend Milch und Honig fließen, zurückzukehren.«
Ich hielt mich aus der Diskussion heraus, aber mein Herz flog Harrison zu. Ich wusste nicht, welcher Art die Differenzen waren, die zwischen den Geschwistern standen. Die Hoffnung, dass Violet nach der Hochzeit Cromdale verlassen würde, begann in mir zu keimen. Harrison legte offenbar keinen Wert auf ihre Anwesenheit.
Kaum hatte Wilma den Tisch abgeräumt und Violet und Glenda waren hinausgegangen, erzählte ich Harrison von meinem Erlebnis am Nachmittag.
»Ich wusste, dass Rosies Mutter bereits tot ist.« Harrison sah mich erstaunt an. »Du hast mir nicht gesagt, dass das Mädchen mit der Begründung, sie müsse ihre Mutter pflegen, sang- und klanglos verschwunden ist.«
»Nein, weil ich dich an diesem Morgen gar nicht gesehen habe. Du bist dann mit deiner Schwester ausgeritten, und Violet war dabei, als Wilma mir den Zettel zeigte. Ich bat sie, es dir zu sagen.«
Harrison nahm einen Schluck Wein.
»Violet hat es sicher vergessen. Nun, du solltest der Sache nicht so viel Bedeutung beimessen, Lucille. Rosie war schon immer etwas wunderlich. Wahrscheinlich ist sie mit einem Liebhaber durchgebrannt.«
»Mit gerade mal fünfzehn Jahren!«, begehrte ich auf. »Ich bin überzeugt, dass sie sich mir in einem solchen Fall anvertraut hätte. Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen?«
Harrison stand auf und stieß unwillig mit dem Fuß den Stuhl zurück.
»Ich habe augenblicklich andere Sorgen, als mich um das Verschwinden eines Hausmädchens zu kümmern. Violet hat Recht: Stell einfach jemand anderen ein und verschone mich in Zukunft damit. Erst belästigt mich Violet mit ihrer kranken Zofe, dann soll ich mir Gedanken über diese Rosie machen. Das Personal ist eine Angelegenheit, die ausschließlich dich und meine Mutter etwas angeht.«
Ohne mir einen weiteren Blick oder eine zärtliche Geste zu schenken, verließ er den Raum. Perplex blieb ich sitzen und starrte das kahle Holz der Tür an. Seit der verhängnisvollen Sturmnacht hatte Harrison nicht mehr in einem solch unfreundlichen Ton mit mir gesprochen. Bisher hatte ich angenommen, dass Rosies Wohl auch ihm am Herzen lag, immerhin hatte er sie damals gefunden und ihr das Leben gerettet. Darum war mir sein heutiges Verhalten völlig unverständlich.
»Man munkelte, dass Harrison etwas mit der Verletzung des Mädchens zu tun hatte ...« In meinem Kopf dröhnten die Worte von Mrs. Grindle. Vielleicht passte es Harrison ganz gut, dass Rosie nicht mehr in Cromdale weilte. Nein, das konnte und wollte ich nicht glauben! Wäre auch nur ein Funken Wahrheit an diesem Verdacht, hätte Rosie wohl kaum jahrelang mit Harrison unter einem Dach gelebt. Mein Herz weigerte sich, daran zu glauben, dass ihr Verschwinden etwas mit dem Mann, mit dem ich vor den Altar treten wollte, zu tun hatte. Mein Verstand sprach allerdings eine andere Sprache. Zu offensichtlich war seine Verwandlung mir gegenüber. Eigentlich war nichts mehr so, wie es war, seit Violet Cromdale House betreten hatte.
Es war bereits dunkel, als ich mich müde erhob. Ich hatte keine Kerzen angezündet, und das Fenster war immer noch geöffnet. Fröstelnd hüllte ich mich in mein Plaid. Der Herbst war gekommen, und an den Abenden wurde es bereits empfindlich kalt. Im gleichen Augenblick, als ich das Fenster schließen wollte, hörte ich Harrisons Stimme unter mir im Garten:
»Sie hat noch viel zu lernen. Du musst nachsichtiger mit ihr sein!«
Schnell verbarg ich mich hinter dem Vorhang, als sich zwei Silhouetten dem Fenster näherten.
»Ach, Harrison, ich frage mich wirklich, was du mit einer hinkenden Frau willst. Erinnerst du dich noch daran, wie ausgelassen wir früher getanzt haben? Nun, als braver Ehemann wirst du das wohl nicht mehr mit anderen Frauen tun können. Dabei würde ich dir so gerne zeigen ...«
Die beiden entfernten sich wieder, so dass ich nicht mehr erfuhr, was Violet ihrem Bruder zeigen wollte. Ich presste beide Hände auf mein Mieder, um mein klopfendes Herz zu beruhigen. Wie hatte ich auch nur einen Moment lang annehmen können, Violet würde mich als gleichberechtigt akzeptieren? Warum war sie nur gekommen? Ich überlegte, ob wir nun auf Jahre hinaus immer zu dritt sein würden. Es gab häufig Momente, auf die das alte Sprichwort beängstigend

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