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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Schaden anzuschauen und über die Entschädigungs-Forderung zu verhandeln. Nachdem die Dorfbewohner allerdings merken, dass es sich um etwas völlig anderes handelt, verlieren sie nach und nach das Interesse an den sechs Männern aus dem Äonen weit entfernten Dar es Salaam.
    Nein, Fremde habe man hier seit Wochen nicht gesehen. Nicht im Dorf, nicht auf den Feldern, auch nicht auf dem Fluss. Dazu habe es viel zu doll geregnet. Selbst der Arzt, den die Bezirksverwaltung einmal im Monat schicke und den meist niemand kennt, sei seit Tagen überfällig. Ob die Polizisten den nicht rasch holen könnten, drei Nachbarn seien ernsthaft krank? Oder ob sie vielleicht was gegen die Überschwemmungen tun könnten oder wenigstens gegen die Elefanten, jetzt, wo sie schon mal gut ausgerüstet und mit Hoheitsgewalt ausgestattet vor Ort seien? 
    Solche Hoffnungen jedoch zerschlagen sich dann ziemlich rasch. „Leute,“ erläutert Sergeant Baregu geduldig, „ich find’s ja auch nicht gut, dass sich niemand um euch kümmert, aber wir haben einen ganz anderen Auftrag und weder Pumpen noch Flinten dabei. Wir suchen weder Ranger noch Jäger, sondern einen langen muzungu und einen kleinen Chagga.“
    Schließlich bescheidet der Ortsvorsteher dem Superintendent noch einmal, „nein“, solche Fremden gebe es hier nicht, „Herr Kommissar, die müssen Sie woanders suchen“. Doch Makaïdi ist zwar müde, aber keineswegs gewillt schon aufzugeben. 
    „So, so. Warten wir's ab. Sie werden kommen. Fürs Warten brauchen wir ein Quartier, wie machen wir das? Vorher allerdings will ich noch eines wissen: Kennt hier irgendwer die alten Farmen deutscher Siedler?“
    Ohne zu zögern, meldet sich der Dorfälteste zu Wort, ein hagerer, bestimmt bald achtzigjähriger Mann mit schlohweißem Kraushaar, dessen Statur noch immer Respekt einflößt. „ Das interessiert Sie? Wieso?“
    „Weil wir davon ausgehen, dass es die Fremden dorthin zieht.“
    „Und warum?“, lässt der Alte nicht locker.
    „Weil Vorfahren des gesuchten muzungu hier gesiedelt haben.“ Makaïdi meidet Details. Einmal selbst gelöchert zu werden, macht ihn nervös.
    „Briten? Hatten die auch einen Namen?“
    „Nix Briten – Deutsche.“
    „Das ist doch Ewigkeiten her. Was will dieser ‚Nachfahre’ denn heute noch hier?“
    Jetzt wird der Superintendent einsilbig. „Schauen, wo die Vorfahren lebten, vielleicht.“
    „Rein historisch-familiäres Interesse? Das treibt einen doch nicht aus Europa in diese verlassenste Ecke Tanzanias!“ Der Alte redet sich in Fahrt. „Junger Mann, sagen Sie uns die Wahrheit!“, fordert er Makaïdi sanft auf. „Und auch den Namen ...“ Welch ungewohnte Rolle, die der Superintendent – immerhin in seinen 50ern – zum ersten Mal zu spielen hat. Doch auf die Hilfe der Dorfbewohner wähnt er sich angewiesen, will er den Schatz des Deutschen selber finden.
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44. Petermann sucht ein Schiff
     
    Für Yussufu Hamad ist es die allererste Hochzeit seines Lebens, und so schnell wird er sie nicht beenden, zu allerletzt für irgend so einen dahergelaufenen muzungu . Taucht da doch mitten im schönsten Trubel, als er seine Braut gerade mal wieder ausgiebig küssen will, dieser Deutsche auf, im Schlepptau gleich den Hafenfritzen, der irgendwas über Liegezeiten, Gebühren und weitere Ziele schwafelte. Das konnte ja nicht gut gehen. Fünf Minuten später hatte er die beiden abgefertigt. Frühestens Morgen ist er bereit, mit ihnen zu reden. 
    Von Stunde zu Stunde aber kommt der nächste Tag nun näher, und weder der Kapitän noch Sahife, seine Angetraute, denken im Entferntesten ans Schlafen. Als Sam Masisi zum zweiten Mal auftaucht und Yussufu zu sprechen wünscht, ist es fast Mittag, doch noch lange nicht spät genug. Erneut verlässt der Hafenmeister den fröhlichen Ort unverrichteter Dinge. Wie soll er das nachher bloß dem Deutschen erklären, der sich auf ihn verlässt? Dass er hier nicht den Amtsschimmel raushängen lassen kann und will?
    Unterdessen hat Petermann den kilometerlangen Strand Kilwas entdeckt und es sich den Vormittag über gut gehen lassen. Dick mit Sonnenschutz eingesalbt mutterseelenallein im sanft vor sich hin schwappenden, lauwarmen Ozean herumzuspaddeln: Wann hat er das schon Mal erlebt? Jetzt sitzt der Deutsche zum drittenmal im Restaurant am Markt – der einzigen passablen Garküche des Orts, wie er mittlerweile weiß – und labt sich an Reis mit Fisch, heute auf der Tafel zur Abwechslung einmal als Fisch mit Reis.

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