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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Eines Nachmittags kam sie aus dem Dorf zurück und schwenkte einen Brief in der Hand.
»Harrison hat geschrieben! Der Postmeister hat mir den Brief gerade gegeben. Er ist heute morgen mit dem Zug gekommen.«
Ich warf einen Blick auf den Umschlag, er war an Glenda adressiert. Sie riss ihn sogleich auf und überflog die wenigen Zeilen.
»Wie wir vermutet haben«, sagte sie schließlich nach einigen Minuten, die für mich wie eine Ewigkeit waren. »Auch in Edinburgh liegt so viel Schnee, dass Harrison die Stadt nicht verlassen konnte:
»... da die Eisenbahn keine Pferde befördert und ich Diavolo unter keinen Umständen hier zurücklasse, werde ich eben warten müssen, bis Tauwetter einsetzt ...«, las Glenda laut vor. » Ich habe es bei meinem Freund warm und gemütlich, ein ausgezeichnetes Essen und Diavolo jeden Tag einen Zuber Heu. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen ...«
Ich hörte die Worte und schwieg. Als Glenda mir den Brief reichte, las ich die wenigen Zeilen in der Hoffnung auf ein paar persönliche Worte noch einmal, aber Glenda hatte nichts verschwiegen. Traurig legte ich den Brief zur Seite. Mit keinem Wort hatte sich Harrison nach mir erkundigt, mir keinen Gruß ausrichten lassen.
»Es kam nur dieser eine Brief an?«, fragte ich Violet hoffnungsvoll.
»Ja, natürlich.«
Ich senkte den Kopf. Bestimmt hatte Harrison auch mir einen Brief geschrieben, wahrscheinlich würde er mit dem nächsten Zug befördert werden. Ich konnte und wollte nicht glauben, dass er keine Zeilen an mich gerichtet hatte.
Dass ich in diesen Tagen kaum zur Ruhe kam, war nicht verwunderlich. Immerhin hatte ich eine Fehlgeburt erlitten und selbst in Lebensgefahr geschwebt. Die Beschwerden waren durch diverse Kräuter ausgelöst worden, die ich nicht selbst eingenommen hatte, sondern sie waren mir heimlich ins Essen gemischt worden. Ich fragte mich, von wem. Außer mir lebten derzeit nur vier Personen in Cromdale House: Glenda, Violet, Wilma und die Köchin. Das Personal schloss ich aus. Warum hätte es so etwas Schändliches tun sollen? Glenda hatte mich zwar vom ersten Tag an ihre Abneigung spüren lassen, dennoch traute ich ihr eine solche Tat nicht zu. Sie hatte alle Register gezogen, mich aus Schottland zu vertreiben, und sogar eine ausgeklügelte Intrige angezettelt, aber nachdem ich ihr das Gefängnis erspart hatte, war in unserer Beziehung eine Änderung eingetreten. Zwar konnte man unser Verhältnis nicht herzlich nennen, dennoch spürte ich von Tag zu Tag, dass sie sich mir gegenüber weniger mürrisch zeigte. Zudem – was für einen Nutzen hätte Glenda gehabt, mich zu vergiften? Es wäre schließlich auch ihr Enkelkind gewesen – und damit ein Teil ihres Sohnes. Nach meinem Tod hätte Cromdale wahrscheinlich den MacGinnys gehört, da es keine weiteren Erben gab, aber sie wären wohl mehr oder weniger nur geduldet gewesen. Durch die Heirat mit mir würde Harrison jedoch rechtmäßiger Besitzer und Schlossherr, folglich machte es keinen Sinn, wenn Glenda mich aus dem Weg räumte.
Und Violet? Diese Frau war das große Fragezeichen in meinen Überlegungen. Sie war wankelmütig wie das schottische Wetter, mal freundlich, beinahe schon überschwänglich, um mir gleich darauf all meine Unzulänglichkeiten vor Augen zu führen. Das Verhältnis zwischen ihr und Harrison blieb für mich undurchsichtig. Wenn Violet ihn anschaute, hing ihr Blick schwärmerisch, beinahe schon liebevoll an ihm. So sah eine Frau den Mann an, den sie begehrte.
Unruhig warf ich mich im Bett von einer Seite auf die andere. Wenn es doch endlich tauen und Harrison zurückkehren würde! Seit meiner Krankheit hielt ich die Tür verschlossen und lauschte auf jedes Geräusch, das nachts in dem alten Gemäuer zu vernehmen war. Ich fürchtete mich nicht vor Gespenstern, aber ich hatte Angst vor den Menschen, mit denen ich unter einem Dach lebte.
     
    Wir waren alle sehr erleichtert, als der Schneefall in heftigen Regen überging.
»Hoffentlich regnet es in den Bergen auch«, seufzte Glenda. Sie starrte aus dem Fenster in den Hof, in dem sich binnen weniger Stunden die weißen Schneemassen in grauen Matsch verwandelten. Tatsächlich regnete es die ganze Nacht, und am nächsten Tag war von dem frühen Wintereinbruch keine Spur mehr zu sehen.
Gegen Mittag erschien die blasse Scheibe der Sonne und tauchte die Landschaft in ein fahles Licht. Obwohl ich noch geschwächt war, drängte es mich an die frische Luft. In Wirklichkeit wollte ich der gedrückten

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