Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Petermann mit Doppel n, Schütte mit einem deutschen ü und zwei t. Beides Deutsche. Schütte kommt aus Hamburg, Petermann aus einem Ort namens Rosengarten, der Postleitzahl nach ganz in der Nähe. Wärst du wohl so nett, und jagst deren Namen mal rasch durch Eure Computer und faxt mir das Ergebnis rüber?“
„Klar doch, gibt’s irgendeinen konkreten Verdacht?“
„Ja, Kapitalverbrechen: Mord, Raub, Homosexualität. Wir haben uns verstanden?“
„Klar doch, du Halunke, denen werden wir es zeigen.“ Das macht sie sich beide so sympathisch: Sein Londoner Freund ist mindestens ebenso so homofeindlich wie Makaïdi selbst.
„Ach, Derek, nimm’ doch bei der Gelegenheit gleich noch einen dritten Namen mit: Singai Roh, Roh mit h am Ende, angeblich Tanzanier. Vermute, der ist ebenfalls schwul und besitzt einen britischen Pass.“ Letzteres, einen zweiten Pass zu besitzen, ist für Tanzanier illegal. Spätestens aber seit Mitte der 70er Jahre, als im Nachbarland Uganda fast alle Bürger asiatischer Herkunft des Landes verwiesen wurden, hat sich kaum noch ein tanzanischer Inder oder Pakistani von seiner aus der Kolonialzeit ererbten Staatsbürgerschaft als „British Subject“ freiwillig getrennt.
„O.k., Makaïdi, noch heute Nacht hörst du von uns.“ Damit ist das Dienstliche beendet. Makaïdis Kollege erkundigt sich noch rasch nach einem gemeinsamen Projekt. „Sag, was macht eigentlich unser Beherbergungsbetrieb in Bagamoyo? Wie weit sind wir da?“ Seit Jahren planen die beiden, in Tanzanias verschlafenem alten Haupthafen nördlich von Dar es Salaam ein Hotel aufzuziehen, für das Derek schon einige tausend Pfund überwiesen hat. Wegen unzähliger „anderer Verpflichtungen“ seines tanzanischen Geschäftsfreunds aber kommt das Projekt nicht so recht voran.
„Oh, lass es mich folgendermaßen ausdrücken ...“, setzt Makaïdi zu einer weitschweifigen Erklärung an. Doch bevor die beiden nochmals teuer ins Private abschwenken, kappt der mithörende Telefonist aus wohlwollenden betriebswirtschaftlichen Gründen deren Leitung. Der Superintendent hegt keinerlei Verdacht, direkt darauf erhält er den Rückruf aus der Zentrale mit zur Lippes Nummer.
„Oh, eine 911er. Hat also ein echtes VIP- mobile, unser Botschafter in spe. Na, für heute besten Dank, Kollegin.“
Freifrau Lore zur Lippe hat einen Anruf erwartet, aber weiß Gott nicht diesen. „Per, dein Polizist verlangt nach dir!“, schreit sie hellempört durchs Haus. Als zur Lippe in Sicht ist, raunzt sie ihm zu, dieser Bulle habe ja wohl überhaupt kein Benehmen, so einfach nach Feierabend privat hier anzurufen. „Zuhause! Auf deinem privaten Handy! Das ist ein Angriff auf meine Intimsphäre, eine Unverschämtheit, sag ihm das, Per!“ Gereizt greift der Botschaftssekretär nach dem Hörer.
„Zur Lippe hier. Was kann ich für Sie tun um diese Zeit, Herr Makaïdi?“
„Guten Abend, Herr zur Lippe. Wissen Sie, wir verfolgen gerade sehr heiße Spuren, da merkt man gar nicht, wie die Zeit vergeht. Habe ich Sie gestört?“
„Oh, nicht der Rede wert. Wollte gerade schwimmen gehen. Könnten Sie es kurz machen, bitte?“
„Kein Problem. Wie gesagt, wir verfolgen Spuren. Eine davon weist auf diesen Deutschen, Jens Petermann, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Weg nach Njinjo befindet.“
„Njinjo? Wo liegt das?“
„Im Süden, unterhalb des Rufiji. Das Nest ist von Norden aus derzeit so gut wie unerreichbar, dieser Petermann aber hat Glück und kommt von Süden. Ist vor ein paar Tagen nach Mtwara ausgebüxt. Als hätte er es geahnt ...“ Makaïdi räuspert sich. „Aber bleiben wir bei der Sache: Wir sehen, wie gesagt, praktisch keine Chance, dort hinzugelangen, um Ihren Landsmann zu stellen und zu befragen. Ich möchte aber auch nicht verantworten, dass man ihn dort unten zum Warten in eines unserer Rattenlöcher steckt, ohne Verwandte, die ihn versorgen und so weiter. Wie Sie wissen, läuft landesweit die Fahndung, und so ineffizient sind wir nicht, als dass wir einen einsamen wazungu dort unten nicht aufstöbern würden. Das Ganze nur, damit er uns Tage oder gar Wochen später als ausgemergeltes Wrack zugeführt wird oder wir ihn uns da unten vielleicht erst in ein, zwei Wochen selbst vorknöpfen. Um das zu verhindern, habe ich mir die Freiheit genommen, einen unserer Hubschrauber anzufordern. Wollen ihren Landsmann da unten ja nicht verkommen lassen.“ Hier macht Makaïdi eine künstlerische Pause, damit zur Lippe sich
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