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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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die Tür und trat auf den Flur. Ich merkte, wie er einen Moment zögerte.
»Ist da jemand?«, fragte ich, sein Rücken versperrte mir die Sicht. Für einen Moment hatte ich geglaubt, leichtfüßige Schritte gehört zu haben.
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung.« Harrison drehte sich noch mal zu mir um und lächelte freundlich. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass in seinen Augen ein grimmiger Ausdruck lag.
     
    Harrison war genau eine Woche fort, als es am späten Nachmittag heftig zu schneien begann.
»Schnee im Oktober!«, stöhnte Glenda und betrachtete durch die Fensterscheibe die lautlos zur Erde fallenden weißen Flocken. »Es ist zwar nicht ungewöhnlich, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals um die Zeit so heftig geschneit hat.«
Im Esszimmer brannte ein Feuer im Kamin, und es war wohlig warm. Obwohl ich zwei dicke Decken um meinen Körper geschlungen hatte, fror ich, und der heiße Tee wärmte mich nur unzureichend. Wegen der möglichen Schwangerschaft verzichtete ich darauf, den Tee mit einem Schuss Whisky anzureichern. Wenn ich wirklich Harrisons Kind unter dem Herzen trug, dann schien ich zu den Frauen zu gehören, für die eine Schwangerschaft beschwerlich wurde. Ich hatte davon gehört, dass manche die ganze Zeit über liegen und sich schonen mussten. Seit meinem ersten Verdacht war kein Tag vergangen, an dem mir nicht schlecht oder schwindlig gewesen war. So konnte ich meine Beschwerden auch vor Glenda und Violet nicht verbergen, stellte sie ihnen gegenüber jedoch als beginnende Erkältung dar.
»Wenn schon hier ein solcher Schneesturm tobt, dann wird es wohl unmöglich sein, die Grampians zu überqueren«, sagte Violet und blätterte lustlos in einem Magazin.
Ich wusste, was sie damit sagen wollte. Harrison würde sein Pferd auf keinen Fall in Edinburgh zurücklassen, um den Zug nach Inverness zu nehmen. Und ein Ritt über die Berge der Grampians, die bis über tausend Meter in die Höhe ragten, wäre bei diesem Wetter reiner Selbstmord. Bei dem Gedanken, Harrison könnte erst in zwei, drei Wochen heimkehren, wurde mein Herz schwer. Schwerfällig, als sei ich eine alte Frau mit Rheumatismus in allen Gelenken, erhob ich mich.
»Ich bin müde und gehe zu Bett. Glenda, sind Sie so freundlich, Wilma zu bitten, mir ein leichtes Abendessen aufs Zimmer zu bringen?«
Glenda nickte, und ich spürte Violets musternden Blick.
»Du siehst gar nicht gut aus, Lucille. Dein Haar ist strähnig, und deine Wangen sind eingefallen. Eigentlich ist es ganz gut, dass Harrison nicht da ist und dich in diesem Zustand sieht.«
»Danke für das Kompliment«, gab ich zurück. Es war typisch für Violet, einem die eigenen Unzulänglichkeiten in aller Deutlichkeit vor Augen zu führen. Sie selbst strahlte wie ein erwachender Frühlingsmorgen. Der verkniffene Zug um den Mund war verschwunden, ihre schön geschnittenen Augen schienen vor froher Erwartung zu strahlen. Ich überlegte, ob sie wohl einen Mann kennen gelernt und sich verliebt hatte, verwarf den Gedanken aber wieder. Wir hatten im Cromdale House kaum Besuch. Manchmal schauten Mrs. Craig, die Frau des Arztes, oder Mrs. Erradale zur Teezeit vorbei. Wir plauderten dann über Belanglosigkeiten wie das Wetter oder Kleiderschnitte. Sah man von James Grindle ab, war Reverend Donaldson der einzige Junggeselle im passenden Alter in der ganzen Gegend. Die Vorstellung, zwischen dem ernsten jungen Mann und der leichtlebigen Violet könnte sich eine zarte Romanze anbahnen, erheiterte mich so sehr, dass ich für einen Moment meine Beschwerden vergaß.
Vier Tage später erwachte ich mit heftigen Kopfschmerzen. An den Schwindel und die Übelkeit inzwischen gewöhnt, machte ich mir plötzlich große Sorgen. Mir war nicht bekannt, dass Schwangerschaftsbeschwerden mit Kopfschmerzen und Sehstörungen einhergingen. Vielleicht war es doch besser, den Arzt zu Rate zu ziehen. Auch die Übelkeit war anders als sonst. Kaum stand ich auf beiden Beinen, erbrach ich mich in das Nachtgeschirr. Eine eisige Hand schien mein Herz zu umklammern, und gleich darauf durchfuhr ein heftiger Schmerz den unteren Teil meines Rückens. Verzweifelt klammerte ich mich am Bettpfosten fest. Das Nachthemd klebte mir schweißnass auf dem Körper, obwohl es im Zimmer kühl war. Trotzdem fror ich so sehr, dass meine Zähne klappernd aufeinander schlugen. Mit großer Mühe schaffte ich es, mich wieder hinzulegen, und wickelte mich in die Bettdecke. Wo Wilma nur blieb? Es war mir nicht möglich, wieder

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