Der Schatz von Njinjo (German Edition)
die Hinterlassenschaft dieser Siedler natürlich, um was sonst“, hatte Roh trotzig, beinahe beleidigt geantwortet.
„Sind Sie, mzee Roh, denn im Besitz von Dokumenten oder irgendeinem Spezialwissen, was die Suche danach ermöglicht?“, hatte Makaïdi noch gefragt.
„Ich weiß aus der Erzählung des Deutschen, dass er vorhatte, in der Nähe eines Mangobaums zu suchen. Außerdem gibt es eine uralte Karte, auf dem das Anwesen seiner Vorfahren eingezeichnet ist.“
„Sie haben diese Karte nicht zufällig dabei?“
„Doch, natürlich.“
„Her damit! Zeigen Sie sie mir!“, befahl ihm da der Superintendent, vom Jagdfieber gepackt, ohne den Protest des Anwalts – „Dazu haben Sie kein Recht!“ – auch nur im geringsten zu beachten. In die Defensive gedrängt, fischte Roh aus seinem kleinen Tagesrucksack das Katasterblatt hervor, das sich Schütte hatte kopieren lassen, und reichte es Makaïdi.
„Ein Original aus unserem Nationalarchiv! Gestohlen! Damit sind wir ja wohl quitt, Herr Anwalt – ihre Verleumdungsklage gegen meine Strafanzeige“, triumphierte da der Kommissar. „Das Blatt ist beschlagnahmt. Wenn Sie in den kommenden Tagen einen Blick drauf werfen wollen, wenden Sie sich vertrauensvoll an einen meiner beiden Sheriffs, Inspektor Fundikira oder Sergeant Baregu. Seien Sie unbesorgt, die werden in Ihrer Nähe sein.“ Seine beiden Assis würden Roh in den nächsten Tagen auf Schritt und Tritt begleiten, Tage, in denen Roh ansonsten auf Schatzsuche gehen dürfe wie geplant. Dann begann Makaïdi den Deal um die Kaution mit Rechtsanwalt Singh auszuhandeln.
Als alles geklärt ist, färbt sich der Horizont bereits rot. Vor dem Rückflug stimmt Makaïdi sich noch einmal mit Fundikira und Baregu ab: Einer von ihnen habe stets in der Nähe von Roh zu bleiben, egal, was der auch anstelle. Sollte er zu fliehen versuchen – „zu den Krokodilen, oder wohin?“, will Fundikira wissen –, sei er daran zu hindern, notfalls mit Gewalt. Sobald der Chagga oder gar Petermann auftauchen sollten, sei Makaïdi sofort per Funk zu verständigen. „Dann sehen wir weiter, Jungs. Länger als vier, fünf Tage kann es nicht dauern. – Spätestens in einer Woche seid Ihr zurück bei euren Leuten“, fügt der Sup, jeglichen Protest abblockend, seinen Befehlen noch väterlich hinzu. Dann hebt er donnernd ab. Keine drei Stunden später sitzt er wieder im Casino in Dar es Salaam.
Als Makaïdi Freitagmittag auf seinen Schreibtisch schaut, liegt dort ein seltsames Fax aus Mtwara. Danach habe die dortige Polizei bereits am Montag Vormittag, lange bevor das landesweite Fahndungsersuchen der Polizei aus Dar es Salaam eintrudelte, einen Jins Pitirmann aufgegriffen – die Ähnlichkeit im Namen sei ja augenfällig, wegen der verschiedenen Schreibweisen aber hätten die Computer beim Suchen versagt –, der sich als deutscher Tourist ausgab und behauptete, auf dem Weg von Dar’ nach Kilwa zu sein. Erst habe man ihn verdächtigt, etwas mit dem Anschlag auf die Grenzwache in Kilambo nachts zuvor zu tun zu haben, aber dann habe man ihn doch für unbedarft und halbwegs glaubwürdig gehalten und laufen lassen. So richtig etwas anzufangen weiß der Kommissar mit dieser Information nicht, außer, dass er sich seiner Sache noch sicherer wird: Der Deutsche wird in Njinjo auftauchen, das ist gewiss.
Seine beiden Untergebenen sitzen derweil am Nordufer des Matandu im Schatten zweier Kokospalmen vor einem von Roh spendierten Kasten warmer Cola. Sie schwatzen, was das Zeug hält, und beobachten, wie Singai Roh einen Trupp Einheimischer antreibt, Grund und Boden umzupflügen. Immer breiter werden die konzentrischen Gräben, die deren Spaten um drei alte Mangobäume ziehen. Zum Glück bleibt der nachmittägliche Gewitterguss heute einmal aus.
Njinjos Dorfchef hat den beiden Polizisten aus Dar es Salaam ein Nachtquartier überlassen, jedoch kein Boot. So warten sie aufs Ende von Rohs Grabungen, um mit ihm zusammen in dessen Schlauchboot ins Dorf am Südufer zurück zu fahren. Am Abend berichten sie Makaïdi über Funk von der vergeblichen Buddelei.
Der Samstag verläuft ähnlich trocken und ergebnislos. Irgendwann fragt Fundikira gelangweilt den zunehmend grau und blasser wirkenden Archivdirektor, was er denn hier eigentlich durchwühle.
„Sie wollen es genau wissen?“, fragt Roh zurück. „Also gut. Das nennt sich Archäologie. – Wir befinden uns hier auf dem Gelände einer von sieben Farmen, die bis 1916 von deutschen Siedlern
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