Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Tor im Fort bemerkt?“
„Nein, da war nur ein Riesenloch ...“
„Das haben Denkmalschützer aus Dar’ kürzlich ausgebaut, war eine alte, massive Holzkonstruktion mit vielen Schnitzereien, die sie jetzt im Nationalmuseum ausstellen wollen ...“
Doch den Wirt und Fischereifachmann interessiert viel stärker, ob Petermann bereits Kontakt zum Kapitän des Salzfrachters aufgenommen hat. „Nein? Na, dann lassen Sie es uns doch gleich noch mal versuchen!“
Auf dem Weg ans Ende der Pier, an der das Schiff jetzt locker vertäut ist, liegen die Hoffnungen der beiden dicht beieinander. Masisi will mehr über Petermanns Vorhaben im abgelegenen Njinjo zu erfahren, Petermann will dort sobald wie möglich hin. Der Kapitän aber ist wieder nicht da. „Er heiratet“, übersetzt Masisi die Antwort eines Schiffsjungen. „ Wedding! Heute Abend, oben im Dorf. Soll ich versuchen, ihn da für Sie zu kontaktieren?“
„Oh ja, das wäre nett. Lassen Sie uns doch später gemeinsam dorthin gehen, wenn das erlaubt ist.“ Petermann macht sich zwar wenig Hoffnung, während einer solchen Feier Absprachen treffen zu können geschweige denn verbindliche Zusagen zu erhalten, doch er wird keine noch so kleine Chance auslassen, Kilwa so bald wie möglich zu verlassen. Außerdem reizt ihn die Vorstellung, eine hiesige Hochzeit mitzubekommen.
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42. Der Sup will verreisen
Fundikiras große Tochter Paya, die dieses Jahr schon dreizehn wird, hat vor Makaïdi, immerhin Chef ihres Vaters und ein älterer, Ehrfurcht gebietender mzee, schon lange keinen Respekt mehr. Spätestens, seit er sie einmal bei einem Essen ihrer Eltern auf seinen Schoß gezogen hat und obszön betatschte, ohne dass irgendjemand etwas dabei fand, lästert sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den „geilen Fettsack, faul wie Stroh“, der seinen Arsch nicht hochkriege geschweige denn irgendetwas anderes.
„Sobald irgend ein Fall droht, brenzlig oder mühselig zu werden, schickt er dich ins Gefecht. Oder deinen trotteligen Kollegen, den Sergeanten“, fährt sie ihren Vater am Mittwochabend an, als der verkündet, morgen wieder mal ins Hinterland reisen zu müssen. „Und er selbst sitzt im Trockenen, hält die Hand auf und zockt im Casino. Mensch, Papa, mach doch mal deinen Rücken gerade!“, empört sich Fundikiras Älteste weiter, bevor ihr Vater sie sanft unterbricht.
„Paya, ganz so ist es diesmal nicht. Zwar schickt man uns mal wieder ans Ende der Welt, wo niemand weiß, wie man sich dort überhaupt fortbewegen soll, aber diesmal hat Makaïdi beschlossen, höchstpersönlich mitzukommen. Muss daran liegen, dass gleich zwei Vermögende in den Fall verwickelt sind: ein toter wazungu und Singai Roh, der Archivdirektor.“
Ganz ähnlich hat auch Nehemiah Baregu seiner Frau die ungewöhnliche Reise angekündigt. Nachdem sich ihr Chef einmal entschlossen hatte, selbst auf die Jagd zu gehen, war alles sehr schnell gegangen. Baregu blieb gerade noch Zeit zu ermitteln, dass der letzte und in diesem Jahr bislang erste Bus gen Süden Sonntag Morgen abgefahren war, allerdings vor Utete wegen anhaltender Überschwemmungen hängengeblieben sei.
„Was bedeutet das für uns, Sergeant?“, hatte Makaïdi geblökt.
„Na ja, unsere Verdächtigen Wabaye und Roh, so sie denn ebenfalls in Richtung Njinjo und auf dem Landweg unterwegs sein sollten, können eigentlich noch nicht vor Ort sein. Petermann hingegen, der ja mit dem Schiff nach Mtwara gefahren zu sein scheint und somit von Süden kommen müsste, könnte es theoretisch bis morgen oder übermorgen schaffen.“ Als ihm noch ein weiterer Gedanke gestattet wird, erklärt Baregu stolz wie Oskar: „Ja, es gibt noch einen zweiten Grund, warum wir uns beeilen sollten: Die Reise nach Njinjo kann Tage dauern!“
Fundikira, der viel zu lange nichts Gehaltvolles zu sagen hatte, ergänzt wichtigtuerisch: „Im Hinterland von Kilwa soll es seit Tagen schon wieder so stark gegossen haben, dass da kaum noch jemand zu Lande unterwegs sein dürfte. Njinjo ist garantiert abgeschnitten.“
Darauf hatte Makaïdi nur gewartet. Nie hatte er vorgehabt, sich auf Schlagloch zerschundenen Schotterpisten gen Süden zu begeben und sich im Auto, sei es noch so modern und gut gefedert, stundenlang grün und blau schütteln zu lassen. Völlig klar, dass sie nicht wie gewöhnliche Sterbliche in Njinjo eintreffen würden. Weder mit einem dieser ständig kaputten „Cruiser“ des Präsidiums, noch per Schiff geschweige denn
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