Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
Vom Netzwerk:
nämlich lohnte sich die Abfahrt angesichts der Gezeiten, die der Kapitän natürlich kennt wie seine Hosentasche und anderes mehr. Vorher wäre das Mündungsgebiet des Mantandu mit seinen unzähligen Nebenarmen und von Mangroven bewachsenen Ufern unbefahrbar gewesen. Für eine Entschuldigung aber ist es längst zu spät.
    Mittags, nach dem zweiten Tagesgebet, zu dem sich fünf von Hamads sieben Männern überall auf dem Boot gen Mekka verneigten, schippern wir bereits recht flott den Fluss hinauf, „mit gut sechs Knoten!“, so der Kapitän. Als die Sonne untergeht, liegen wir – für Petermann vollkommen unerwartet – direkt vor Njinjo. Am nördlichen Ufer brennen vereinzelt kleine Feuer, am Südufer im Dorf auch einige Petroleumleuchten. Im Dunkeln zielen von Norden her minutenlang zwei starke Taschenlampen auf das Schiff, denen jedoch keiner von uns besondere Beachtung schenkt.
    Wir ankern mitten im Fluss. Niemand hat das Bedürfnis, in der Schwärze der Nacht zwischen Hippos und Krokodilen hindurch ans Ufer zu paddeln. Stattdessen schürt einer der Seeleute ein kleines Feuer auf einer Blechpfanne unterm Dach des Brückenhäuschens und setzt darüber chai und posho auf. Petermann, der stark nach irgendeinem Mückenmittel stinkt und sich den ganzen Tag von Obst ernährte, zückt aus seinem Rucksack ein Päckchen Kekse und zwei Dosen Bier. Eine davon hält er mir hin. Dann schaut er fragend in Richtung Mannschaft. „Die trinken doch wohl nichts, oder? Als Moslems?“ 
    „Oh, so sicher wäre ich mir da nicht“, gebe ich zu bedenken. „Erstens sind auch unter Moslems nur die wenigsten dogmatisch. Bier trinken viele ab und zu. Zweitens hat Hamad in seiner Crew ja offenkundig auch zwei Ungläubige.“
    „Die, die nicht beten? Da hätte ich mir von Sam ja um einiges mehr Bier mitgeben lassen sollen ...“
    „Na ja, Sie müssen ja nicht gleich die ganze Mannschaft betrunken machen. Aber dem Kapitän würde ich schon eine Dose anbieten.“
    Petermann folgt meinem Rat, Yussufu Hamad jedoch lehnt höflich ab. Vielleicht quält ihn sein Hochzeitskater noch zu sehr. Bald darauf verzieht sich mein deutscher Arbeitgeber allein ans Heck, breitet dort unter dem sternenübersäten Himmel ein Laken aus und ward nicht mehr gesehen. Vom köstlichen Hirsebrei mit Hammelsoße bekommt er so genauso wenig etwas ab wie von den Pfeifen, die anschließend die Runde machen.
    Am Morgen drängt der Deutsche schon vor Sonnenaufgang zum Aufbruch. „Käpt’n, bringen sie uns bitte ans Ufer“, fordert er Yussufu Hamad auf, direkt nachdem der Kapitän sein Morgengebet beendet hat. 
    „An welches, master?“, fragt Hamad zurück.
    „Na, an das dahinten vor Njinjo natürlich. Am besten gleich noch ein Stückchen weiter gen Westen.“
    „Dafür bräuchten wir jemanden, der sich dort auskennt. Sonst kommen wir hier nirgends heil an Land. Die Uferstreifen sind tückisch, brechen häufig ab.“
    „Okay, also zuerst ins Dorf“, willigt der Deutsche ein.
    Was zum Teufel hat Petermann vor? Warum will er ans Südufer? Fehlt ihm noch irgendwas? Aus meinem Besuch im Archiv und der Karte ging doch klar hervor, dass die Farm seiner Vorfahren im Norden gelegen haben muss! 
    Noch vor halb sieben prescht das Rettungsboot von Hamads Kutter, ausgestattet mit einem japanischen 7,5-PS-Motor, auf die Anlegestelle am Rand des Dörfchens zu. Trotz der frühen Stunde sind wir sofort umringt von einem Dutzend Kindern, die aufgeregt „ muzungu, muzungu! “ schreien. Einige haben kugelrunde Hungerbäuche. Kaum jemand aus dem Dorf dürfte unsere Ankunft überhört haben, dafür war der knatternde Außenborder in der Stille des Morgens viel zu laut. Tatsächlich dauert es keine fünf Minuten, bis auch Erwachsene auftauchen, allen voran der Dorfälteste, ein ziemlich hellhäutiger, hagerer und trotz seines augenscheinlich greisenhaften Alters überraschend beweglicher Zaramo. Als die Begrüßungsfloskeln verklungen sind, beginnt er sofort, den Kapitän auszufragen und bietet ihm einige fast frisch wirkende Kathblätter an, die er aus der Tasche zieht. Wird das Zeug hier etwa irgendwo angebaut? Wenige Sätze später schon haben beide dicke Backen, lachen sich schallend an und fangen an zu tuscheln. Dann warnt uns der chief vertraulich:
    „Ihr Kapitän hier ist ein wahrer Freund, er will jetzt öfter kommen. Aber Vorsicht! Im Dorf treiben sich seit Tagen drei Fremde rum, die drüben, auf der anderen Flussseite, uraltes Land umgraben. Zwei der Männer sind

Weitere Kostenlose Bücher