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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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Vokabelheft eingetragen. Sie selbst fährt erst nach Silvester wieder an die Küste. Jetzt schickt sie mich zu Bekannten in der Großstadt, bei denen ich die ersten Nächte unterkommen kann. Endlich einmal wieder raus aus Moshis lähmender Dorfidylle!
    Beim Einsteigen holt mich der Alltag ein. Nicht nur, dass der Bus innen weit weniger komfortabel ist als außen noch versprochen – Dreier- statt Zweiersitze, Kopfteile verdreckt, Klimaanlage offenbar kaputt –, sondern auch der Fahrer und seine zwei Ticketabreißer scheinen auf Krawall gebürstet. Sie haben sich abgesprochen: Eben noch 21.000, kostet der Platz in ihrem Bus plötzlich fünf Tausender extra: „Feiertagszuschlag“! Vor Wut platzt mir sekundenlang der Kragen. „Gauner! Halsabschneider! Betrüger! Verbrecher!“, alles, was mir an Schimpfworten einfällt, prasselt auf die Männer nieder. Protest sind sie nicht gewohnt, die Jungs sind überrumpelt. Damit haben die nicht gerechnet.
    Schimpfen soll gut für die Psyche sein, meinen Plänen förderlich aber ist dieser Wutausbruch nun nicht. Die Kerle fackeln nicht lange, zerren mich stattdessen wie betrunken aus dem Bus, versetzen mir zwei Ellenbogenstöße in die Nieren und lassen mich hinter einer kleinen Ticketbude einfach fallen. Als ich wieder zu mir komme, stehen zwei Rücken wie eine Wand vor mir, sodass ich die Augen lieber gleich wieder schließe. Minuten später rollt der Bus davon, und die zwei Rücken werden unsichtbar. 
    Bloß nicht noch mehr Ärger jetzt! Schließen wir das Kapitel Detektivspielen doch einfach ganz schnell ab. Schließlich hab ich ja noch einen anderen, ehrbaren Beruf als Moshis schlechtest bezahlter Wirtschaftsberater. Noch hat mich das Abenteuer Schutte doch kaum etwas gekostet! Nur mein Fahrgeld, das will ich zurück. 
    Honorata aber, die das Drama mit den Schaffnern aus sicherer Entfernung beobachtet hat, ist kämpferischer. So schnell mag sie nicht aufgeben und sich die Chance entgehen lassen, als Geschäftsführerin der ersten tanzanischen Schatzsucherfirma ins Handelsregister zu geraten. Besessen von der Idee, dem muzungu zu folgen, hilft sie mir wieder auf die Beine. Dann fragt sie gar nicht erst, was denn passiert ist, sondern baut sich mit ihrer kräftigen Statur sofort vor dem Schalter auf, an dem wir die Fahrkarte kauften. „Ihre Kollegen haben meinen Freund hier aus dem Bus geschmissen! Völlig grundlos! Entweder sie ersetzen ihm sofort sein Ticket und verschaffen ihm einen Sitz im nächsten Bus, oder ich bin in zwei Minuten bei der Polizei!“ 
    Der Bursche hinterm Tresen wirkt tatsächlich etwas eingeschüchtert. Vor der Polizei haben hier alle Angst, sie ist grundsätzlich zu teuer, oft brutal und selten unparteiisch. Freiwillig traut sich da kaum jemand hin, schon gar keine mittellose Frau. Honorata aber wirkt derart entschlossen, dass der Ticketverkäufer ihr die Drohung abzunehmen scheint. Anstandslos streckt er mir eine neue Fahrkarte hin, ohne Zuschlag, und auch die zwei Rücken tauchen nicht mehr auf, bis ich im „Zwei-Uhr-Express“ an die Küste sitze – acht Uhr muzungu-time . Mit etwas Glück werde ich fast zeitgleich mit Schutte in Dar es Salaam eintreffen, hoffe ich.
    Die Straße führt an den sanft ansteigenden Hügelketten der Pare-Berge entlang und ist frisch geteert, strahlend gelbe Linien weisen auf dem schwarzen Asphalt kilometerweit nach vorn. In der Zeitung stand, 250 Millionen Dollar aus Europa seien in den Ausbau des highways bis Dar’ geflossen, dieser modernen Karawanenroute. Damit der Spitzenkaffee vom Kilimanjaro, den hier niemand trinkt, schnell nach Europa kommt. Zum Ausfuhrhafen, auch nach Tanga, dauert’s jetzt keine zehn Stunden mehr. Endlich kann hier auch jeder so schnell rasen wie er will – so er denn ein Auto hat. Offiziell gibt's zwar speed limits , selbstverständlich, doch anders als in den Ländern, aus denen unsere Autos kommen, nirgends Radarfallen. Davon erzählte mal eine Sendung im kenyanischen Fernsehen, das ein Bekannter in Moshi empfangen kann: Wie die Polizei in Europa Raser fängt, mit Blitzen, Infrarotkameras, Portraitfotos und Formel-Eins-Rennwagen. Science fiction live!
    Alle paar Kilometer liegt ein Wrack am Straßenrand. Meist ist es so arg zerbeult, dass keine Überlebenden zu befürchten sind. Mein Express-Bus rast mit 110 Kilometern pro Stunde über die Piste – der Tachostand wird laufend im Fernseher eingeblendet, in dem irgendein indischer Schmalzfilm plärrt. Schuttes Bus war zwar etwas

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