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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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immerhin vier Bücher standen. Eins war ein Atlas.
    Er schlug die Deutschlandkarte auf.
Sein zitternder Finger folgte dem Lauf des großen Stroms.
    Verdammt! Sein Mund wurde trocken. Der
verdammte Fluß führte ja fast bis nach Obersalau!
    Obersalau!
    Nur noch ein Stückchen querfeldein und...
Hieß das: Dieser Tarzan hatte die Zeichnung entschlüsselt? Und war jetzt
unterwegs, um... Nein! Unmöglich! Aber nicht ganz von der Hand zu weisen. War
das nun Zufall, daß diese vier Bälger auf dem Fluß in die Richtung fuhren, oder...?
    Ihm schwindelte. Hastig rieb er sich
die Stirn.
    Wenn die ihm zuvorkamen, war alles
verloren. Natürlich, er konnte sofort nach Obersalau fahren und würde vor ihnen
dort sein. Aber was nützte das — ohne den Plan!
    Er schleppte sich zum Telefon zurück
und nahm den Hörer.
    „Rainer, besorg mir die Zeichnung.
Egal, wie!“
    „Hm. Wie stellst du dir das vor? Wir
sind zu acht. Benzin wird immer teurer. Wir sind den ganzen Tag unterwegs.
Vielleicht sogar Tage! Weiß man denn, ob wir sie schon heute erwischen.
Das macht Unkosten. Gierke.“
    „Egal, was es kostet. Ich zahle alles.“
    „Mach ein Angebot. Ich höre.“
    Gierke schluckte. „Gut, für jeden von
euch einen Tausender. Benzinkosten extra. Aber nur nach Beleg.“
    Plotzka stieß einen Pfiff aus. „Das
werden runde neun Riesen. Gierke. Die Zeichnung ist wohl was wert?“
    „Nur für mich. Ihr könntet nichts damit
anfangen.“
    „Das Angebot stimmt. Kannst dich auf
uns verlassen. Wir machen uns sofort auf die Socken. Den Zaster, Gierke,
verdienen wir uns. Und wenn die vier dabei ersaufen.“
     
    *
     
    Wind kam auf. Die Wellen schwappten.
Aber das Kanu zog unbeirrt seine Bahn.
    Alle saßen in den bequemen
Schalensitzen. Oskar hatte anfangs beobachtet, wie die Fische sprangen. Der
Wind hatte ihm die samtweiche Hundenase umfächelt und die langen Behänge (Ohren) gekämmt. Jetzt lag er auf seiner Matte und schnarchte. Denn Hunde verbringen ja
den größten Teil ihres Daseins schlafend.
    Sie hatten Volkslieder gesungen — alles,
was irgendwie mit Wasser zu tun hatte. Jetzt fiel ihnen nichts mehr ein; und
Klößchen stimmte zum dritten Mal an: „Von den blauen Bergen kommen wir...“
    Sie paddelten geruhsam.
    Gaby hatte sich die Hände mit
Hirschtalg eingerieben, um Blasen zu vermeiden.
    Klößchen und Karl meinten, das wäre bei
ihnen nicht nötig. Bei Tarzan war es tatsächlich nicht nötig. Seine
judoerprobten Handflächen waren hart wie die eines Holzfällers.
    Auf dem Wasser herrschte reger Betrieb.
Lastkähne zogen an ihnen vorbei. Manchmal winkte ein Schiffer. Schnittige
Motorboote preschten über den Strom, rücksichtslos — oft — und was das Zeug
hielt, beziehungsweise, was der Dieselmotor hergab. Ab und zu fing auch ein
Surfer das bißchen Wind ein, aber es reichte kaum, um die Segel zu füllen.
    Die Campingplätze am Ufer wirkten auf
trostlose Weise überfüllt. Zwischendurch hatte Tarzan immer wieder wilde Zelter
entdeckt.
    Die Sonne meinte es gut. Es ging auf
Mittag. Sie schickte sengende Glut vom wolkenlosen Himmel. Zwar kühlte der Wind
etwas, und Tarzans braune Haut brauchte sich vor keinem Sonnenbrand zu
fürchten. Aber Karl und Klößchen behielten vorsichtshalber ihre Hemden an, und
auch Gaby hatte sich nur für eine halbe Stunde im Bikini-Oberteil gesonnt.
    Alle trugen Sonnenhüte — wie sie bei
Tennisspielern beliebt sind. Gaby und Tarzan hatten blaue, Karl hatte einen
roten, Klößchen einen karierten, der außerdem so groß war, daß er ihm dauernd
über die Ohren rutschte.
    Inzwischen wußten Gaby und Karl, was
sich gestern zugetragen hatte. Sie hatten auch die Zeichnung betrachtet, ohne
daraus klug zu werden, und das Foto der unbekannten Frau.
    Sie paddelten seit drei Stunden.
Klößchen hatte noch nicht über wütenden Hunger geklagt, was für seine
Verhältnisse unglaublich war. Freilich: Da er ganz hinten saß, sahen seine
Freunde nicht, daß er schon die zweite Tafel Schokolade futterte. Ohne mit dem
Papier zu knistern, gelang ihm das, heimlich und verstohlen.
    Sie passierten kleine Städte und
Dörfer.
    Karl verfolgte auf der Karte, wie die
Orte hießen. Aber bald interessierte das keinen mehr, denn anlegen wollten sie
noch lange nicht.
    „Irgendwann“, sagte Gaby, „müssen wir
mal eine Pipi-Pause machen.“
    „Hinter der Biegung dort“, meinte
Tarzan.
    Sie steuerten etwas dichter ans Ufer.
    Der Wind stand günstig. Tarzan hörte
das Röhren der Motorräder.
    Sicherlich — ungezählte

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