Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Rest meines Lebens im schottischen Hochland zu verbringen, erschreckte mich etwas, darum führte ich diverse Gespräche mit dem Gedanken, Cromdale House zu verkaufen. Unglücklicherweise hörte Glenda ein Gespräch mit an, in dem es darum ging, die Burg abreißen zu lassen. Der eventuelle neue Besitzer plante, ein modernes kleines Herrenhaus an der Stelle zu erbauen.« Ich setzte einen nach Mitleid heischenden Blick auf. »Euer Ehren haben bestimmt Verständnis dafür, dass man in einer solch verzweifelten Situation zu unerlaubten Mitteln greift. Immerhin musste Mrs. MacGinny davon ausgehen, in Kürze ihr Heim zu verlieren.«
Ich hörte hinter mir ein scharfes Geräusch und wusste, dass es von Harrison stammte. Auch Glenda starrte mich mit weit aufgerissenen Augen fassungslos an.
»Kann ich Sie folglich dahingehend verstehen, dass Sie der Angeklagten verzeihen und an einer Bestrafung nicht interessiert sind, Lady MacHardy?«
»Ja, Euer Ehren. Zwischenzeitlich weiß ich, dass Glenda in der Zeit, als sie die Intrige plante und ausführte, nicht Herr ihrer Sinne war. Sie handelte aus purer Verzweiflung.«
Der Richter stützte das Kinn in seine Hand und kritzelte mit der Feder auf einem Blatt Papier herum. Es folgten einige Minuten bangen Schweigens.
»Der Tatbestand der Erpressung und Urkundenfälschung bleibt jedoch nach wie vor bestehen.«
»Euer Ehren, darf ich mich dazu äußern?« Mr. Grampson trat in die Mitte. Es wurde ihm mit einem Nicken gewährt. »Ich möchte mich den Ausführungen Lady MacHardys anschließen. Meine Mandantin bereut ihre Vorgehensweise zutiefst und hat ihre Fehler eingesehen. Vielleicht könnte man von einer Gefängnisstrafe absehen, die örtlichen Anstalten sind ohnehin völlig überfüllt.«
»Außerdem brauche ich Mrs. MacGinny dringend auf Cromdale«, rief ich dazwischen. »Es ist mir unmöglich, eine vergleichbare Kraft zu finden.«
»Gut, ich habe jetzt alle Gesichtspunkte gehört. Das Gericht wird sich beraten.« Der Richter – und damit der ganze Saal – erhob sich. »Das Urteil wird in etwa einer Stunde verkündet.«
Ich drängte mich durch die Menschen, die mit Dutzenden von Fragen auf mich einstürmten, nach draußen. Tief atmete ich die frische Luft ein. Im Gerichtssaal war es sehr warm und stickig gewesen.
»Warum hast du das gesagt?« Harrisons Blick war voller Verwunderung, aber ich erkannte auch die tiefe Zuneigung in seinen Augen.
»Ich möchte unsere Ehe nicht auf der Tatsache gründen, dass meine Schwiegermutter im Gefängnis schmachtet.«
»Das ist sehr großzügig von dir. Wenn man bedenkt ...«
»Dass sie mich immer noch nicht leiden kann«, vollendete ich den Satz. »Nun, ich bin kein Mensch, der Gleiches mit Gleichem vergilt. Ich habe von den ganzen Aufregungen genug und möchte die Zukunft in Ruhe und Frieden verbringen.« An deiner Seite, fügte ich in Gedanken hinzu.
Beim Vorbeigehen nickte mir Mr. Grampson hoffnungsvoll zu. Da in Aberdeen ein Gerichtsverfahren auf das andere folgte, hatte auch der Richter kein Interesse daran, die Angelegenheit unnötig in die Länge zu ziehen.
Glenda MacGinny wurde wegen Irreführung der Behörden zu einer Geldstrafe von fünfhundert Pfund verurteilt. Es wurde ihr gestattet, die Summe in Teilbeträgen von fünfzig Pfund pro Jahr zu bezahlen. Das war realistisch und stellte für die Finanzen von Cromdale kein Problem dar. Nach dem Urteilsspruch zerstreute sich die Menge. Ich trat zu Harrison und Violet, die ihre Mutter stützend im Arm hielt. Nie zuvor hatte ich Glenda so aufgewühlt und blass gesehen.
»Jetzt muss ich mich wohl bei Ihnen bedanken, Mylady«, flüsterte sie.
Ich wiederholte, was ich Harrison bereits gesagt hatte.
»Es liegt mir sehr daran, dass wir künftig in Frieden und Harmonie zusammenleben werden, Glenda.« Ich streckte ihr meine rechte Hand hin. »Wollen wir es versuchen?«
Sie zögerte einen Moment, legte dann ihre eiskalte Hand in meine.
»Ich werde mich bemühen ... Lucille ...«
Es war das erste Mal, dass sie mich mit dem Vornamen ansprach. Ich bemerkte, wie von Harrison alle Anspannung abfiel, aber in dem Moment, als sich mein Blick mit dem von Violet kreuzte, zuckte ich zusammen. Es war nur eine Sekunde gewesen, dann drehte sie den Kopf zur Seite. Aber dieser Moment hatte gereicht, um zu erkennen, dass in ihren Augen blanker Hass loderte. Hass, der sich eindeutig auf mich bezog.
Nachdem die leidige Angelegenheit aus der Welt geschafft war, stürzte ich mich mit Feuereifer in die
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