Der Schatz von Njinjo (German Edition)
abreagieren kann. Prompt platzt es aus dem Botschaftssekretär heraus:
„Bravo, Herr Superintendent. Sehr weitsichtig. Aber was hat das nach Feierabend mit mir und meiner Dienststelle zu tun?“ Er wird kaum behaupten, er ahne es nicht längst.
„Ja, es ist mir beinahe etwas peinlich, Herr Attaché: Das Gerät hätten wir zwar, sogar flugfähig, allein, uns fehlt der Sprit. Und aus eigener Tasche ...“
Zur Lippe stöhnt hörbar auf. „Um wieviel geht es?“, unterbricht er den Superintendenten und verkneift sich dabei nur mit Mühe das „diesmal“.
„In Shilling? Zwei Millionen müssten es schon sein. Können Sie sich ja von Ihrem Landsmann zurückerstatten lassen. Ist doch so üblich bei Ihnen, oder?“
Tausend Euro fürs Herumkutschieren eines Verdächtigen und seiner Häscher: Per zur Lippe befindet, dass die zwei Millionen den Fall allmählich grenzwertig verteuern. Aber mit Blick auf eigene, akut gefährdete Karriere unbedingt zu rechtfertigen sind. Andernfalls droht schließlich schlechte Presse, „Deutsche Botschaft lässt unschuldigen Landsmann verhungern!“ oder so. Auch, um Makaïdi endlich wieder loszuwerden, stimmt er dem Betrag diskussionslos zu und verspricht, ihn morgen früh vorbeibringen zu lassen: „Natürlich, unschuldigen Landsleuten müssen wir doch helfen. Um sieben sagten Sie?“
„Ein Uhr Swahili-Zeit, richtig. Besten Dank, Herr Attaché. Meine Verehrung an ihre Frau Gemahlin!“ Erleichtert legen beide auf. Kurz darauf verlässt Makaïdi sein Büro und begibt sich schnurstracks ins Casino. Seinen Einsatz erhöht er heute um eine viertel Million.
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43. Makaïdi fliegt
Ans Schlafen denkt der Superintendent diese Nacht nicht mehr. Endlich sonnt auch er sich mal im Glück: Oscar Kambona, der Chef des „Continental“, verliert! Die ganze Nacht bereits. Mag ja sein, dass er den betont lässig auftretenden Oberbullen heute lieber mal gewinnen lässt, aber so genau will Makaïdi das gar nicht wissen.
Kurz vor Sonnenaufgang ist der Kommissar um zwei Millionen Shilling reicher und unterlässt es diesmal ausnahmsweise, seinen Gewinn sofort wieder zu verspielen. Stattdessen spendiert er sich und zwei Begleiterinnen einen Besuch im extra für ihn aufgesperrten Designer-Whirlpool des Hotels, anschließend einen für ihn arrangierten Brunch im Speisesaal, wo noch vor wenigen Tagen Jens Petermann gefrühstückt hat.
Die Uhr über der Saaltür zeigt viertel nach sechs muzungu-time, als Makaïdi sich ein Telefon bringen lässt, wider Erwarten Baregu auf dessen mobile erreicht und ihm aufträgt, ihn auf der Stelle vom Serena zur Reise in den Süden abzuholen. Der Sergeant allerdings ziert sich. Wie er das denn bittschön um diese Uhrzeit machen und begründen solle? „Mensch, Nehemiah, geh’ zur Fahrbereitschaft, lass dir was einfallen!“, beschließt sein Chef kurz und bündig den Befehl.
Kurz nach acht landet tatsächlich mit ohrenbetäubendem Knattern ein 15-sitziger Transporthubschrauber auf dem fast leeren Parkplatz des Hotels. Während Makaïdi das Hotelportal verlässt, genießt er die Aufmerksamkeit des Personals und seiner jüngsten Gespielinnen. Nur von Kambona leider keine Spur. Draußen dann freut er sich fast noch mehr über die empörten Blicke einiger hellhäutiger Gäste hinter den Fenstern, die der Lärm aus dem Bett geworfen hat. In aller Ruhe schreitet er auf den unvermindert flatternden Hubschrauber zu und wuchtet sich hinein. Drinnen warten neben Baregu Inspektor Fundikira und drei Polizeiflieger auf ihn.
„Kein Gepäck, Sup?“, empfängt der Pilot Makaïdi und reicht ihm herausfordernd die Hand. Unwirsch fertigt der übermüdete Superintendent den Flugkapitän mit einem dicken Bündel Scheine ab – „Wir sind heute abend wieder hier!“ –, um sich sofort danach die schallschluckenden Kopfhörer überzustülpen und einzudösen. Den Piloten das Flugziel anzusagen, kann er getrost seinen beiden konkurrierenden Assistenten überlassen. Kurz darauf sind sie in der Luft.
Minutenlang verläuft der Flug ereignislos. Sie folgen strikt der Küstenlinie gen Süden. Unter ihnen glitzert und funkelt es wie wild auf den Wellen des Ozeans, rechts bricht sich die Dünung am Meeresboden, dahinter mal Sand-, mal tiefgrüner Mangrovenstrand. Schon bald finden sich nur noch vereinzelt Siedlungen am Meer und kleine, motorlose Kanus. Links, am östlichen Horizont durchpflügt ein viel zu groß geratener, garantiert nicht tanzanischer Hochseetrawler die örtlichen
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