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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Nirgendwo im Westen allerdings sind größere Flächen trockenen Lands zu sehen. „In zwanzig Minuten etwa müssten wir den Matandu erreichen, dort schwenken wir landeinwärts Richtung Njinjo. Gegen halb vier dürften wir landen, Chef.“
    „Halb zehn!“, korrigiert ihn der Pilot, der es gewohnt ist, ausschließlich europäische Systeme zu verwenden. Insbesondere Uhrzeiten. „Bleib metrisch, sonst gibt’s Chaos!“, so sein auch jetzt wieder angebrachter, sinnfreier Standard-Spruch. 
    „O.k., lasst mich solange in Ruhe, Männer!“ verabschiedet sich Makaïdi und hofft, die nächste halbe Stunde Ruhe zu haben. Niemand soll es wagen, ihn noch mal zu stören. Ein Moment, wie geschaffen für manch kleine Rache. Drei Minuten später zerplatzen Makaïdis Träume beim Ansturm der Worte des Sergeanten. „Ach, Chef, eh ich's vergesse, vorhin brachte ein Bote einen Umschlag für Sie.“ 
    Sofort ist Makaïdi hellwach, trotzdem handzahm. „Von wem?“, fragt er mit schlecht unterdrückter Vorfreude.
    „Von Herrn zur Lippe.“ 
    „Her damit“, bellt der Superintendent ungeduldig seinen Assi an. Hastig wird das Kuvert aufgerissen, in dem sich zig Zehntausender erkennen lassen. 
    „Lottogewinn, Chef?“, fragt da auch Fundikira, der sich bislang aus dem Geplänkel rausgehalten hatte. Auf der Stelle stauben beide Assistenten ihre Handvoll Zehner ab. 
    Über Njinjo kreist der Pilot beinah eine Viertelstunde, ehe er seinem Ko-Piloten folgt, der meint, auf einer Lichtung im Busch einen Kilometer entfernt, einen geeigneten Landeplatz entdeckt zu haben. Das Dorf ist von überfluteten oder im vollen Saft stehenden Feldern eingeschlossen, auf denen sich schlecht landen lässt, will man sich nicht den Zorn der Bauern zuziehen. Der Fußballplatz steht mindestens knietief unter Wasser. Auch die engen Gassen zwischen den Häusern und Gehöften sind viel zu schmal für jedes gefahrlose Niedergehen, die Maschine hier aufzusetzen, ohne Wände niederzureißen oder zumindest eines der Dächer abzudecken, scheint unmöglich. Einige Kilometer südlich soll es zwar eine verfallene Landepiste für Kleinflugzeuge geben, doch dann bräuchten sie wenn nicht ein Amphibienfahrzeug, so doch auf jeden Fall einen Landrover, um Njinjo zu erreichen. 
    Auf der Lichtung am Rande der Siedlung, die aus der Luft besehen kaum mehr als zwei Dutzend feste Häuser mit Blechdächern, eine Backsteinkirche und vielleicht fünfzig strohgedeckte Hütten umfasst, gelingt es den Piloten schließlich, den großen Helikopter zu Boden zu bringen. Keines der Kinder wird verletzt, die atemlos zusammenströmten und vollkommen distanzlos das seltsame Gefährt bestaunen. 
    Ankündigen hatten sie sich niemandem können. Telefonleitungen gab es hier noch nie, und auch das Mobilfunknetz wird noch Jahre brauchen, bevor es diesen Teil der Welt erreicht. Das weit und breit einzige Funksprechgerät steht verlassen im Haus des Ortsvorstehers, der seit Sonnenaufgang zum Fischen auf dem Fluss verschwunden ist und es nie für nötig hielt, seine Frau oder wenigstens die älteren Jungs in die Bedienung des Geräts einzuführen. Polizei gibt es vor Ort nur in Form halbausgebildeter Milizionäre. 
    Später aber halten Makaïdi, Fundikira und Baregu dann doch mit einem Dutzend weiterer Männer Kriegsrat. Als sie den Lärm hörten und sahen, wie die knatternde Maschine zur Landung ansetzte, waren nicht nur die Kinder, sondern das halbe Dorf herbeigeeilt, der Ortsvorsteher genauso wie der örtliche Parteichef (ein kleiner Hühnerzüchter), der Parteijugendwart, der Parteikassierer, die Frauenbeauftragte und der Dorfälteste. Alle natürlich aus der gleichen einen, ehemals einzigen Staatspartei.
    Kürzlich hatte man „Besuch“ einiger Elefanten aus dem nahe gelegenen Selous-Reservat, die fast die Hälfte aller Maisfelder zertrampelt hatten. Daraufhin hatten die Bauern erfolglos Entschädigung von der Parkverwaltung verlangt, die es ja zu verantworten habe, dass man die Viecher nicht jagen dürfe, und gleichzeitig viel Geld damit verdiene, wohlhabenden, oft arabischen oder gar südafrikanischen wazungu im Selous für mehrere tausend Dollar genau das zu erlauben: den Abschuss überzähliger Dickhäuter. Welch bodenlose Ungerechtigkeit! Als die Parkverwaltung mauerte, hatte der Ortsvorsteher einen Hilferuf in die Hauptstadt gesandt, der bislang unbeantwortet geblieben war. So glaubten zuerst alle, dass die uniformierten Männer aus dem Hubschrauber gekommen seien, um sich den

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