Der Schatz von Njinjo (German Edition)
bewirtschaftet wurden. Was wir durchsuchen, ist die nähere Umgebung damals bereits ausgewachsener Mangobäume, die also schon mindestens anderthalb Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Die Lage der Farm haben wir einer Karte entnommen, wo dieses Grundstück – Farm zwei – mit den Initialen ‚sch’ gekennzeichnet ist, den Anfangsbuchstaben des toten Deutschen, Schutte. Dessen Vorfahren müssen hier noch bis August 1916 gesiedelt haben. Nahe eines Mangobaums haben sie ihre Kostbarkeiten versteckt, um sie vor den heranrückenden Engländern zu retten, das hat mir dieser Schutte kurz vor seinem Tod noch selbst erzählt.“
„Wann?“, mischt sich da wie angepiekst Sergeant Baregu ein.
„Damals?“
„Nein, wann genau Sie mit dem Deutschen gesprochen haben wollen!“
„Na, bei meinem Besuch im Hotel. Silvester.“ Roh unterschlägt, wie überaus ungenau die Angaben waren, die er damals von Schütte erhielt. Fundikira und der Sergeant jedoch sehen sich fragend an. „Ja, hat Sie Ihr Boss denn nicht ins Bild gesetzt?“
„Doch natürlich, aber ...“, weicht Fundikira aus. Stinksauer auf den Sup ist er sich mit seinem Kollegen Nehemiah einig: Das kann Makaïdi nicht mit ihnen machen! So hat man nicht mit ihnen umzuspringen! Als sie wieder unter sich sind, geifern beide im Duett: „Lässt uns hier zurück, um einen ‚Verdächtigen’ zu bewachen. Dabei hat der längst gestanden!“ „Und dann noch aidskrank! Der kann doch jederzeit drohen, uns anzustecken!“ Das erhöhe ja wohl eindeutig ihren Anteil am Schatz, so der denn je gefunden wird.
Doch auch dieser Tag vergeht, ohne dass Rohs Helfer fündig werden. Gegen Abend ergießt sich minutenlang ein heftiger Gewitterschauer, der die ausgehobenen Gräben in konturlose Schlammbäder verwandelt. Noch einmal übermitteln die beiden Polizisten Makaïdi per Funk ein düsteres, diesmal recht einsilbiges Bild der Lage: „Nichts hat sich getan.“ Inspektor Fundikira aber reizt es, seinem Boss noch einen mitzugeben: „Sup, bitte dran denken: Die Leiche muss aufgetaut werden!“
Bis kurz vor Sonnenuntergang passiert auch am Sonntag nichts Aufregendes, kein Fluchen hilft. Das Regenwasser ist längst abgeflossen und verdunstet, die Grabungen neu aufgenommen. Minutenlang schüttet es erneut vom Himmel, kurz werden die Arbeiten unterbrochen, danach beginnt alles wieder von vorn. Dann aber reißen gleich zwei Ereignisse die Polizisten aus ihrer Lethargie. Erst schlägt aus unerfindlichen Gründen das Schlauchboot Leck, das sie zurück ins Dorf bringen soll. „Es zischt!“, schreit einer von Rohs Männern urplötzlich in die Landschaft, und niemand hat Flickzeug dabei. Dann taucht im Osten auch noch mitten auf dem Fluss ein formidables Frachtschiff auf.
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47. Die Expedition
So früh stehe ich nur selten auf. Mama Mbirini hat mich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Schon vor sechs Uhr muzungu-time haben sich fast alle Expeditionsteilnehmer an der Pier eingefunden. Yussufu Hamads Schiff liegt leicht gekrängt drei Meter unter Kilwas einzigen Betonbohlen ernstzunehmender Länge, nur der Unverzichtbare fehlt, der Kapitän. Je länger wir im prallen Sonnenlicht an einem derart exponierten Ort des Städtchens warten, desto größer wird die Gefahr, dass mich Kolimbas Gorilla doch noch wiederfindet. Oder gar die Polizei.
Es wird sieben, halb acht, schließlich beinahe neun, bevor Yussufu Hamad sich die Ehre gibt, pfauenstolz wie schon seit Tagen. Unser Boot schwimmt mit der Flut jetzt fast auf Höhe des Kais. Seine beiden wartenden Passagiere, Petermann und ich, insbesondere allerdings Petermann, sind sauer und hungrig. Als Reeder der vor uns liegenden Passage beschimpft Petermann aufgebracht den Kapitän. Augenblicklich habe ich zu tun: Die harschen Worte des muzungu gilt es gehörig abzumildern, bevor Hamad uns um seiner frischvermählten Ehre willen noch vor der Abfahrt von Bord seines Schiffes schmeißt.
Um kurz nach halb zehn erscheint am oberen Ende der Asphaltstraße, die auf den Kai zu führt, die Silhouette eines gewaltigen Mannes. Noch ist er kaum zu erkennen und mehrere hundert Meter weit entfernt, doch augenblicklich wird mir mulmig. Wohin hier fliehen?
Yussufu Hamad rettet mich. Einen Moment später schmeißt er den Motor an und lässt die Leinen lösen. Unbehelligt stechen wir in See. Jetzt erst beginnen Petermann und ich zu verstehen, warum in den folgenden Stunden alles glatt geht und das Boot unbehindert vor sich hin tuckert. Erst um diese Zeit
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