Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Und dann dieses Maß: 620 Fuß! Zur Jahrhundertwende, das hat er schon zuhause recherchiert, waren das je nach Weltanschauung mal 150, mal mehr als 200 Meter! Ob es das Gelände so überhaupt noch gibt, ob der Baum nicht schon hundertmal überflutet und entwurzelt wurde? Petermann hofft, dass es zumindest nicht zu viele alte Mangobäume auf dem Gelände gibt, wenn er es erst einmal gefunden hat.
Fieberhaft überlegt er, wie er an die beiden noch fehlenden Dinge kommt. Ein Metalldetektor lässt sich zur Not vielleicht nochmals irgendwo beschaffen, die Karte jedoch gibt es nur hier. Solange er sich verfolgt fühlt, aber zögert er Risiken einzugehen. Abschalten oder Abbrechen, das ist jetzt die Frage: entweder den Feiertag im „Serena“ aussitzen, Angst abbauen und Pläne schmieden, oder aufgeben und direkt zur Botschaft gehen, um heil aus der Sache herauszukommen. Ein einfaches Umbuchen seines Rückflugtickets, das auf den 27. Januar ausgestellt ist, kommt nicht in Frage. Das wäre allzu auffällig, auf sowas achtet jede Polizei.
Nachlassverwalter haben es nicht leicht. Irgendwann am Nachmittag aber, nach einem halben Dutzend Colas am Pool des „Serena“, hat Petermann sich entschieden. Er wird die Suche nach Finns Schatz durchziehen. Dafür ist er bereit, sich auch in Gefahr zu bringen. Was kann ihm als Ausländer schon groß passieren? Heute ist Donnerstag, der erste Januar, die Nacht kostet 230 Dollar, doch hier lässt sich auch per Kreditkarte bezahlen. Morgen wird er weiter sehen und schauen, wie er an Direktor Rohs Sekretärin aus dem Nationalarchiv herankommt. Unwahrscheinlich, dass sie vom Tod ihres Auftraggebers, der sie die Karte kopieren hieß, dann bereits etwas weiß. Irgendwann danach würde er noch mal ins „Continental“ müssen, um den Detektor zu holen – falls der nicht längst verschwunden ist. Vorher kann er ja versuchen herauszubekommen, ob sich so ein Ding auch in Dar es Salaam auftreiben lässt. Da das erneute Auftauchen im „Continental“ das größte Risiko birgt, will er damit bis kurz vor seinem Verschwinden warten.
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14. Neujahrsfreuden
Wilfrem Fundikira ist zufrieden. Makaïdi lässt ihn im Keller des Polizeipräsidiums Asservate sichten. Dort ist es kühler als im Büro oben oder beim Chef selbst, auch wenn der das einzige Büro des ganzen Traktes hat, dessen Klimaanlage funktioniert. Nach der Feierei gestern Abend tut die Kühle gut. Fundikira freut sich, dass er sich hier unten erholen kann.
Den hellhäutigen Toten hatten sie am Silvesternachmittag mit dem Leichenwagen vom Hotel zum Restaurant seines Bruders gekarrt und dort, nach einer kurzen, kostspieligen Auseinandersetzung mit dem Bruder, in dessen Tiefkühltruhe deponiert. Danach waren er und Baregu zurück ins „Continental“ gefahren, wo ihr Chef von seinem Sessel aus das Personal vernahm. Als seine beiden Assis wieder am Tatort erschienen waren, hatte Makaïdi sich augenblicklich erhoben, die Vernehmungen abgebrochen und ihnen überlassen und war verschwunden. Ihre Fragen hatten sie danach auf den Besucher konzentriert, den der Tote zuletzt hatte. Es war offenbar der gleiche Mann, mit dem er sich das Zimmer geteilt hatte. Angekommen war der vor zwei Tagen, und seit dem Morgen nicht wieder aufgetaucht.
Später hatten sie das Hotelzimmer versiegelt und nur leicht tragbare Sachen mitgenommen, schließlich waren sie zu Fuß. Demnächst würden sie ein zweites Mal ins „Continental“ kommen, um die größeren Stücke abzuholen. Solange bleibt der Raum gesperrt.
Zeter und Mordio schreiend war der Hoteldirektor bei ihrem Rückzug auf sie losgegangen: Die Polizei könne doch nicht einfach Hotelzimmer schließen, wer komme denn für den Mietausfall auf? Ein 50.000-Shilling-Zimmer mitten in der Hochsaison leer stehen lassen, nur weil darin ein muzungu zu Tode gekommen ist, das sei schlimmer als jede Sünde! Im Bewusstsein, die Interessen seines Chefs zu vertreten, hatte sich Fundikira innerlich ins Fäustchen gelacht, war stur geblieben und wähnte sich äußerlich rein rechtlich sowieso auf der sicheren Seite. Sollte sich der Hotelboss doch an die Erben des Deutschen wenden!
Im Keller, beim Sichten von Schuttes Hinterlassenschaft mitten zwischen den vielen Resten vergangener Verbrechen, verlässt sich Makaïdis bester Mann weniger auf seinen Verstand denn auf Intuition. Systematisch kann er später noch. Der Tote hat sich nass rasiert, macht das ein Schwuler? Beine, Achseln und Scham aber waren
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