Der Schatz von Njinjo (German Edition)
den Namen des zweiten Mannes, der mit Schutte das Zimmer teilte. Kennen sie ihn?“
„Finn Schutte? Nie gehört. Die melden sich bei uns nicht an. Der Mann ist uns unbekannt wie die allermeisten Touristen in ihrem Land. Aber ich schaue gern noch einmal nach.“ Zur Lippe hat sich den Namen selbstverständlich sofort notiert.
Makaïdi waren das einige Sätze zu viel, er klingt ungeduldig. „Diesen Schutte meine ich ja nicht allein. Vielleicht schauen sie mal in ihren berühmten deutschen Melderegistern nach seinem Begleiter, da wird sich schon was finden lassen. Schutte könnte schwul gewesen sein. Wenn das stimmt, dürfte es ihnen doch nicht schwer fallen, den Namen seines Freundes zu ermitteln.“
„Wie kommen sie denn darauf?“ Zur Lippe ist schon wieder alarmiert und leicht pikiert.
„Aber Herr Attaché. Verkaufen sie mich nicht für dumm! In Deutschland gibt es seit Jahrzehnten Listen, die solche ‚Paare’ registrieren, das ist bekannt.“ Unverhohlen lässt der Kommissar beim Wort couple seinen Abscheu raus. „Die ‚vermählen’ sich bei ihnen doch sogar! Wir wissen, dass dieser vermeintliche Schutte hier mit einem weiteren muzungu untergekommen ist, einem Landsmann. Wohl auch so eine Schwuchtel, auf jeden Fall einer, der deutsch spricht. Dessen Namen brauchen wir. Die Angestellten beschreiben ihn alle ähnlich: Groß, hellhäutig, bärtig, allerdings nicht wie jemand, der in Mekka war. Damit hören die Ähnlichkeiten dann allerdings schon auf. Weder können die Zeugen sich auf ein Alter einigen noch auf seine Augenfarbe, Gesichtsform oder wenigstens auf die Figur. Er sieht halt aus wie alle ‚Weißen’. Könnte höchstens sein, dass er nicht ganz so untersetzt wie der Tote ist.“ Jetzt ist Makaïdi auskunftsfreudig.
Zur Lippe hat anhaltend genickt und sich Notizen gemacht. Er merkt, dass er sich auf diesen Kommissar noch lange nicht verlassen kann. Die halbe Million wird diesmal wohl nicht reichen. Mehr aber hat er nicht dabei. Der Diplomat macht deshalb auf besonders freundlich. „Superintendent, ich werde schauen, was sich über diesen Schutte und den Zweiten herausbekommen lässt. Wann, glauben Sie, wissen Sie genau, ob es sich um ein Gewaltverbrechen handelt? Dann müssten wir nämlich auch die deutsche Staatsanwaltschaft einschalten ...“
„Was ist das denn für ein Quatsch? Die hat hier doch nichts zu sagen!“
„Verzeihung, aber bei Mord im Ausland an einem Deutschen ermitteln die von ganz allein ... Ich darf mich doch darauf verlassen, dass auch Sie mich auf dem Laufenden halten?“
Makaïdi, der schnell erfasst hat, dass aus dieser neuen, zusätzlichen Kooperation zusätzlich etwas herauszuholen wäre, steckt unvermutet freundlich zurück: „Selbstverständlich, Herr Botschaftssekretär, die tanzanische Polizei steht ihren deutschen Freunden doch stets zu Diensten, Herr Attaché.“ Geflissentlich überhört zur Lippe Makaïdis feine Ironie und macht sich rasch davon.
Fundikira und Baregu haben ihre Arbeit mittlerweile fast beendet. Aus dem Erdgeschoss lässt sich der Gerichtsmediziner vernehmen, der Totenschein samt Sarg und Leichenwagen aufgetrieben hat. „Kann die Leiche mit?“, ruft er Makaïdis Mannen schon von der Treppe fröhlich zu. Oben angekommen, wendet er sich dann an deren Boss: „ Hujambo , Makaïdi, das is ja mal ´ne blasse Leiche, wa’?“ Der Superintendent zögert ein wenig mit dem Lachen. Ist der Botschaftsmensch auch wirklich weg? Dann übertönt sein dröhnendes Gelächter alle anderen Geräusche auf dem Flur.
Als er sich wieder gefasst hat, hat Makaïdi nachgedacht. „Hey, Doc, warte noch mal mit dem Wegräumen.“ Assistent Fundikira runzelt die Stirn: Sein Chef wird sich doch wohl nicht etwa selbst an den Tatort begeben wollen? Das hat er ja noch nie erlebt! Es soll auch dabei bleiben: Superintendent Makaïdi hasst es, sich Tote anzuschauen. Nur um die Lagerung der Leiche geht es ihm. Bloß nicht schon verwesen lassen! Die teuren Untersuchungen kommen doch erst noch, an denen sich einiges verdienen lässt!
„Die Leiche kommt fürs erste in den Kühlschrank!“ Wo aber funktioniert zur Zeit einer so zuverlässig, der groß genug ist für einen toten, aufgedunsenen wazungu ? Im Leichenkeller der Universitäts-Pathologie gibt’s keinen Strom, und alle umliegenden Krankenhäuser weigern sich seit Monaten beharrlich, Makaïdis Opfer kostenlos zwischenzulagern. Sein letzter Toter moderte tagelang im Wirtschaftskeller des Präsidiums vor
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