Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Hochzeitsvorbereitungen. Die Schneiderin, die mir bereits eine ansehnliche Garderobe genäht hatte, kam wieder nach Cromdale, und gemeinsam suchten wir nach Schnitten für das Hochzeitskleid. Gerne hätte ich mich dabei mit Violet besprochen, denn sie verfügte über einen exquisiten Geschmack, doch seit der Verhandlung ging sie mir offenbar aus dem Weg. Nun, ich konnte ihre Freundschaft nicht erzwingen, auch wenn wir in Bälde Schwägerinnen sein würden.
An einem Vormittag merkte ich, dass Wilma durch etwas beunruhigt war. Als ich in die Küche trat, tuschelte sie leise mit Glenda. Die beiden Frauen fuhren erschrocken auseinander, als sie meiner gewahr wurden, und ich konnte nur noch hören, wie Glenda sagte:
»Das ist zwar völliger Unsinn, aber es ist besser, wenn du ihr aus dem Weg gehst!« Daraufhin eilte Wilma aus der Küche, aber ich hatte ihren unruhigen Blick bemerkt. Sofort musste ich an Rosie denken, deren Verschwinden immer noch im Dunkeln lag. Bis zum Abend vergaß ich den Zwischenfall. Erst als Wilma in mein Zimmer kam, um das Bett aufzudecken, bemerkte ich wieder ihre Nervosität. Ich fragte freundlich:
»Irgendetwas bedrückt dich. Willst du es mir nicht erzählen?«
Fahrig strich Wilma über die Decke, obwohl sie bereits völlig glatt war.
»Ähem ... es ist nichts, Mylady«, wich sie aus.
Doch damit wollte ich mich dieses Mal nicht zufrieden geben. Auch Rosie war mir ausgewichen, um dann Stunden später das Haus zu verlassen.
»Ich merke genau, dass etwas nicht stimmt, Mädchen. Was hattest du heute morgen in der Küche mit Glenda zu tuscheln?«
Sie zuckte zusammen.
»Mrs. MacGinny hat mir verboten, darüber zu sprechen. Es ist auch gar nicht wichtig.«
»Es ist alles wichtig, was in diesem Haus vor sich geht!« Du meine Güte, jetzt hörst du dich wirklich wie eine Herrin an, dachte ich. Weniger streng fuhr ich fort: »Vielleicht kann ich dir helfen?«
Wilma presste die Lippen fest aufeinander und mied meinen forschenden Blick, dann platzte sie heraus:
»Maggie Baldwin ist zurück!«
»Maggie Baldwin?« Ich hatte den Namen nie zuvor gehört.
Wilma trat dicht zu mir und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern:
»Man sagt, sie ist eine Hexe! Ein Blick von ihr reicht aus, um einen Menschen zu töten.«
Meinen ersten Impuls, laut aufzulachen, unterdrückte ich, als ich sah, dass in Wilmas Augen die pure Angst stand. Ruhig fragte ich:
»Du glaubst daran, dass es Hexen gibt?«
Sie nickte voller Ernst.
»Maggie Baldwin muss eine Hexe sein! Sie ist auch schon schrecklich alt, bestimmt über hundert Jahre.«
»So ein Quatsch! Kein Mensch wird so alt.«
»Darum steht sie ja auch mit den dunklen Mächten in Verbindung. Nur mithilfe des Teufels kann ein Mensch in diesem Alter noch so agil und kräftig sein.« Nachdem Wilma ihre Scheu überwunden hatte, sprudelten jetzt die Worte nur so hervor. Ich erfuhr, dass es sich bei der Besagten um eine Frau handelte, die in einer verfallenen Kate auf einer Lichtung mitten im Wald hauste. Einst hatte sie als weise Frau gegolten. Sie zog in ihrem Garten verschiedene Kräuter und braute Arzneien, die Krankheiten kurierten. Es gab in der Umgebung viele Menschen, die ihr mehr als dem studierten Doktor vertrauten. Sie stellte auch Liebestränke und sonstigen Zauber her, um Menschen zu beeinflussen. Ich unterdrückte ein Lächeln.
»Hast du schon von ihrem Liebeszauber gekostet?«
Entrüstet wich Wilma einen Schritt zurück und hob abwehrend beide Hände.
»Aber Mylady, wo denken Sie hin? Ich bin niemals näher als eine Meile an die Kate herangegangen.«
Auf ihren Wangen bildeten sich vor Erregung kreisrunde rote Flecken.
»Das alles klingt nicht sehr außergewöhnlich«, sagte ich. »Früher waren solche Menschen weit verbreitet und in der Regel sehr angesehen. Sie galten als Heilerinnen und weise Frauen. Warum denkst du, sie sei eine Hexe, die sich der schwarzen Magie zugewandt hat?«
Wilmas Augen huschten hektisch durch den Raum, als ob sie sichergehen wollte, dass uns niemand belauschte.
»Letztes Frühjahr fing es an, Mylady. Ein Kind wurde tot geboren. Die Mutter gab an, wegen ihrer Schwangerschaftsbeschwerden Maggies Rat eingeholt zu haben. Kurz darauf starben zwei Kühe eines Bauern, und man hatte Maggie in der Nähe der Weide gesehen. Einige beherzte, mit Mistgabeln bewaffnete Männer wollten die Alte holen und sie vor Gericht stellen. Sie war allerdings verschwunden, einfach fort, als hätte sie sich in Luft aufgelöst!«
»Und jetzt ist sie wiedergekommen«, stellte
Weitere Kostenlose Bücher